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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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mehr oder weniger nicht an – genauer, nicht, wenn eine aristokratische, englische Haut auf dem Spiel steht.« Wieder einmal überkam ihn die Bitterkeit. »Kashinath Das war Abschaum. Ohne ihn ist die Welt vielleicht etwas besser geworden. Aber der unschuldige Nachtwächter Haveli Ram war eine harmlose Seele, die uns und seinen Göttern treu ergeben diente. Arvind und ich haben das Brot mit ihm gebrochen. Wir kennen seine Frau, seine Söhne, seine Enkelkinder. Er hat uns vertraut, uns gewissenhaft und treu gedient – bis die Gier eines Weißen sein Leben einfach so ausgelöscht hat!« Er schnalzte mit den Fingern und sah sie haßerfüllt an. »Ist es für seine Familie ein Unterschied, daß dieser Tod nicht beabsichtigt war?!«
    Olivia wollte zu ihm gehen, ihn umarmen, ihn wieder lieben und mit ihrer Liebe seinen Schmerz lindern. Aber sie wußte, er würde ihr jetzt nicht erlauben, ihm nahe zu kommen. »Die Tat meines Onkels war falsch, entsetzlich falsch. Ich weiß es«, sagte sie verzweifelt und spürte, daß ihre Worte den Schaden nicht wiedergutmachen konnten. Doch sie fügte hinzu: »Aber das eine weißt du nicht, Jai. Er ist in vieler Hinsicht so blind und so besessen wie du. Auch in seiner Seele sitzt ein Geschwür. Es zwingt ihn zu handeln, trübt seine Sinne und führt zu einem unfaßlichen Wahnsinn …« In ihrer Not lief sie zu ihm, ergriff seine Hand und sagte: »Für seine Taten wird er eines Tages Gott Rechenschaft ablegen müssen!«
    Er schüttelte ihre Hand ab und lachte. »Gott hat dazu eine Ewigkeit, ich habe etwas weniger Geduld. Außerdem glaube ich nicht an göttliche Gerechtigkeit. Meine Rache ist weniger subtil, sondern irdischer.« Er lachte wieder, als habe er einen Witz gemacht.
    Aber Olivia sah, daß seine Augen fremd und kalt wirkten. Sie waren so starr und leblos wie bei einem Toten. Von neuer Angst erfaßt, griff sie noch einmal nach seiner Hand und ließ sie nicht los. »Nicht noch mehr Tote, Jai, bitte …«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht noch mehr Tote. Es wird nicht nötig sein. Wie der Onkel, um dessen Leben du bittest, so richtig gesagt hat – es gibt schließlich nicht nur eine Möglichkeit, um einen Affen zu fangen.« Er küßte ihre Hand, löste sich von ihr, und alles Gesagte war verschwunden – auch der Haß. »Ein Beiboot wird dich ans andere Ufer bringen. Wie immer vertraue ich Bahadur, daß er dich sicher nach Hause begleitet.« Er ging zur Tür und hielt sie ihr auf.
    Wieder einmal war sie von seinen Gedanken ausgeschlossen. Unglücklich folgte Olivia ihm an Deck, wo der frische Wind ihr in die Wangen biß und die kalten Böen die Haut röteten. Nächtliche Dunstschwaden lagen auf dem Wasser, aber auf dem Fluß erwachte langsam das Leben. Durch den kalten Wind wurde Olivia der Kopf klar, und sie vergaß die herannahende Müdigkeit. Trotzdem ging sie wie auf Wolken und konnte sich nicht auf die Wirklichkeit einstellen. Soviel war in dieser einen Nacht geschehen – so unglaublich viel! Gefühle von Trauer und Glück wechselten in ihr, vermischt mit konfusen Gedanken. Und da war ihr Körper, der sie, noch immer auf wunderbare Weise von den Leidenschaften der Nacht erweckt, als Frau vollkommen machte. Sie überließ sich genußvoll der köstlichen Schwere ihrer Glieder, reckte und streckte sich in katzenhafter Zufriedenheit. Die Macht der Gewohnheit drängte ihr die ewige Frage auf die Lippen, aber mit einem Lächeln unterließ sie es, sie zu stellen. Olivia wußte, sie würde Jai wiedersehen, aber erst dann, wenn er es wollte. Sie war damit zufrieden, bis dahin zu warten, und sollte es bis an das Ende ihres Lebens dauern – sie würde warten.
    »Paß auf dich auf. Das Wechselfieber kann sehr hartnäckig sein und wird dich schwächen.«
    Sie freute sich über seine zärtliche Sorge um ihre Gesundheit. Einen Augenblick lang umarmte sie ihn auf dem einsamen Deck. »Ich liebe dich, Jai. Ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen …«
    »Ja. Ich weiß.« Mehr sagte er nicht.
    Trotz aller guten Vorsätze fragte sie dann doch: »Wann …?«
    Er legte ihr einen kalten Finger auf den Mund. Und im kupfernen Licht des Morgens war sein Gesicht leichenblaß. »Ich habe dich weder klug noch gut geliebt, Olivia, aber ich habe dich geliebt. Wirst du das nicht vergessen?«
    »Wie könnte ich das vergessen …?« Von heftigem Sehnen erfaßt zog sie ihn an sich.
    »Wirst du mir dann vertrauen, Olivia? Wirst du mir vertrauen?«
    »Ja!«
    »Versprich es.«
    »Ich

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