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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Vorstellungen. »Und wo«, fragte sie mit einer Spur Koketterie, »hast du den reizenden Mr.Birkhurst gelassen?«
    »Nirgends«, erwiderte Olivia ärgerlich. »Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht gesehen.« Das wissende Lächeln ihrer Tante verriet, daß Lady Bridget ihr nicht glaubte, und das ärgerte sie noch mehr. Sie drehte sich rasch nach dem jungen Mann um, der erwartungsvoll hinter ihr stand. »Ach, Mr.Pringle, verzeihen Sie, daß ich Sie habe warten lassen. Sie müssen mir die Geschichte von Ihrem Erlebnis mit den Würgern der Thug-Bande zu Ende erzählen …« Olivia fühlte sich moralisch verpflichtet, ihre Unhöflichkeit wiedergutzumachen, und überließ sich dem Rhythmus einer Polka, die eine von den Pennyworthys engagierte Streichkapelle eher laut als klangvoll spielte.
    Jai Raventhorne …
    Olivia konnte die seltsame Begegnung am Fluß oder den Mann, der dabei den Ton angegeben hatte, unmöglich aus ihren Gedanken verdrängen. Wie von ihm vorausgesagt, wurde das Büfett beklagenswert spät eröffnet, und Olivia hörte beim Essen nur geistesabwesend dem leisen Geplänkel von Estelle und John zu, die rechts und links neben ihr saßen und heftig miteinander flirteten. Jai Raventhorne war ein ungewöhnlicher Name, weder angelsächsisch noch indisch. Wer – und was – war er? Für einen Europäer (und er hatte entschieden zurückgewiesen, einer zu sein) benahm er sich zu unzivilisiert und erlaubte sich viel zu viele Freiheiten. Welcher Inder aber hätte den Mut zu einem so anmaßenden Wortwechsel mit einer weißen Frau aus der Gesellschaft Kalkuttas, zu der ihm der Zugang versperrt war? Wie sehr sie über Jai Raventhorne auch nachdachte, er war ein seltsamer Mann und ließ sich in keine der bekannten Schubladen einordnen. Er drängte sich neugierig in ihr Leben. Das verriet einen beklagenswerten Mangel an gutem Benehmen und war eine grobe Taktlosigkeit, wie Olivia sie an diesem Abend schon einmal erlebt hatte. Barstow war ein Stutzer von absolut selbstherrlicher Arroganz, den man vergessen konnte, aber Jai Raventhorne konnte sie nicht so ohne weiteres als bedeutungslos abtun. Mit einem Seufzer mußte sich Olivia, wenn auch sehr widerwillig, schließlich eingestehen, daß es ihr schwerfiel, Jai Raventhorne aus ihren Gedanken zu verbannen – ganz gleich, wer oder was er sein mochte.
    »Vielleicht noch einen Löffel, Miss O’Rourke?« John Sturges sah sie an. Er hielt abwartend eine Hand über eine Schüssel Krabbencurry, die ihm ein Diener anbot.
    Olivia schüttelte lächelnd den Kopf. »So köstlich es auch schmeckt, Hauptmann Sturges, ich glaube, ich kann nicht mehr.«
    Er nahm etliche Löffelvoll und verteilte sie gutgelaunt über den lockeren weißen Reis auf seinem und Estelles Teller. »Ich kann mir vorstellen, daß unsere Currys für Sie zu stark gewürzt sind. Das ist nicht jedermanns Sache.«
    Olivia lachte. »Ich mag scharfes Essen. Durch die Mexikaner sind wir zu Hause daran gewöhnt. Estelle hat mir gesagt, daß Sie in Kürze Urlaub haben und nach Hause fahren. Werden Sie lange weg sein?«
    »Das übliche. Ein Jahr oder länger. Ich hoffe, ich kann meine Eltern überreden, mich zu begleiten, wenn ich zurückkomme. Mein Vater war früher in der Zivilverwaltung in Peshawar.« Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf Estelle, die sofort errötete. Das war ein hoffnungsvolles Zeichen.
    Olivia mochte John Sturges sehr. Er war ein besonnener junger Mann aus Yorkshire, stand mit beiden Beinen auf der Erde und besaß sowohl gesunden Menschenverstand als auch Humor. Mit seiner Vernunft schien er das ideale Gegengewicht zu Estelles Flatterhaftigkeit. Olivia hoffte inbrünstig, er werde ihrer Cousine bald seine Absichten kundtun. Sie paßten in jeder Hinsicht gut zusammen, und eine Hochzeit in der Familie würde ihre Tante vielleicht von dem Versuch abbringen, eine andere zu erzwingen.
    Sir Joshua erschien plötzlich bei ihnen. Er hatte den größten Teil des Abends mit Clarence Pennyworthy – dem Direktor der Handelsbank, mit der Templewood und Ransome zusammenarbeitete – im Billardzimmer verbracht. »Und wo ist dein edler Ritter für diesen Abend, meine Liebe?« fragte er mit einer Herzlichkeit, die Olivia reizte.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte sie frostig. Warum zum Teufel nahm jeder an, sie sei Freddie Birkhursts Anstandsdame!
    »Er nimmt seine Pflichten als Begleiter nicht ernst genug, wie?« sagte er spaßhaft und lachte leise über ihren unverhüllten Ärger.
    »Sag deiner

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