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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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ließ ihn verstummen. Die leblosen, wie ausgebrannte Asche wirkenden Augen sahen sie mit großer Pein an, eine Pein, die sie unfreiwillig mit ihm teilte. Seine Zunge schien den bitteren Geschmack in ihrem Mund zu schmecken. Auch ihn verfolgten die Gespenster, die sie umtanzten. »Dein Schicksal ist tückischer als meins!« Er teilte ihre Verzweiflung. »Du warst dazu verflucht, mir zu begegnen.«
    Olivia erstarrte. Sie hatte die schmerzenden Dornen der Vergangenheit hinter sich gelassen, die bereits verwesten Kadaver seziert, das Kapitel der lastenden Schuld auf beiden Seiten abgeschlossen. Sie kämpfte um ihr inneres Gleichgewicht und brachte ihre Welt durch eine schnelle Korrektur wieder in Ordnung. Aber sofort machte sie wieder alles zunichte, indem sie das eine Thema ansprach, das ruhen zu lassen sie sich geschworen hatte. »Warum hast du mir den verlorengegangenen Brief geschickt? Das war grausam.«
    Ein Schauer überlief ihn, und er schloß die Augen. »Warum mußt du noch immer so viele Fragen stellen?« Er hatte nicht mehr genug Kraft, um zornig zu werden. Seine Worte klangen nur noch gequält.
    »Weil du morgen abreist und alles Unerledigte zu Ende bringen mußt, wie es dir dein ordnungsliebender Verstand vorschreibt?«
    »Du sagst es.«
    »Unerledigt!« Er lachte leise, ohne ihre Frage zu beantworten. »Ja, das wird es jetzt wohl für immer bleiben. Dein und mein verfluchtes Leben, mein Sohn …« Ohne den Gedanken auszusprechen, stand er plötzlich auf, griff nach einem Stein und warf ihn heftig über die Wasseroberfläche.
    Mein Sohn.
    Olivia überlief es eiskalt. Mein Sohn! Zum ersten Mal wurde ihr bewußt, daß dieses ›mein‹ sie immer verbinden würde, auch wenn sie sonst nichts mehr verband. Ärgerlich befreite sie sich aus ihrer Betäubung, gab sich einen Ruck und dachte an das, was jetzt noch zu tun war. »Du hast deinen Teil des Abkommens erfüllt. Mein Teil steht noch aus. Das Templewood-Anwesen gehört dir. Du kannst damit machen, was du willst. Die Hütten sind nicht angetastet worden.« Er setzte sich wieder. Dunkle Schatten verdeckten sein Gesicht. »Ich brauche Besitztümer jetzt noch weniger als vorher.«
    »Trotzdem gebe ich dir das zurück, was dir als dein … Erbe zusteht.« Sie schwieg und schluckte heftig. »Und auch das gebe ich dir zurück.« Mit zitternden Händen und schamerfüllt legte sie das rote Samtbündel so dicht wie möglich neben ihn. Ursprünglich hatte sie geplant, es ihm nach ihrer Abreise durch einen Boten überbringen zu lassen, aber dann, und nicht zuletzt von ihrem Alptraum getrieben, hatte sie sich dazu gezwungen, es persönlich zurückzugeben. So, nun war sie erledigt, die schrecklichste aller Aufgaben. Es gab nichts mehr, was sie verband – mit Ausnahme des unangenehmen Tatbestands ›mein‹ Sohn; und daran konnten auch die Götter nichts ändern. Es gelang ihr irgendwie, auch noch zu sagen: »Es … tut mir leid.«
    Jai sah sie an, doch keineswegs empört. »Du bist sehr großzügig in deiner Reue, aber das verdiene ich nicht. Im Krieg kämpft man mit allen Waffen, die man hat. Das hast du zweifellos von mir gelernt. Ich bitte dich, demütige mich nicht noch mehr!«
    »Ich bin wirklich nicht gekommen, um dich zu demütigen …«
    »Nein, du bist nur gekommen, um Unerledigtes zu Ende zu bringen. Gibt es noch etwas?«
    »Ja, vielleicht.« Die Kehle war ihr wie zusammengeschnürt, als sie sagte: »Wir werden uns nicht mehr sehen. Ich wollte nicht mit einer Feindseligkeit im Herzen gehen, die nicht mehr notwendig ist. Ich mache dir keine Vorwürfe mehr.« Eines der schlafenden Tiere in ihr regte sich, schien sie zu fragen: ›Willst du wirklich gehen …?‹ Energisch schob sie den Gedanken beiseite und wollte, um sich abzulenken, den Kopf des schwarzen Hundes streicheln, der neben ihr lag.
    »Vorsicht! Er ist unberechenbar!« Jai beugte sich vor und hielt schnell ihre Hand fest. Die ungewollte Berührung war wie ein Sprung in eiskaltes Wasser, und sie zuckten beide zusammen. Er ließ ihre Hand sofort wieder los. »Ja, wir werden uns nicht wiedersehen.« Seine bereitwillige Zustimmung klang gewollt hart. »Aber dein edelmütiger Freispruch trifft kaum den Kern der Sache. Unerledigt oder nicht, ich habe eine Verantwortung gegenüber dem Jungen …«
    »Ich will nichts von dir!« unterbrach sie ihn scharf. »Ich habe mir von meinem Mann nichts als den Namen geben lassen. Von dir verlange ich nicht einmal das. Die Verantwortung für meinen Sohn trage nur

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