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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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besuchen«, sagte Arvind Singh. »Jetzt ist es noch verlockender geworden. Wir werden natürlich die Kinder mitnehmen. Sie würden es uns nie verzeihen, wenn wir sie zurückließen.«
    »Wir auch nicht! Aber Sie sind daran gewöhnt, in Palästen zu leben«, neckte ihn Olivia. »Könnten Sie mit uns in einer Grashütte wohnen, wenn Sie nach Hawaii kommen?«
    »Gewiß. Meine Dorfbewohner leben in Lehmhütten mit Grasdächern. Ich habe oft Nächte bei gastfreundlichen Familien verbracht.«
    »Wollen Sie immer noch eine kleine Schule gründen?« fragte Kinjal.
    »O ja. Ich werde alle unsere Kinder unterrichten. Und wenn sie keine Unterrichtsstunden haben, gehen wir schwimmen, und ich zeige ihnen, wie man Fische fängt. Sally wird uns mit Tarogebäck verwöhnen. Sie schreibt, das sei jetzt ihre Spezialität. Wir essen Kokosnüsse, singen die Lieder der Inselbewohner und sammeln Muscheln für Halsketten …«
    Sie lachten, aber es klang etwas gezwungen. Denn sie wußten, das alles würde möglicherweise nie sein. Aber es machte den Abschied leichter. Kinjal brach ihr Schweigen nicht und kam erst am letzten Abend vor Olivias Rückkehr nach Kalkutta auf Jai Raventhorne zu sprechen. Aber sie bestand darauf, daß Olivia ihre Frage aufrichtig beantwortete.
    »Nein, es ist so oder so für mich nicht mehr wichtig«, wiederholte Olivia ruhig. »Ich habe nur gefragt, weil mir das zur Gewohnheit geworden ist. Und schlechte Gewohnheiten wird man nur schwer wieder los. Wenn die wenigen letzten Kapitel meines Lebens hier enden sollen, wie es geschehen muß, dann habe ich ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    »Sie glauben, die Geschichte ist zu Ende?«
    »Unwiderruflich! Ich bin die Frau eines anderen, Kinjal. Es ist unwichtig, daß dieser Mann nicht mit mir zusammenleben will. Ich trage seinen Ring, seinen Namen und ich bin im Genuß seines materiellen Besitzes. Außerdem«, sie schwieg, »er … verachtet mich.« Olivia brachte es nicht über sich, Raventhornes Namen auszusprechen.
    »Jai hat die Wahrheit nicht gekannt, Olivia.«
    »Er hat mich verurteilt, ohne je den Versuch zu machen, die Wahrheit zu finden!«
    Kinjal lachte leicht belustigt. »Sie wollten, daß er um die Wahrheit weiß, aber gleichzeitig fürchteten Sie, er werde sie eines Tages erfahren. Wie können Sie sowohl das eine als auch das andere haben wollen, Olivia? Und in Ihrer seltsamen Irrationalität bestrafen Sie ihn noch immer, indem Sie ihm seinen Sohn vorenthalten?«
    Olivia drehte sich um und sah sie an. »Ich habe zwei Jahre lang damit verbracht, meine unseligen Probleme zu lösen, Kinjal«, erklärte sie heftig. »Soweit das überhaupt möglich ist, habe ich ein reines Gewissen. Und ich habe meine Schulden, besonders Freddie gegenüber, beglichen. Ich schulde keinem Menschen mehr etwas. Mit Ausnahme«, sie mußte schlucken, »mit Ausnahme von Ihnen. Denn meine Schuld Ihnen gegenüber kann ich nicht begleichen, und wenn ich es wollte, dann wäre es eine Beleidigung. Ich schätze Ihr Urteil, Ihren Rat und Ihre Hilfe mehr, als ich es in Worten ausdrücken kann, Kinjal. Das müssen Sie inzwischen wissen. Aber ich will mein Leben nicht wieder kompliziert machen, gleichgültig, wie überzeugend Ihre Argumente auch sein mögen. Ich kann es nicht, Kinjal«, schloß sie ruhig. »Ich kann es nicht.«
    Kinjal brach das Schweigen zunächst nicht, dann seufzte sie niedergeschlagen. »Also gut. Nein, Jai ist nicht tot. Zumindest sein Körper lebt. Wie es sonst um ihn bestellt ist, darüber wage ich mich nicht zu äußern. Auch er hat sich von uns verabschiedet. Wie es aussieht, werden wir bald sehr einsam sein.«
    Olivia durchzuckte es. »Er hat sich verabschiedet?«
    »Ja. Er geht in Kürze ebenfalls auf Reisen. Er fährt auf seiner geliebten Ganga. Ich weiß nicht wohin. Vielleicht weiß er es selbst nicht. Menschen, die aus dem Meer kommen, kehren zum Meer zurück, wenn sie mit ihrem Leben abgeschlossen haben. Das Meer ist für Jai kostbar wie eine Auster. Er wird sich vermutlich vom Wind treiben lassen.«
    Sie machten einen letzten Spaziergang durch den Kräutergarten mit seinen anregenden Düften von Minze, Majoran und den aromatischen Gewürznelken. In dem weiß getünchten Tempel mit dem Dreizack läuteten bereits leise die Glöckchen. Die abendlichen Rituale wurden vorbereitet. Bald würde wieder das Dassera -Fest sein, und dann fanden die Versenkungen statt.
    »Ja, er kann gut verzichten«, murmelte Olivia und richtete die Augen auf die sinkende Sonne und das

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