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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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mit niedrigeren Frachtraten. Die Tapti, die in zwei Tagen mit der ersten Flut auslaufen sollte, hatte noch Laderaumkapazität für Farrowsham und ebenso alle anderen Klipper. Die alten Kreditbestimmungen traten wieder voll in Kraft. Trident leistete Farrowsham Ersatz für die Verluste während des Frachtembargos. In dem Ordner lag auch ein Schreiben mit einer Versicherung: Da die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Handelshaus Farrowsham und Trident immer sehr gut gewesen seien, bestehe kein Grund für die Annahme, daß sich in Zukunft etwas daran ändern werde. Es war keine Entschuldigung, kam aber einer Entschuldigung so nahe wie möglich. Alle Schriftstücke waren von Ranjan Moitra unterschrieben. Jai Raventhorne wurde nicht ein einziges Mal erwähnt. Während Donaldson las, saß Moitra ihm mit undurchdringlichem Gesicht gegenüber. Als Donaldson fertig war, stand er ruhig auf und ging.
    Noch lange danach saß Willie Donaldson wie erstarrt an seinem Schreibtisch und glaubte zu träumen. Als er sich wieder bewegen konnte, wollte er auf der Stelle zum Palais eilen, um diese unfaßliche Nachricht zu überbringen. Aber dann erinnerte er sich an den beklagenswerten Gesundheitszustand der armen Olivia und unterließ es. Außerdem fiel ihm etwas ein: Sie hatte das alles vorausgesagt.
    Willie Donaldson blieb an seinem Schreibtisch sitzen und war zum ersten Mal in seinem Leben nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Aber auch in seinem zittrigen Zustand vergaß er nicht, was ein Schotte sich schuldig ist. Selbst wenn der Preis ihm das Herz brechen mochte: Er befahl, sofort eine Kiste Champagner zu besorgen – woher auch immer –, damit alle im Handelshaus feiern konnten. Dann benachrichtigte er Cornelia, sie werde ihn in den nächsten drei Tagen nicht zu Hause sehen, und fuhr schließlich in den Bengal Club, wo er sich sinnlos betrank.
    Donaldsons Jubel wurde ohne sein Wissen im Birkhurst-Palast geteilt – wenn auch aus anderen Gründen. Der ahnungslose Amos schien das Abenteuer sehr gut überstanden zu haben. Er war guter Dinge, bestens ernährt und ausgelassen. Er trug neue Sachen und hatte einen Berg teures Spielzeug bekommen. Und wie die Aja bestätigte, hatte das Kind nicht ein einziges Mal geweint.
    Das lange Verhör, dem die Aja unterzogen wurde, ergab wenig, was man nicht schon wußte, bis auf eine Neuigkeit: Sie hatten die ganze Zeit auf einem Hausboot verbracht. Die Frau wußte nicht, wo sie gewesen waren, denn das Boot war viele, viele Stunden den Fluß hinuntergefahren, bis es schließlich vor Anker ging. Es war eine einsame Gegend gewesen, in der wenige oder keine Menschen lebten. Es gab Tiger und nichts als undurchdringlichen Dschungel. Sie hatte große Angst gehabt, denn nachts hörte sie das Gebrüll der Raubtiere.
    »Die Sunderbans«, erklärte Kinjal sofort, »die unheimliche Gegend, wo der Hooghly ins Meer mündet. Es gibt dort Tausende von Inseln und Buchten. Die wilde Gegend ist die Heimat des bengalischen Königstigers.«
    »Er hat das Hausboot vermutlich irgendwo von Indern geliehen«, sagte Estelle aufgeregt. Sie drückte Amos an sich und küßte ihn.
    »Wie dumm von uns, daran nicht gedacht zu haben!«
    »Selbst wenn wir daran gedacht hätten, wären wir vermutlich nicht viel weitergekommen. Es ist ein undurchdringliches Gebiet, und in den Sümpfen und Seitenarmen ein Boot zu entdecken, ist ebenso schwierig, wie ein bestimmtes Blatt in einem Wald zu finden.«
    Die verwirrte Aja, die unendlich glücklich darüber war, das Abenteuer überstanden zu haben, bestätigte auch, der fremde Mann sei sehr groß gewesen und habe genau die gleichen Augen ›wie der kleine Baba‹ gehabt. Er sei sehr freundlich zu ihnen gewesen, ganz besonders zu dem Kind. Sie sei gut untergebracht worden und habe gut gegessen. Sie durfte sich auf dem Boot, das mehrere kleine Kabinen hatte, frei bewegen. Außer zwei Ruderern sei niemand an Bord gewesen. Der Mann mit den seltsamen Augen habe ihr viele Fragen gestellt, aber keine einzige beantwortet. Er saß fast die ganze Zeit bei Baba und starrte ihn an, spielte mit dem Kleinen, sagte aber kein Wort. Er verstand eindeutig nichts von Kindern, denn wenn er den Jungen hochnahm, was er immer wieder tat, geschah es ziemlich ungeschickt. Aber er war sehr, sehr behutsam und zärtlich mit dem Jungen gewesen. Er habe sich nur widerstrebend und mit Tränen in den Augen von ihnen verabschiedet.
    *
    Sogar Dr.Humphries staunte über Olivias plötzliche Fortschritte bei der Genesung. Da er

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