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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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auch ein Sklavenhalter? Wie läßt sich das mit der Aufnahme neuer Staaten in die Union auf der Grundlage von ›frei‹ oder ›Sklaven haltend‹ vereinbaren?«
    Olivia verzog das Gesicht. »Papa glaubt, er wird seine Haltung ändern. In der Politik, sagt Papa, halten nur Narren an Prinzipien fest. Die Klugen halten sich an das Zweckdienliche.« Schnell fügte sie hinzu: »Er meint das nicht als Kompliment. Papa hält nicht sehr viel von Politikern.«
    Arvind Singh lachte. »Ihr Vater hat natürlich recht. Ich muß mir diesen Satz merken für den Fall, daß ich meinen Beratern gegenüber wieder einmal als klug erscheinen will. Ich habe gehört, Ihr Vater ist ein sehr angesehener Schriftsteller.«
    »Ja. Hat Ihnen das mein Onkel gesagt?«
    Er blieb stehen und rieb sich mit dem Zeigefinger die Nase. »Nein. Das weiß ich von einem Freund, der mir gesagt hat, daß Kalkutta ein Dorf ist, in dem früher oder später jeder alles weiß.«
    Olivia stockte der Atem. Es war nicht schwer zu erraten, von wem der Maharadscha sprach. Auch sie blieb wie angewurzelt stehen.
    »Ich … verstehe.« Gespielt gelassen sagte sie: »Darf ich fragen, wer dieser Freund ist?«
    »Ich glaube, Sie haben ihn bereits kennengelernt. Er heißt Jai Raventhorne.«
    Die plötzliche Wendung des Gesprächs verwirrte Olivia. Raventhorne hatte tatsächlich mit dem Maharadscha über sie gesprochen? Weshalb? In welchem Zusammenhang? »O ja, richtig.« Sie wandte den Blick nicht vom Fluß.
    Obwohl plötzlich Einzelheiten der Meinungsverschiedenheit zwischen ihrem Onkel und Arthur Ransome an jenem Abend im Arbeitszimmer klar wurden, fragte sie leichthin: »Hoheit kennen Mr.Raventhorne?«
    Er antwortete nicht sofort. Er ließ sich sogar ungewöhnlich lange Zeit mit der Antwort auf die Frage, die Olivia betont ganz nebenbei gestellt hatte. »Miss O’Rourke, niemand kennt Mr.Raventhorne. Vielleicht kennt er sich nicht einmal selbst. Aber jawohl, ich kenne ihn, soweit es möglich ist, ihn zu kennen.«
    Olivia mußte lächeln. »Mr.Raventhorne glaubt, daß niemand jemals einen anderen wirklich kennt.«
    »Ich vermute, im Grunde hat er recht.«
    Das Gespräch mochte unerwartet diese Richtung genommen haben, aber die Aussichten, etwas über den Mann zu erfahren, der seit einigen Wochen auf seltsame Weise Olivias Gedanken beherrschte, waren zu verlockend. Mit einer Direktheit, die sie selbst überraschte, fragte sie: »Da Eure Hoheit ihn als einen Freund kennen …, verdient Mr.Raventhorne den schrecklichen Ruf, in dem er bei den Europäern hier steht?«
    »Gewiß. Er verdient ihn nicht nur, er genießt ihn. Jai fühlt sich geradezu geschmeichelt von den Anschuldigungen, die die Europäer gegen ihn vorbringen. Er arbeitet hart, um die Liste zu verlängern, und es befriedigt ihn, daß seine Bemühungen anerkannt werden.«
    Der Maharadscha mochte das im Spaß gesagt haben oder nicht, Olivia war verwirrt.
    »Aber wieso …« Sie warf einen unruhigen Blick über die Schulter, um sicher zu sein, daß sich niemand in Hörweite befand. Ihr Herz schlug heftig. »Wieso kann es einen Mann befriedigen, daß andere ihn für gemein und niederträchtig halten?«
    Der Maharadscha zuckte mit den Schultern. Olivias Verwirrung amüsierte ihn. »Die Frage nach dem Wieso können Sie bei einem Mann wie Jai Raventhorne nicht stellen, Miss O’Rourke. Seine Motive sind so unverständlich wie er selbst.«
    Olivia zog die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das verstehe ich nicht …«
    »Ich frage mich, ob sich der Versuch, es zu verstehen, überhaupt lohnt«, unterbrach er sie ruhig. Er mußte unmerklich ein Zeichen gegeben haben, denn plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Mann seines Gefolges auf. Er legte eine Handfläche in die andere und präsentierte dem Maharadscha ehrerbietig eine hübsch emaillierte silberne Schnupftabaksdose. Der Maharadscha nahm eine winzige Prise, betupfte beide Nasenlöcher mit einem roten Seidentaschentuch, hielt es sich vor die Nase und nieste leise. »Vergeben Sie mir bitte meine kleine Schwäche«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Es ist eine schlechte Angewohnheit, aber ich beliebe zu glauben, eine harmlose.« Sie setzten ihren Spaziergang schweigend fort, und nach einiger Zeit nahm der Maharadscha den Faden der Unterhaltung wieder auf. »Jai ist mein bester Freund. Ich bewundere keinen Mann so sehr wie ihn, denn er hat den Mut, Krieg gegen die Götter zu führen. Aber …« Er blieb stehen und schüttelte traurig den

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