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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Lautstärke, die sehr beachtlich war, erreicht hatte, erschien Sheba leise im Zimmer, nahm ihn auf den Arm und verschwand mit ihm. Das wütende Geplärr dauerte an, bis sich die Tür des Kinderzimmers hinter den beiden geschlossen hatte.
    »Wie du siehst«, bemerkte Olivia trocken, »ist die Ähnlichkeit nicht nur äußerlich.«
    Das Zwischenspiel hatte Ransome geholfen, sich etwas zu fassen und seine Selbstkontrolle wiederzufinden, aber der Schock stand ihm noch deutlich im Gesicht geschrieben. »All diese Monate, all diese Jahre! Du mußt schrecklich gelitten haben!« Fassungslos und benommen wischte er sich mit schnellen, ungeschickten Bewegungen die Stirn. »Und dieses ständige Versteckspiel muß dich unendlich viel Kraft gekostet haben. Ich … ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll …«
    Keine Verurteilung! Keine Empörung! Olivia war gerührt von soviel Verständnis und dem schlichten aufrichtigen Mitgefühl. »Ich habe Freddie geheiratet, weil ich jemanden heiraten mußte«, sagte sie mit belegter Stimme. »Und weil nur Freddie anständig und dumm genug war, mich zur Frau zu nehmen. Auch Freddie hat gelitten. Auch ihn hat es viel, manchmal zuviel Kraft gekostet, mein Versteckspiel mitzumachen. Verstehst du jetzt, weshalb ich mich von Alistair trennen mußte? Und warum ich glaube, daß ich kein Recht habe, den Schmuck zu behalten?«
    Ransome ließ tief betrübt den Kopf sinken und schüttelte ihn langsam. »Ich hatte gewisse Vermutungen, mein Kind, weshalb du innerlich so aufgewühlt warst. Und natürlich ahnte ich, daß du Jai besser … kanntest, als du mir weismachen wolltest. Aber das habe ich nicht geahnt. Was mußt du für Qualen und Ängste durchgemacht haben!« Er war immer noch erschüttert und benommen, trotzdem drängten sich ihm die naheliegenden Schlußfolgerungen auf, und er murmelte: »Vermutlich hat Jai von dem Kind nichts geahnt, als er sich diese unverzeihliche Entführung zuschulden kommen ließ.«
    »Nein, aber jetzt weiß er es.«
    Ransome dachte nach. »Glaubst du, er hat ihn deshalb zurückbringen lassen, obwohl er etwas anderes angedroht hatte?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte sie kalt. »Seine Gedankengänge sind mir ebenso verschlossen wie allen anderen auch.«
    Ransome hätte beinahe gelächelt. Er wußte, Olivia kannte Jai Raventhornes Gedanken ebensogut wie ihre eigenen, aber er ging auf ihre Bemerkung nicht ein. »Aber er hat doch bestimmt seit diesem Vorfall Kontakt zu dir aufgenommen? Er hat doch bestimmt angeboten, nun ja, dir zu helfen …?«
    Olivia richtete sich energisch auf. »Seine Hilfe ist nicht erforderlich! Amos untersteht meiner Verantwortung, und er wird ein Birkhurst bleiben.«
    »Ja, ja, natürlich … Ich meine nur …« Er verstummte verlegen. Als er weitersprach, wechselte er das Thema. »Die Gerüchte überschlagen sich noch immer. Es wird behauptet, Moitra werde Templewood und Ransome ein Kaufangebot machen, das heißt für das Wenige, was noch vorhanden ist.«
    »Aha.« Sie hob eine Augenbraue und lächelte sarkastisch. »Da es ihm nicht gelungen ist, euch auf die Straße zu werfen, macht er sich jetzt das Vergnügen, euer Firmenschild zu kaufen. Geht es darum?«
    Ransome breitete gleichgültig die Hände aus. »Vielleicht. Ich neige dazu, ihm das Vergnügen zu gönnen.« Er nahm zwei Pillen aus dem Arzneifläschchen, das er immer bei sich trug, und schluckte sie mit Wasser hinunter. Plötzlich wirkte er so gelassen wie Olivia. »Ich meine, mein Kind, auch ich habe genug von Indien«, erklärte er plötzlich. »Es kommt eine Zeit, da will einen das Land verschlingen und sich so das zurücknehmen, was es gegeben hat. Indien bricht einem den Geist und alle Kräfte des Körpers. Indien ist kannibalisch und vernichtet uns alle, so wie Josh und Bridget und vielleicht sogar dich. In letzter Zeit sehne ich mich nach den grünen Wiesen von England, wo ich die letzten Jahre meines Lebens ohne Furcht vor Raubtieren verbringen kann. Auch ich möchte plötzlich nach Hause, Olivia …«
    Olivia musterte das müde Gesicht überrascht und traurig. Sie hatte noch nie aus seinem Mund gehört, daß er England als ›Zuhause‹ betrachtete. »Wo willst du in England leben? Denkst du an einen bestimmten Ort für deinen Ruhestand?«
    Ransome lachte bitter. »Die Tragödie besteht darin, daß ich von einem fremden Land als meinem ›Zuhause‹ spreche. Ich habe eine Schwester in Exeter, aber ich habe sie als Zehnjähriger zum letzten Mal gesehen. Jetzt ist

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