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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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sagen willst – oh … so viel!« Sie drückte mit zitternden Lippen das Taschentuch auf die Augen und griff wieder nach dem Brief.
    Olivia war wie vom Donner gerührt. Das konnte doch nicht wahr sein – ihre Tante sprach von Freddie Birkhurst! Olivia hätte beinahe laut gelacht. Ihre Tante glaubte allen Ernstes, sie sei in Freddie verliebt? Und das nur, weil er ihr ständig diese lästigen Briefe schrieb, die sie ungeöffnet in den Papierkorb warf? Es war einfach lachhaft! Aber die unerwartete Farce brachte sie völlig aus dem Konzept, und der Mut verließ sie endgültig. Zum ersten Mal begriff Olivia mit aller Wucht, was ihre Erklärung auslösen würde, und welche bitteren Folgen ihre Bindung an Jai für ihre Familie hatte.
    Man mußte es ihnen natürlich sagen – und zwar bald, sehr bald. Sie konnte nicht länger unter so verlogenen Bedingungen leben. Aber die Worte, die die Bombe platzen lassen würden, mußten sorgfältig überlegt und gewählt werden. Es würde viel Einfühlungsvermögen von ihr verlangen, den grausamen Schlag so weit wie möglich zu dämpfen. Es würde Szenen geben, schreckliche Szenen mit Ohnmacht und tränenreichen Beschuldigungen und Vorwürfen. Bei dem Gedanken daran schlug ihr Herz schneller, aber sie reckte auch trotzig das Kinn. Was auch kommen mochte, sie mußte die Folgen tragen – wenn nicht heute, dann morgen. Natürlich würde es einen Skandal geben – und wie sehr liebte Kalkutta Skandale! Und natürlich würde sie das Haus der Templewoods verlassen müssen. Wohin würde Jai sie bringen – in das Chitpur-Haus? Auf die Ganga ? Wohin auch immer, das mochte er entscheiden, aber sie wollte bei ihm sein! Unendliche Sehnsucht überkam sie mit einem leichten Schauer des Glücks, und sie dachte an die beredten Tränen beim Abschied, an das ängstliche Versprechen, das er von ihr verlangt hatte.
    Aber ja, ich liebe dich …
    Sie mußte schlucken. Ja, welche bitteren und unerträglichen Folgen auch immer, sie würde sich nicht viel länger mit dem Geheimnis abfinden …
    »… hast du gehört, mein Kind?«
    In Gedanken versunken, hatte sie offenbar eine Frage ihrer glücklichen Tante überhört.
    »Ich dachte, du würdest Josh vielleicht eine Tasse Tee bringen …«, wiederholte Lady Bridget mit nachsichtigem Lächeln, »er hat den ganzen Tag wieder nur gearbeitet.«
    Olivia kehrte in die unerfreuliche Gegenwart zurück. Onkel Josh! Bei der Erwähnung dieses Namens überkam sie namenloser Zorn. Kein Wunder, daß er »gearbeitet« hatte, denn die Aussage von Das würde ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lassen!
    Mit einer Tasse Tee in der Hand und einem bitteren Geschmack im Mund fand ihn Olivia schließlich bei den Rosenbeeten, die er mit Hingabe schnitt. Argwöhnisch und überrascht sah sie ihn an. Sir Joshua interessierte sich schon kaum für das Haus, aber für den riesigen Garten hatte er noch nie etwas übrig gehabt. Haus und Garten unterstanden seiner Meinung nach der alleinigen Verantwortung seiner Frau. Olivia biß die Zähne zusammen. Durch seine Machenschaften waren zwei Männer gestorben und ein dritter sollte, wenn es nach ihm ging, gelyncht und diffamiert werden. Und was tat er? Sir Joshua schnitt zur Abwechslung einmal Rosen  …
    »Tante Bridget schickt dir Tee«, erklärte sie unfreundlich.
    Sir Joshua machte eine ungeduldige Bewegung und streichelte hingebungsvoll Clementines Kopf, was der kleine Spaniel gnädig über sich ergehen ließ. »Wußtest du, mein Kind, daß es bereits vor zwanzig Millionen Jahren schon Rosen gab?«
    »Nein.« Olivia reichte das Tablett mit dem ungewollten Tee einem der Gärtner und befahl ihm, es in die Küche zurückzubringen. Hat er wieder getrunken? fragte sie sich.
    »Sieh dir das an!« Er schien ihre Ablehnung nicht zu bemerken. »Bridget hat sie im letzten Jahr aus Frankreich importieren lassen. Die Rosa Multiflora  – wir sagen Floribunda, andere nennen sie Polyanthus. Sie blühen phantastisch, nicht wahr?«
    Olivia reagierte nicht, staunte aber noch mehr über seine Gartenkenntnisse als über die plötzliche Liebe zum Gärtnern und dem Wunsch, mit ihr darüber zu reden.
    Sir Joshua ging den Weg entlang zu einem Beet mit leuchtend roten Blüten. »Hier, die Rosa Chinensis, Liebes. Ich habe sie vor Jahren aus Kanton mitgebracht. Seltsamerweise nennt man sie jetzt die Bengalen-Rose. Wie ich höre, wächst sie in Europa sehr erfolgreich.« Mit wachsendem Staunen folgte ihm Olivia. Er hatte bestimmt wieder getrunken! Er kniete

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