Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen
ihre Kleidung nennen konnte. Als Erstes streifte sie sich das knappe weiße Top über den Kopf. Der Saum blieb kurz an einer ihrer rosigen Brustwarzen hängen, bevor er darüberrutschte. Als Nächstes ließ sie sich viel zu viel Zeit damit, sich in ihre Pyjamashorts hineinzuwinden. An der Kabinentür wandte sie sich noch einmal um.
» Ruh dich aus, Loverboy. Ich hab große Pläne mit dir. Mal sehen, ob du Mann genug bist, um mitzuhalten. «
Er lächelte, als sie verschwand – glücklich, wenn auch nur für den Moment.
Lucy hüpfte die Treppe hoch, so begeistert von sich selbst, dass sie es kaum aushielt. Der Regen hatte sich verzogen, und ein Mondlichtsplitter versuchte, durch die Wolken zu dringen. Sie hatte noch nie mit einem Mann so geredet wie mit Panda. Sie hatte ihre Bedingungen gestellt, genau erklärt, was sie wollte, und sich keinen Deut darum geschert, wie er dazu stand.
Sie sauste über den Rasen, dieses Mal machte sie einen weiten Bogen um den Hufeisenstab. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ted jemals so etwas mit ihr angestellt hätte wie das, was Panda mit ihr angestellt hatte. Obwohl sie sich vorstellen konnte, dass Ted so etwas mit Meg anstellen würde. Nicht, dass sie sich das wünschen würde. Sie zog eine Grimasse und schüttelte das Bild ab.
Sie und Panda … Zwei Menschen, die nicht zusammenpassten … Eine Sterilisation … Das war genau das, was sie sich von ihrem verlorenen Sommer wünschte. Eine Chance, sich wirklich unartig zu benehmen.
Als sie die Terrasse betrat, kam ihr in den Sinn, dass Menschen sich eine Wunschliste von ihren Lebensträumen machten – von all den Dingen, die sie vor ihrem Tod verwirklichen wollten. Lucy hatte den Eindruck, dass sie sich durch eine Art Rückwärtswunschliste durcharbeitete, weil sie Dinge tat, die sie längst hinter sich gehabt hätte, wäre sie in einer anderen Familie groß geworden. Wilde Frisuren, schrille Klamotten, Tattoos. Sie hatte den perfekten Mann sitzen gelassen, war ausgestiegen, und nun hatte sie sich einen inakzeptablen Liebhaber zugelegt. Dabei hatte sie immer gedacht, sie könnte mit bedeutungslosen One-Night-Stands nichts anfangen, aber vielleicht hatte sie sich das nur eingeredet, weil bedeutungslose One-Night-Stands für die Tochter der Präsidentin unrealistisch gewesen waren. Kein wilder Primatensex für Lucy Jorik.
Bis jetzt.
Konnte das der Schlüssel sein? Was, wenn das Nachholen all dieser Dinge, die sie verpasst hatte, genau das war, was sie brauchte, um zum nächsten Kapitel ihres Lebens überzugehen?
Lucy schloss die Schiebetür hinter sich ab, duschte, zog sich trockene Sachen an und legte sich ins Bett, aber sie war zu aufgedreht, um einzuschlafen. Eine Rückwärtswunschliste …
Sie kletterte wieder aus dem Bett und schnappte sich ihren gelben Schreibblock. Dieses Mal hatte sie keine Mühe, die richtigen Worte zu finden, und als sie fertig war, hatte sie eine perfekte Liste. Das hier war genau das, was sie brauchte.
Sie knipste das Licht aus und lächelte in sich hinein. Dann musste sie an die Lakritzpeitsche denken und bekam eine Gänsehaut. Sie drehte sich auf die Seite, stand noch einmal auf und entriegelte die Schiebetür.
Kein Zweifel. Sie war unartig gewesen. Und es fühlte sich so gut an.
» Lesestunde « , sagte Bree und öffnete die Tür zu der kleinen Vorderveranda des Cottages, so wie sie das in den letzten zwei Wochen getan hatte, seit sie diesen Entschluss gefasst hatte.
» Es ist Sommer « , wandte Toby ein. » Im Sommer brauche ich keine Bücher zu lesen. « Aber noch während er sich beschwerte, stand er vom Wohnzimmerboden auf und folgte ihr nach draußen.
Die Veranda war gerade groß genug für zwei uralte Korbstühle und einen kleinen Holztisch. Bree hatte eine Lampe aus ihrem Schlafzimmer herausgestellt, damit sie abends lesen konnte, wenn Toby im Bett war, aber am Ende des Tages war sie immer so geschafft, dass sie gewöhnlich vorher schon einnickte. Sie hatte mehr Glück damit, ihre neue Bücherliste für Erwachsene in den Pausen zwischen dem Kerzengießen, Geschenkkartenbemalen oder dem Herumexperimentieren mit einer neuen Möbelpolitur aus Bienenwachs abzuarbeiten.
Als sie das Buch aufschlug, mit dem Toby und sie bereits begonnen hatten, fragte sie sich einmal mehr, warum sie sich das alles antat. Es war schließlich nicht so, als hätte sie nicht schon genug Sorgen. Es war Mitte Juli. Sie würde den ersten Honig des Jahres nicht vor Anfang August ernten können, und wie immer
Weitere Kostenlose Bücher