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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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und Termiten – in Schutz. »Unter uns gesagt, Olivia«, gestand er verdrießlich, »ich hätte nichts dagegen, wenn das verdammte Küchenhaus im Fluß versinken würde! Übrigens, wo ist eigentlich Miss Templewood? Ich habe sie nach dem Essen noch nicht wieder gesehen.« Seine Frage klang eher erleichtert als besorgt, denn Estelles spitze Bemerkungen machten Freddie immer nervös.
    »Sie hat eine schwere Erkältung«, erklärte Olivia ernst. »Ich glaube, sie hat sich unbemerkt zurückgezogen und kuriert sich im Bett aus.« In Wirklichkeit war Estelle nicht in ihrem Zimmer, wie Olivia wußte.
    Die dumme Gans war durch die Hintertür davongeschlichen und flirtete sorglos mit diesem Clive Smithers. Olivia hoffte nur, sie werde so vernünftig sein, rechtzeitig zurückzukommen, ehe ihre Mutter es entdeckte und wieder einmal ein schreckliches Unwetter losbrach.
    »Morgen ist für lange Zeit mein letzter Tag hier. Deshalb wollte ich Sie darum bitten, daß wir noch einmal zusammen ausreiten, Olivia.«
    Freddie sah sie so traurig an, daß Olivia beinahe weich geworden wäre. Aber gerade weil es der letzte Tag war, ließ sie sich nicht von ihrem Entschluß abbringen. Er mochte wieder unerträglich gefühlvoll werden, einen sentimentalen Abschied erwarten, vielleicht sogar einen Kuß oder auch zwei … Bei diesem Gedanken lief es ihr kalt über den Rücken. »Ich glaube nicht, Freddie. Ich bin noch nicht sicher, ob ich morgen überhaupt ausreiten werde, denn ich glaube, ich bekomme diese schreckliche Erkältung ebenfalls.« Sie nieste überzeugend und zog das Taschentuch heraus.
    »Oh«, sagte er niedergeschlagen, aber dann fügte er mit einem tapferen Lächeln hinzu. »Nun gut. Niemand soll sagen, wir Wühlmäuse könnten unser Schicksal nicht mit Würde tragen.«
    »Wühlmäuse?«
    »Ja, wissen Sie das nicht? Wir hier in Kalkutta heißen Wühlmäuse. Wegen des Mahratten -Grabens, verstehen Sie?«
    Sie verstand es nicht, lächelte aber pflichtschuldig belustigt.
    »Die Leute aus Madras sind natürlich die Schreibtischhengste«, fuhr Freddie, durch das Lächeln ermutigt, fort, »und die aus Bombay die Enten.«
    »Enten? Warum Enten?«
    »Natürlich wegen der Bombay-Ente! Allerdings ist das überhaupt keine Ente, sondern ein Fisch.« Er schlug sich auf die Schenkel und lachte.
    Olivia stimmte in das Lachen ein. Natürlich hatte Freddie keine Ahnung, daß sie nicht über den Witz lachte, den sie nicht verstand, sondern aus Erleichterung darüber, daß sie ihn mehrere Wochen lang nicht sehen würde.

Siebentes Kapitel
    Olivia ritt aus reiner Neugier zum Mahratten- Graben, der im Osten der Stadt von Norden nach Süden verlief. Aber er enttäuschte sie. Der Verteidigungsgraben war vor hundert Jahren gegen einen möglichen Angriff der Mahratten ausgehoben worden. Die »Wühlmäuse« hatten ihre Arbeit jedoch nie beendet, weil die Mahratten nicht gegen Kalkutta vorrückten. Jetzt stand in dem nutzlosen Graben stinkendes Wasser. Olivia rümpfte die Nase und ritt in Richtung Wald, wo immer noch helle Dunstschwaden wie Brautschleier zwischen den Bäumen hingen und im zerzausten Grasteppich der Tau glänzte.
    Nachdem Freddie Kalkutta endlich verlassen hatte, fühlte Olivia sich wieder frei und ritt, wohin ihr der Sinn stand. Der Küchenjunge, der sie abwechselnd mit dem Stallburschen auf Geheiß ihrer Tante während Freddies Abwesenheit begleiten sollte, stellte kein Problem dar. Olivia gab ihm ein paar Münzen für ein gutes Frühstück im Basar. Er ersparte sich nur allzugern den mühseligen Lauf und wartete Tee trinkend, bis Olivia nach Hause zurückkehrte.
    Der schmale Weg führte sie im Zickzack durch gelbe Jakaranda- und alte Banyanbäume, durch Mango- und Bobäume. Eine Schar grüner Papageien flatterte krächzend durch die Zweige und schimpfte über den Eindringling. Hinter dicken grünen Zweigen tauchte plötzlich das neugierige Gesicht eines Mungo mit fragenden Knopfaugen auf. Affen mit schwarzen Gesichtern beobachteten sie mißtrauisch von ihrem sicheren Hochsitz in den Baumkronen. Olivia zügelte Jasmine, da sie plötzlich ein unerwartetes Hindernis entdeckte: Ein riesiges Spinnennetz zog sich wie ein Zaubervorhang über den Weg. Es war so kunstvoll und fein zwischen den unteren Ästen zweier Bäume gesponnen, daß Olivia es vor dem blaßgrauen Himmel kaum sah. Fasziniert von dem zarten Meisterwerk saß sie ab, um die Spinne, die wie eine kleine, pralle schwarze Beere aussah, bei ihrer mühsamen Arbeit zu beobachten. Das

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