Wer ist die Coolste im ganzen Land
drüben. In ein paar Minuten geht’s los.«
Brianna joggte zu ihrem Team hinüber und Avalon nahm sich einen Stift und füllte rasch das Formular aus. Dann setzte sie ihr Pokerface auf und lächelte einigen der Mädchen auf der Tribüne ein Hallo zu.
»Okay!« Brianna kam zurückgehüpft, während die anderen
Cheerleader auf dem Feld blieben und mit Coach Carlson ihre Übungen durchgingen. Coach Carlson war eine kleine, rundliche, rotwangige Frau mit krisseligen orangen Haaren und einem bedauernswerten Faible für All-American-Sweatshirts - heute trug sie ein hellrotes mit kurzen Ärmeln und einem aufgedruckten Adler, der eine US-Flagge im Schnabel hielt, kombiniert mit glänzenden blauen Shorts, die eine Spur zu eng für ihre dicken blassen Beine waren.
»Wie ihr alle wisst, besteht unser Team nur noch aus neun Mädchen, seit Amy Channings Vater nach Chicago versetzt wurde«, sagte Brianna, die sich dabei zuerst an Avalon wandte, bevor sie die anderen Anwärterinnen ansprach. »Um unser Potenzial voll ausschöpfen zu können, brauchen wir aber dringend zehn Mädchen - und genau aus diesem Grund seid ihr heute hier. Wir bringen euch jetzt einen einfachen Cheer bei, und anschließend hat jede von euch die Möglichkeit, uns mit ihrer eigenen Performance davon zu überzeugen. Wir fangen damit an, dass ihr euch hinter das Team stellt und euch ein paar Durchgänge anschaut.«
Avalon joggte zusammen mit den anderen auf das Footballfeld und musterte verstohlen die neben ihr laufenden Mädchen, die ihre fröhlichsten Mienen aufgesetzt hatten. Sie war eindeutig die erste Wahl. Durch ihren Kopf geisterten Visionen von süßen Cheerleader-Trikots, auf deren Brust AVALON eingestickt war.
»Okay, und jetzt alle!«, rief Brianna.
Avalon nahm Haltung an. Zeit, den anderen Mädchen zu zeigen, dass sie es mit einer starken Konkurrentin zu tun hatten.
Brianna zählte »Five, six, seven, eight …« und begann mit dem Cheer.
Moment, wie ging noch mal die erste Strophe? Avalon bemühte sich verzweifelt mitzuhalten, aber jedes Mal wenn sie versuchte, die Worte korrekt nachzusprechen, kam sie mit den Schritten durcheinander. Und was, bitte schön, war mit ihrem Rhythmus beim Klatschen los?
»Super gemacht, Mädels! Noch ein paar Durchgänge und ihr habt es drauf!« Briannas fröhliche Stimme verursachte Avalon einen nervösen Schweißausbruch auf dem Rücken.
Okay, konzentrier dich. Du kannst es , ermahnte Avalon sich im Stillen. Sie holte tief Luft, spannte ihre Armmuskeln so fest an, wie sie nur konnte, und zwang sich, im Takt zu bleiben.
Das Ganze war schwieriger, als es aussah. Avalon klatschte wie besessen in ihre jetzt schon brennenden Hände. Du musst auf jeden Fall in dieses Team aufgenommen werden. Du hast das Turnen dafür aufgegeben. Die kleine Stimme in ihrem Kopf begann die Cheers zu übertönen, die Avalon aus voller Kehle mitbrüllte. Ein kurzer Blick auf ihre Konkurrentinnen zeigte ihr, dass sie genauso viele Schwierigkeiten zu haben schienen. Aber im Gegensatz zu ihnen hatte Avalon Brianna auf ihrer Seite.
»Okay, Mädels. Dann zeigt mal, was ihr könnt!« Brianna versammelte die potenziellen Cheerleader um sich. »Jede von euch zieht jetzt eine Nummer aus der Schale auf dem Tisch. Das Mädchen mit der Nummer eins kommt direkt zu uns aufs Feld. Die anderen warten bitte auf der Tribüne!«
Als Avalon ihre Nummer gezogen hatte, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus: die Zehn. Sie würde also als Letzte dran sein. Gespannt trabte sie zur Tribüne hinüber, um ihre Konkurrentinnen im Auge zu behalten. Sie
wollte ganz genau wissen, mit welchen Gegnerinnen sie es zu tun hatte.
Da waren:
1. Kitty Jenkins, die total laut brüllen konnte und eine ziemlich gute Körperspannung besaß, die Blicke aber eher wegen ihrer schwarzen Brille und dem buschigkrausen braunen Pferdeschwanz auf sich zog, der ihr bei jeder Bewegung ins Gesicht peitschte.
2. Laura Mortenson, die einen langen blonden Pferdeschwanz und leuchtend blaue Augen hatte - was ihr definitiv Pluspunkte einbrachte -, mit ihrer tiefen, heiseren Stimme aber eher Marilyn-Monroesexy als Cheerleader-fröhlich klang.
3. Ximena du Point, die behauptete, aus der berühmten Unternehmerfamilie du Point zu stammen, den Namen in Wirklichkeit aber nur angenommen hatte, als ihre Mutter sich von ihrem Vater - einem Coach der National Football League - scheiden ließ. Was sie allerdings geerbt hatte, war sein Körperbau.
Avalon blickte über das smaragdgrüne
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