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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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wußte: Es gab dieses hauchzarte, seidene Band, das sich wie eine Fessel um sie legte. Je mehr sie sich dagegen wehrte, desto enger und fester zog sie sich zu.
    Wenn sie Jai Raventhorne wirklich nie wiedersehen sollte, wäre das ein lebenslanger Tod, zu dem er sie verurteilt hätte. Aber sie konnte und wollte das nicht als endgültig hinnehmen.
    Bei dem Abendessen für die Birkhursts entdeckte Olivia zu ihrer Überraschung unter dem Dutzend Gäste auch Kashinath Das. Zusammen mit anderen einflußreichen Indern war er zu Estelles Geburtstagsball eingeladen gewesen, aber Olivia hatte ihn noch nie bei einer Gesellschaft im engeren Kreis gesehen. Er war klein und drahtig, hatte einen Backenbart und bewegte sich ruckhaft. In der förmlichen Smokingjacke und dem weißen gestärkten Hemd wirkte er merkwürdig. Er sprach affektiert, und sein Getue mit einer englischen Bruyère-Pfeife wirkte aufgesetzt und wenig überzeugend. Olivia mußte sich eingestehen, daß Mr.Kashinath Das nicht ungefährlich zu sein schien. Sie wunderte sich, daß man ihn überhaupt eingeladen hatte.
    »Alles in Ordnung mit Sir Josh?« Freddies leise Frage verwirrte Olivia, bis sie sich errötend an das abrupte Ende ihres ersten gemeinsamen Ausritts erinnerte. Bislang hatte Freddie das Thema rücksichtsvoll nicht erwähnt. »Ja, ja. Es war nichts Besonderes. Er wollte in einer unwichtigen Sache meine Meinung hören.« Noch eine Lüge! Wie oft hatte sie inzwischen schon wegen Jai Raventhorne gelogen? Wie oft würde sie noch lügen müssen?
    »Bestens. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Ich hatte das Gefühl, es sei Ihnen so lieber.«
    Olivia drückte ihm spontan die Hand. O ja, Freddie Birkhurst war liebenswert. Trotz all seiner Unvollkommenheiten hätte er eine bessere Behandlung von ihr verdient.
    Der Händedruck, der verständnisvolle Blick, das freundliche Lächeln – Lady Birkhurst entging nichts. Wohin Olivia auch ging, die Blicke der Baronin folgten ihr hartnäckig. Olivia hatte sich große Mühe gegeben, ihr aus dem Weg zu gehen, aber es ließ sich nicht vermeiden, daß sie sich im Gästezimmer im Erdgeschoß schließlich begegneten. Lady Birkhurst wollte sich vor dem Essen noch frisch machen, und Lady Bridget befahl Olivia, sich um sie zu kümmern. Lady Birkhurst nutzte die Chance des Alleinseins mit Olivia und kam sofort zur Sache. »Ich war an jenem Nachmittag so mit meinen Gedanken beschäftigt, Olivia, daß ich offenbar eine Möglichkeit außer acht gelassen habe.« Olivia wartete schweigend, während die Baronin sich in einen Sessel setzte und die dicken, weichen Hände ruhig im Schoß faltete. »Könnte es sein, daß Sie meinen Vorschlag deshalb so entschieden abgelehnt haben, weil es, äh, eine andere romantische Bindung gibt?«
    Mit dieser Frage hatte Olivia nicht gerechnet. Sie errötete, und da sie darauf nicht sofort eine Antwort geben konnte, schwieg sie und kaute nervös auf ihrer Unterlippe. In den wenigen Sekunden ihrer sichtbaren Verlegenheit zog Lady Birkhurst ihre eigenen Schlußfolgerungen.
    »Ich … verstehe.« Die Fettpolster in dem Spanielgesicht fielen sichtlich nach unten. »In diesem Fall, meine Liebe, müssen Sie einer dummen, geschwätzigen alten Frau verzeihen. Und Sie müssen natürlich unser Gespräch vergessen, das heißt, wenn ich mich nicht«, ein Hoffnungsschimmer schlich kaum merklich in ihre Augen, »irre, und Sie möglicherweise doch noch einmal über alles nachdenken wollen?«
    Olivia sah den Ausweg aus ihrem Dilemma, so peinlich er auch sein mochte, und nahm die Gelegenheit sofort wahr. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Lady Birkhurst. Ich hätte Ihnen meine …
    Lage erklären müssen.« Schon wieder eine Lüge (was war das für eine Lage  – und mit wem hatte sie eine romantische Beziehung? ) Olivia hätte sich gerne dafür geschämt, aber dazu war ihre Erleichterung zu groß.
    Lady Birkhurst erhob sich mühsam aus dem Sessel und legte ihr die weiche, dicke Hand auf die Schulter. »Ich brauche keine Erklärungen, Olivia. Aber wenn Sie es für notwendig erachten, dann rate ich Ihnen, es Ihrer Tante zu erklären. Sie ahnt nicht, daß all ihre Bemühungen vermutlich vergebens sein werden.«
    Es war Freddie, der ihr durch den Abend half. Sie mußte ihm weder Antworten geben noch sich auf ihn konzentrieren. Es fiel ihr leicht, einfach so zu tun, als sei er nicht vorhanden. Als Gegenleistung nahm ihn Olivia vor dem Trommelfeuer der Fragen ihrer Tante – nach Deckeln, Petroleumkanistern

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