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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Wirklich eine absurde Situation!
    »Komm doch zu uns, Olivia – was hast du denn so lange bei diesem komischen Mann gemacht?« Estelles Stimme klang so laut, daß es Olivia peinlich war. Schnell ging sie zu ihrer Cousine und deren Freundinnen.
    »Ja, du mußt zu uns kommen, Olivia«, rief auch Lily Horniman. Sie war ein großes Mädchen mit gelblichblonden Haaren und litt an Polypen. »Estelle hat uns Geschichten von deinem Colt erzählt. Das klingt alles soo aufregend!«
    »Estelle hat gesagt«, berichtete John Sturges augenzwinkernd, »daß Sie beim Planwagentreck die Beste mit der Schrotflinte waren, und daß Sie einmal mit bloßen Händen fünf Rothäute abgewehrt haben.«
    Olivia stöhnte insgeheim. Estelle war wirklich unmöglich! Aber sie mußte trotzdem über die blühende Phantasie ihrer Cousine lachen.
    »Genaugenommen«, sagte sie leichthin und setzte sich, »waren es zehn. Ich habe sie nicht nur mit bloßen Händen abgewehrt, ich habe die Hälfte davon erwürgt! Und wenn ich auch nicht die Beste mit der Schrotflinte gewesen sein kann, denn immerhin war ich damals erst acht, so war ich doch mit Sicherheit bei etwas anderem die Beste.«
    »Bei was?« fragte Polly Drummond mit großen Augen. Sie wußte nicht genau, ob das Ganze ernst oder ein Scherz war.
    »Ich war die Beste in der Bisonfladen-Sammelgruppe.«
    Alle sahen sie verständnislos an, und Estelle fragte mißtrauisch.
    »Und was ist ein Bisonfladen?«
    Olivia sagte es ihnen, und John brüllte vor Lachen, während die jungen Damen die Hand vor den Mund schlugen. »Ihr müßt zugeben, Estelles Phantasie ist beachtlich, und sie kann gut Geschichten erfinden!«
    »Iiih!« Marie Cleghorn erschauerte zart. »Olivia, wie konntest du so etwas tun?«
    »Es war ganz leicht«, versicherte Olivia ihr ungerührt. »Sie waren alt und völlig trocken und das einzige Brennmaterial, von dem es immer genug gab.«
    »Also das glaube ich nicht«, sagte Marie entschieden.
    »Ich schon«, Charlotte Smithers kicherte. »Wenn es um Amerikaner geht, glaube ich alles. Meine Tante kommt aus Memphis. Sie hat meinem Onkel einmal mit dem Schirm auf die Nase geschlagen, und er konnte eine Woche lang nichts riechen! Ist das nicht schrecklich?«
    »Aber da er vermutlich auch nicht schnarchen konnte, war sie sicher ganz froh …«, meinte David Crichton augenzwinkernd.
    Charlotte Smithers warf hochmütig den Kopf zurück, und außer Estelle lachten alle. »Olivia hat mir die Geschichte selbst erzählt«, sagte sie leise und entzog John mit einem Ruck die Hand. »Zumindest glaube ich, daß sie es hat.«
    Das Essen wurde mit einem silbernen Gong angekündigt, und alle aßen mit beachtlichem Appetit, um dem ausgezeichneten Wein, den hervorragenden Fleischgerichten und den drei Desserts alle Ehre zu machen. Danach wurden die langen Tische weggeräumt, und die Fläche war frei zum Tanzen.
    »Widerlich!« schnaubte Lady Bridget leise, »einfach widerlich!« Olivia setzte sich kurz zu ihrer Tante, um die schmerzenden Füße auszuruhen, und sie folgte erstaunt dem schockierten Blick ihrer Tante, den diese starr in eine Ecke des Zeltes gerichtet hielt. Am Tisch mit den ›geistigen‹ Getränken entdeckte sie Mrs.Drummond, die sich mühsam am Arm eines Flottenadmirals i.R. festhielt. Unübersehbar waren beide ziemlich betrunken. »Ich verstehe nicht, wie Bertie diese Frau auch noch zum Trinken ermuntern kann. Ich habe noch nie eine so schamlose Zurschaustellung von Unanständigkeit gesehen.« Sie trommelte wütend mit den Fingerspitzen. »Ich werde mit Estelle morgen ein ernstes Wort reden, das kannst du mir glauben!«
    Olivia glaubte es ihr. Mrs.Drummond fiel ziemlich aus dem Rahmen und offensichtlich mit Zustimmung und Unterstützung von ›Bertie‹, der nicht verheimlichte, daß er ihre Koketterie genoß. Aber inzwischen gab es überall Anzeichen von mangelnder Zurückhaltung, und das war angesichts der Unmengen Alkohol, die konsumiert wurden, auch nicht weiter verwunderlich. Trotzdem schwieg Olivia, denn sie wußte, daß Mrs.Drummond nur auf dem Ball war, weil sie sich dafür eingesetzt hatte. Lady Bridget würde nicht nur wie angedroht mit Estelle, sondern auch mit ihr ein ernstes Wort reden.
    »Und ich verstehe nicht, wie Josh sich soweit erniedrigen kann, der Eitelkeit dieses Mannes so zu schmeicheln! Ich staune, daß er nicht sieht, wie ihn das in den Augen der anderen entwürdigt.«
    Ihre Tante sprach natürlich vom Maharadscha. Sofort nach dem Essen hatten Sir Joshua und ein

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