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Wer liest, kommt weiter

Wer liest, kommt weiter

Titel: Wer liest, kommt weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Denk
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»Töte Kandaules, nimm mich zur Frau und übernimm die Königsherrschaft über die Lyder – oder du musst sterben ... Sicherlich muss entweder er sterben, der diesen Plan ausgeheckt hat, oder du, der du mich nackt gesehen und Ungebührliches getan hast.«
    Kurzum: Gyges wehrt sich gegen den Voyeurismus, hat Glück und wird am Ende sogar König. Ref 80

26. Die Wünsche der Empfänger (Teil 2)
    Unser Bedürfnis nach Kommunikation
    In den bisherigen Kapiteln wurde der Reiz der visuellen Medien vor allem mit der Faszination des Visuellen erklärt. Der Mensch will aber nicht nur schauen, er ist, laut Aristoteles, auch und vor allem ein dialogisches Lebewesen. Auf dieses urmenschliche Bedürfnis nach Kommunikation antworten auch die visuellen Medien, das Hörmedium Radio ohnehin, wo wir uns beim Zuhören immer angesprochen fühlen. Das Fernsehen ist noch nicht so perfekt wie bei Ray Bradbury. In seinem Zukunftsroman Fahrenheit 451 (1953) sitzt die Frau des Helden ständig in ihrem Wohnzimmer mit drei Fernsehwänden und einem Zusatzgerät, weshalb sie von den Moderatoren immer persönlich begrüßt wird: Guten Abend, Mrs. Montag!
    Unsere Großeltern fühlten sich damals von Rudi Carrell, Peter Frankenfeld und Joachim Kulenkampff angesprochen, später und heute sprachen und sprechen uns Alfred Biolek und Frank Elstner an, Thomas Gottschalk, Didi Hallervorden, Günther Jauch, Hape Kerkeling, Stefan Raab und Harald Schmidt, und vielleicht noch mehr Senta Berger, Sabine Christiansen, Thea Dorn, Petra Gerster, Anke Engelke, Elke Heidenreich, Maybrit Illner, Sandra Maischberger und Anne Will.
    Auch die Jugendlichen fühlen sich bei Verbotene Liebe oder Gute Zeiten, schlechte Zeiten angesprochen oder bei Talkshows, wenn Stefan Raab in die Kamera grinst – was nur er darf. Die Gäste dürfen nie in die Kamera schauen. Denn wir alle sollen in unseren Wohnzimmern vergessen, daß alles, was wir sehen, nur deshalb stattfindet, damit wir zuschauen.
    Freilich bleiben wir beim Fernsehen immer passive Zuschauer. Beim Internet, erst recht beim Handyist das ganz anders, was den Erfolg dieser Medien beflügelt hat, aber auch die Suchtgefahr. Dazu heißt es im Lehrbuch Gesundheit und neue Medien (2009) von B.U. Stetina und I. Krypin-Exner: Forschungen zur Internetabhängigkeit konzentrieren sich meist auf jüngere Altersgruppen, da diese ... eher anfällig für eine Internetabhängigkeit und mehr im Internet vertreten sind. ... Young (1996) stellte  ... fest, dass  ... abhängige User vor allem Kommunikationsangebote nutzten. ... Ref 81
    Das Internet bietet die Befriedigung des Bedürfnisses nach soziallem Kontakt ... Daraus resultiert die Sehnsucht, Online-Freunde in der virtuellen sozialen Welt erneut aufzusuchen.
    Auch deshalb nutzen die Jugendlichen die kommunikativen Möglichkeiten des Internets, den E-Mail-Verkehr, das Instant Messaging und den Austausch in Chatrooms. Schließlich können sich beim Skypen sogar die Gesprächspartner sehen. Wo ist da noch der Unterschied zu einem Gespräch unter vier Augen? So bieten das Internet und noch mehr das Smartphone eine nie für denkbar gehaltene Steigerung der Möglichkeit für die Menschen, sich als dialogische Lebewesen zu verwirklichen.
    Trotzdem gelingt die Kommunikation der Menschen untereinander im Zeitalter von Handy und Internet nicht besser, sondern eher weniger gut als früher, was nicht nur Sherry Turkle beklagt. Kontakten in Chatrooms fehlt das Wesentliche echter Gespräche, nämlich die Aufrichtigkeit, auch ist das sprachliche Niveau fast immer niedrig. Das Niveau der Kurzbotschaften mit Instant Messaging, SMS und Twitter ist kaum höher, auch sind Smileys kein Ersatz für ein wirkliches Lächeln. Die Kommunikation per E-Mail schließlich vollzieht sich, wie schon erwähnt, viel schneller und deshalb auch nachlässiger als der früher übliche Briefwechsel. Aber ist nicht die Geschwindigkeit der Kommunikation ein Vorteil? Wenn es um praktische Dinge wie Verabredungen geht, selbstverständlich!
    Das gilt aber nicht für echte Gespräche. Bei einem Gespräch braucht es manchmal mehrere Stunden, bis wir über das reden können, was uns wirklich bewegt. Echte Gespräche müssen vor allem ungestört sein. Dies aber wird durch das Handy eher verhindert. Denn sobald das Handy einen Pieps von sich gibt, unterbricht fast jeder das Gespräch und wendet sich seinem Handy zu. Warum tun wir das? Weil wir uns, was ganz menschlich ist, Anerkennung und Erfolge wünschen.

    Unser

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