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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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es nicht kommen. Indische Kaufleute können ebenso vorausblickend sein wie Boxwallahs. « Ein flüchtiges zufriedenes Lächeln begleitete seine Antwort. Er blickte wieder zärtlich in ihr sorgenvolles Gesicht, strich mit dem Zeigefinger die Falte zwischen Olivias Augenbrauen glatt. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen«, sagte er heiser, »… falls dich das beunruhigt.«
    »Ja, das beunruhigt mich. Ich kann den Gedanken nicht ertragen …« Olivia brach ab, denn sie konnte ihm nicht sagen, wie sehr sie bei dem Gedanken an seine Einsamkeit litt. Es schmerzte sie unerträglich, daß er seinen einzigen Freund verlieren sollte, die einzige Familie, die ihn als einen der ihren aufgenommen hatte.
    Es gelang ihr, die Worte zurückzuhalten, aber ihr Gesicht verriet das Mitgefühl. Wie eine Falle, die plötzlich zuschlägt, verwandelten sich seine grauen Augen wieder in Stein. »Ich finde deine Anteilnahme – oder ist es Mitleid? – rührend«, sagte er mit eisigem Sarkasmus, »aber ich kann dir versichern, daß ich sie nicht brauche. Nach allem, was Kinjal dir erzählt hat, machst du dir ein zu romantisches Bild von mir.« Er griff nach den Rudern, stieß sie ins Wasser und trieb das Boot heftig vorwärts.
    »Das stimmt nicht …«
    »Belüge mich nicht, Olivia. Ich kann in dir wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen.«
    »Nur weil ich mir Sorgen mache …«
    »Tu es nicht. Ich bin nicht daran gewöhnt. Es macht mich mißtrauisch, und mir ist unwohl dabei.«
    » Mißtrauisch? « Seine vorsätzlich falsche Interpretation ihrer Absichten trieb sie zur Verzweiflung. Sie schlug in ohnmächtigem Zorn mit der Faust auf das Holz. »Ich hasse es, wenn du plötzlich so unlogisch bist! Und ich kann es nicht ertragen, wenn du mich bewußt so grundlos verletzt!«
    Er sah sie höhnisch an und lachte höhnisch. »Ach ja? Ich dachte, du bist bereit, alles zu ertragen, ganz gleich, was ich tue! Darf ich daraus schließen, daß dein Mut nicht ausreicht, dein etwas voreiliges Versprechen zu halten?«
    »Nein! Aber du bestehst darauf, in harmlose Worte etwas Falsches hineinzulegen. Du gibst zu, mir gegenüber mißtrauisch und argwöhnisch zu sein. Du versteckst dich vor mir hinter Halbwahrheiten, Ausreden und Verdrehungen …« Ihre Stimme überschlug sich, aber sie biß die Zähne zusammen und weinte nicht. »Ich … ich liebe dich, Jai«, flüsterte sie unglücklich, »es ist doch nur natürlich, daß ich dich verstehen möchte, dich kennenlernen möchte, etwas über dich erfahren möchte …« Sie konnte nicht weiter sprechen. Sie mußte mit den Tränen kämpfen und wandte den Kopf ab.
    Der Zorn war verraucht. Er saß plötzlich neben ihr und zog sie in seine Arme. »Ich habe keine Ahnung, was bei deiner Liebe natürlich ist oder nicht, Olivia.« Er vergrub das Gesicht in ihrem Nacken und bebte vor Reue. »Mich hat noch nie eine Frau wie du geliebt. Ich muß so viel von dir lernen. Du mußt viel Geduld mit mir haben.«
    Die Zärtlichkeit vertrieb den bitteren Geschmack auf der Zunge, als sei er nie dagewesen. Seine Spitzen, seine Hiebe, seine Launen – alles war wie weggeblasen. In einem einzigen Atemzug hatte sie ihm vergeben. Sie spürte seine gespannten Rückenmuskeln und streichelte sie, bis sie weich und locker waren. Sie linderte mit zärtlichen, leisen Worten seine inneren Qualen und vertrieb den wilden Sturm seiner Gefühle mit ihren Küssen, bis sein rauher, heftiger Atem wieder ruhig und langsam wurde. Sie empfand eine unendliche Liebe für ihn und spürte das bereits vertraute Sehnen, das sich einstellte, wenn sie sich nahe waren. Eine Weile lag er still in ihren Armen. Seine Hände schenkten ihrem Körper zögernd, vorsichtig die Zärtlichkeiten, nach denen sie sich bereits sehnte, und sie konnte beinahe sehen, welche Anstrengung ihn die Zurückhaltung kostete. Dann hob er den Kopf und küßte sie auf den Mund. »Ermutige mich nicht, Olivia«, murmelte er mit angespanntem Gesicht, »ich habe nicht leicht Angst, aber du schaffst es, daß ich Angst vor mir bekomme. Das ist ein merkwürdiges Gefühl.«
    Er ging noch nicht auf seinen Platz zurück. Trotzdem hatte er sich auf subtile Weise von ihr gelöst und wieder in sein Schneckenhaus zurückgezogen, das sie so unglücklich machte. Es kostete sie so große Mühe, ihn nicht zu berühren, daß sie die Hände zu Fäusten ballte. Sie wollte ihn an sich drücken, sein launisches, flüchtiges Wesen fangen und für immer festhalten. Aber sie wußte, das lag nicht in ihrer

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