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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Farrowsham ihn um einen weiteren Kredit bitten? Der erste Kredit, das wußte er, war für Ransome Sahib gewesen, aber jetzt …? Er verbarg sein Staunen hinter einem unterwürfigen Lächeln, erklärte, er sei ihr bescheidener Diener, ihr Wunsch sei ihm Befehl und sagte dann: »Ja, natürlich können wir über einen Kredit sprechen, obwohl das Wenige, das ich besitze, nichts ist im Vergleich zu dem Vermögen des höchst ehrenwerten Herrn und Gemahls …«
    »Ich möchte diesen Kredit wiederum für meine persönlichen Belange«, unterbrach ihn Olivia und beantwortete damit die klug umschriebene Frage. »Ich möchte nicht, daß das Handelshaus oder mein Mann etwas damit zu tun haben.«
    »Oh, ich verstehe vollkommen, vollkommen.« Die öligen Falten seines fleischigen Gesichts hoben sich zu einem Lächeln, aber seine Augen blickten sie kühl und abschätzend an. »Ich weiß, es dauert lange, bis das Geld aus Ihrem Erbe von Lloyd’s hier ist – und für mich, Ihren unwürdigen Diener, ist es natürlich eine große Ehre …«
    Olivia überraschte sein Wissen nicht. In dem einen Fall, in dem sie mit ihm zu tun gehabt hatte, lernte sie sein Informantennetz ebenso zu würdigen wie Jai Raventhornes. »Ja, richtig. Ich brauche das Geld sofort, um damit eine bestimmte Angelegenheit durchführen zu können.«
    »Eine private Angelegenheit, zweifellos.«
    Da Ram Chand selten eine Frage stellte, war auch das eher eine Aussage. »Keineswegs.« Olivia lächelte. »Es wird bald öffentlich bekannt sein. Ich beabsichtige, ein Objekt zu erwerben, um ein Hotel der Luxusklasse zu eröffnen. Wie Sie wissen, Mr.Mooljee, gibt es nur das Spence Hotel, und das ist höchst unzureichend. Wir können sehr wohl ein zweites gebrauchen. Ich halte das für eine gute Investition.«
    »Ein Hotel?« Er hätte nicht verblüffter sein können und ärgerte sich. So etwas wurde geplant, und er wußte nichts davon? Er beschloß sofort, seinen Informanten in der Old Court House Street zu feuern und durch einen kompetenteren Mann zu ersetzen. »Ein Hotel im Besitz Eurer Ladyschaft?« Er konnte sich diese Frage nicht verkneifen.
    »Zunächst ja. Später werde ich es möglicherweise an Farrowsham verpachten … oder auch anderen Investoren Anteile anbieten.«
    Ram Chand schluckte seinen Ärger, denn er mußte nachdenken. Das Projekt war nicht von der Hand zu weisen. Bei seiner Kastenzugehörigkeit hielt er sich natürlich von solchen Plätzen wie einem Hotel fern. Aber sie hatte recht, es gab in der Stadt so gut wie keine anständigen Hotels. Die vorhandenen wurden schlecht geführt, waren schmutzig, es gab dort nur ungenießbares Essen, und, wie er wußte, war die Bedienung unerträglich. Im allgemeinen wurden Besucher von Freunden und Familienangehörigen aufgenommen. Aber wenn es ein erstklassiges Hotel gab, dann würde es zweifellos auch Gäste aus der besseren Gesellschaft anlocken. Und man würde natürlich einen riesigen Spekulationserfolg mit den ›Anteilen‹ erzielen, von denen sie gesprochen hatte … Aber die Baronin im Hotelgewerbe? Das würde die Familie niemals erlauben! Es wäre anstößiger als ein Ladengeschäft, und er kannte die Vorurteile der Firanghi gut genug, um zu wissen, wie sehr man so etwas verachtete! Ram Chand hütete sich jedoch, seine Gedanken erkennen zu lassen.
    »Ja, das könnte ein entwicklungsfähiges Vorhaben sein«, sagte er zweifelnd, aber dann strahlte er. »Aber zuerst erlauben Sie mir, Ihnen eine kleine Erfrischung anzubieten. Verzeihen Sie diesem ungehobelten Tölpel ohne jede Manieren, der ich nun einmal bin. Es ist ein Jammer!«
    Er klatschte in die Hände, und ein halbes Dutzend Diener erschien. Er beschimpfte sie lautstark, weil sie nicht selbst daran gedacht hatten, und befahl, Tee und englisches Gebäck zu bringen. Olivia beobachtete ihn belustigt. Trotz seines Reichtums behielt Ram Chand ganz bewußt das schäbige kleine Büro in einem bevölkerten Basar bei, der passenderweise nicht weit vom Königlichen Münzamt entfernt war. Er hatte viele reiche und politisch einflußreiche Kunden, aber Brot, Butter und die Marmelade kamen von zahllosen kleinen und mittleren Angestellten der Ostindien-Kompanie, denen er finanzielle Dienstleistungen anbot, die der Kompanie verboten waren. Gegen eine Gebühr (sie war hoch, aber nicht zu hoch!) legte er ihre Gelder an, indem er Waren in Kalkutta kaufte und im Hinterland verkaufte. Er gewährte allen, die in finanzielle Schwierigkeiten (etwa durch Spielschulden)

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