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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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zerrissenen Vertrag ein und legte die Stücke in einen Umschlag. »Inzwischen kann der nette junge Sol Abrahams das wieder zusammenkleben …«
    Allmächtiger ! Donaldson sah wieder das Funkeln in ihren Augen und dachte: Gott stehe ihm bei! Er schluckte. »Wir werden diesen Vertrag nicht mehr brauchen …«, begann er unsicher.
    »Ja, Sie haben recht. Wir werden ihn nicht mehr brauchen.« Sie warf den Umschlag nachlässig in den Papierkorb. »Wir werden mit Trident über einen neuen Vertrag verhandeln und dann mit besseren Frachtraten. Vor zwei Jahren wurde die Doppelbesteuerung für Auslandsgeschäfte aufgehoben, und deshalb kann Trident sich durchaus niedrige Preise leisten. Ich wollte schon lange einmal mit Ihnen darüber sprechen, Mr.Donaldson.«
    Erschrocken wanderte sein Blick zu der Bar, in der Olivia die alkoholischen Getränke für Geschäftsbesucher aufbewahrte. Du liebe Zeit – sie hatte getrunken und offenbar nicht wenig! Olivia bemerkte seinen Blick und zwinkerte mit den Augen. »Im Ernst, Mr.Donaldson, wissen Sie, was Farrowsham meiner Meinung nach jetzt tun muß?«
    Er sah, daß sie seine Gedanken erraten hatte, und brummte nur, um seine Verlegenheit zu verbergen: »Nein – was?«
    »Ich glaube, Farrowsham darf nicht eine so einseitige Geschäftspolitik betreiben. Es ist sehr unangenehm, erpreßbar zu sein, finden Sie nicht auch?« Sie blickte wieder nachdenklich aus dem Fenster.
    »Einseitig?« Jetzt wußte er, daß sie nicht nüchtern sein konnte. »Farrowsham ist nicht einseitig! Wir haben mehr Produkte, als wir im Grunde verkraften können!«
    »Oh, da bin ich ganz anderer Meinung, Mr.Donaldson!« Sie ging zum Schreibtisch zurück, griff nach einem Stift und begann Männchen zu malen. »Wir in Amerika glauben, daß man immer expandieren kann. Was, zum Beispiel, Mr.Donaldson, halten Sie von einem Farrowsham-Hotel?«
    Willie Donaldson wurde es schwarz vor Augen. Er mußte sich am Schreibtisch festhalten.
    *
    Beinahe ein Jahrhundert war vergangen, seit im Jahre 1756 Siraj-ud-Daula, der Nawab von Bengalen, Murshidabad mit seinen Truppen verließ und Kalkutta angriff und einnahm. Es war eine schreckliche, ungleiche Schlacht gewesen, und die Niederlage (mit der Vernichtung der Garnison der Ostindien-Kompanie in Fort William und dem schrecklichen Erstickungstod von einhundertdreiundzwanzig britischen Gefangenen im berüchtigten Schwarzen Loch) schrieben viele indirekt, den bösen Machenschaften eines gewissen Amin Chand zu, einem verrufenen Hindu-Geldverleiher. Diesen Mann zählte Ram Chand Mooljee stolz zu seinen Vorfahren.
    Wie sein Ahne Amin Chand war auch Ram von Beruf Geldverleiher. Er neigte zu gewagten Manipulationen und war der geborene Halsabschneider. Man konnte sagen, Clarence Pennworthys Königlich Ostindische Bank war der Draht zwischen der Ostindien-Kompanie und ihren Herrn und Meistern in Londons Leadenshall Street, aber natürlich auch zwischen den meisten ehrbaren Kaufleuten. Ebenso konnte man sagen, Ram Chand war die Kontaktstelle für jede verbrecherische, illegale, aber lukrative finanzielle Transaktion in der Stadt. Wie der alte Amin Chand, so hatte sich auch Ram ein beachtliches Vermögen in Sterling erworben und war einer der reichsten Hindugeschäftsleute in Bengalen. Und wie sein Ahne wohnte auch er privilegiert im weißen Teil von Kalkutta – das überraschte nicht, denn viele der europäischen Häuser waren mit seinem Geld gebaut worden.
    Im Gegensatz zu Amin Chand hielt Ram jedoch nichts von Politik. Geld, so erklärte er oft, bleibt Geld. Daran ändern politische Glaubensbekenntnisse nichts. Und dem Geld hatte er sein Leben verschrieben. Ram Chand war für viele das finanzielle Gewissen – für Schwarze, Weiße, Braune und Gelbe. Und sein Geschäft blühte durch ihre finanzielle Abenteuerlust. Er hatte aus vielen Erfahrungen (mit den entsprechenden Gewinnen!) gelernt, daß nichts die Seele eines Menschen so sehr verdarb wie Gewinnsucht. Infolgedessen überraschte ihn nichts, denn dadurch, daß er jedem half, seine Profitgier zu befriedigen – und sie zu seinem Vorteil ausnutzte –, war er ein großer Kenner der menschlichen Natur geworden. Er prahlte immer damit, daß für ihn das Unerwartete das Erwartete sei.
    Aber als er jetzt dieser weißen Mem gegenübersaß, die man Lady Birkhurst nannte, konnte Ram Chand seine Überraschung nicht verbergen. »Ein Kredit?« murmelte er langsam, um Zeit zum Nachdenken zu haben – warum sollte sie bei all dem Kapital von

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