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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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unverblümte Antwort wurde von einem überaus freundlichen Lächeln begleitet.
    Sir Joshuas Kiefermuskeln spannten sich. »Ein britisches Konsortium wäre bereit, äußerst günstige Bedingungen anzubieten, die eine beachtliche Hilfe für …«, er trank einen Schluck Whisky und machte eine winzige Pause, »zum Beispiel für das Bewässerungsprojekt Eurer Hoheit darstellen könnten. Eine Vorauszahlung wäre natürlich selbstverständlich.«
    Zum ersten Mal verrieten die hellbraunen, ausdruckslosen Augen des Maharadschas ein gewisses Interesse, während er nachdenklich sein glattrasiertes Kinn betastete. »Gibt es ein solches Konsortium, Sir Joshua?«
    »Ja. Ein Vertragsentwurf ist bereits ausgefertigt.«
    »Wie würde die John-Kompanie darauf reagieren?«
    »Günstig. Die Kompanie hat ebenso dringend den Wunsch nach Kohle wie wir.«
    Der Maharadscha blickte kurz auf seine schönen, goldgeprägten und reichbestickten Schnabelschuhe. »Sehr gut.« Es klang, als sei die plötzliche Entschlossenheit typisch für ihn. »Ich würde den Vertragsentwurf bei Gelegenheit gerne sehen, Sir Joshua. Und nun«, er beendete das Thema und wandte sich Olivia zu, »muß ich um Vergebung dafür bitten, daß ich Sie vernachlässigt habe, Miss O’Rourke. Wir Männer haben die unverbesserliche Gewohnheit, die Etikette weltlichen Geschäften zu opfern, und das ist unentschuldbar.« Er leerte sein Glas, und ein Diener tauchte auf, um es ihm abzunehmen. Als Sir Joshua befahl, das Glas nachzufüllen, lehnte der Maharadscha höflich ab. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, Sir Joshua, mich mit Glenmorangie zu verwöhnen, für den ich eine Schwäche habe. Aber beim Whiskytrinken – wenn auch nicht in allen anderen Dingen – muß man sich der Klugheit einer Frau beugen. Die Maharani billigt keine Exzesse.«
    Er sagte das scheu und mit so jungenhafter Aufrichtigkeit, daß alle lachten und die Atmosphäre wieder heiter und gelöst wurde. Den sanften, in die Entschuldigung des Maharadscha gekleideten Hinweis, daß er entlassen war, nahm Sir Joshua wohlwollend auf. Er war jetzt guter Laune. »Ich darf Eure Hoheit in Olivias überaus fähigen Händen lassen. Es gibt Pflichten, die ich als Gastgeber erfüllen muß, sonst wird Lady Bridget sehr verärgert sein.« Er verabschiedete sich mit einer Verbeugung.
    Der Maharadscha beobachtete nachdenklich die würdevolle, beeindruckende Gestalt, bis sie in der Menge verschwand. »Ein bewundernswerter Gentleman, Miss O’Rourke. Und ein zielstrebiger Geschäftsmann. Ich fühle mich geschmeichelt von der Ehre, die mir Sir Joshua und seine Partner, Stützen der Unternehmungen Ihrer Majestät, erweisen.« Olivia konnte nicht sagen, ob die Bemerkung sarkastisch gemeint war, denn der Gesichtsausdruck des Maharadscha blieb ernst. Dann aber schob er das Thema Sir Joshua und Partner rasch beiseite. »Sagen Sie mir, Miss O’Rourke, wie beurteilen Sie die Aussichten von Zachary Taylor bei den Wahlen? Ist es wahrscheinlich, daß er bei diesem bedeutsamen Ereignis, bei dem zum ersten Mal alle Ihre Staaten gleichzeitig wählen, gegen Cass und Van Buren gewinnen wird?«
    Olivia fragte verblüfft: »Hoheit interessieren sich für die amerikanische Präsidentschaftspolitik?«
    »Weshalb nicht?« Sie gingen inzwischen auf dem gepflasterten Weg am Uferdamm entlang. Es näherte sich ihnen zwar niemand, aber sie wurden von vielen neugierigen Augen beobachtet. Gleichgültig wie die Engländer über die einheimischen Fürsten dachten, ihr Auftreten in der Öffentlichkeit weckte bei allen Interesse. Die Herrscher besaßen nicht nur eine sehr große Macht über ihre Untertanen, wie man wußte, manche ihrer Reiche waren größer als England und ganz sicher reicher. »Politik ist Politik, unabhängig von Nationalitäten, Miss O’Rourke«, fuhr Arvind Singh fort, »und zwar hauptsächlich deshalb, weil Menschen überall Menschen sind. Ja, über Freunde verfolge ich das Spiel der Macht bei den Präsidentschaftswahlen. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Nun, mein Vater glaubt, daß Taylor die besseren Chancen hat. Er mag kein erfahrener Politiker sein, aber er ist als guter Soldat bekannt, und sein Sieg in Buena Vista hat ihn bereits zum Nationalhelden gemacht. Die Whigs haben ihn gewählt, weil er den einfachen Leuten gefällt.« Sie lächelte. »Man nennt ihn ›das alte Rauhbein‹. Ich glaube, das gefällt den Wählern auch sehr gut.«
    Der Maharadscha hatte aufmerksam zugehört. Er nickte. »Aber ist er nicht

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