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Wer liest, kommt weiter

Wer liest, kommt weiter

Titel: Wer liest, kommt weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Denk
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Wunsch nach Anerkennung und Erfolg
    Wenn man 13jährige fragt, warum Computerspiele, ob mit der Konsole, im Internet oder mit dem Handy, so schnell süchtig machen, wissen sie die wichtigste Antwort: weil man so schnell Erfolge hat, viel schneller als im wirklichen Leben.
    Vor allem möchte jeder und erst recht jeder Jugendliche gern in der Kommunikation mit anderen gut dastehen. Das Internet hilft uns dabei. Alle diese Kontaktmöglichkeiten verdanken ihren Erfolg auch der Anerkennung, die sie bieten.
    Und wenn mich jemand fragt, ob ich sein Freund sein will, haben wir beide etwas davon, wenn ich zustimme, weil wir beide dann mehr Freunde, zumindest mehr Kontakte haben.
    Außerdem kann ich mich auf Facebook oder auf der eigenen Webseite so präsentieren, wie ich es bisher nie konnte: mit den schönsten Urlaubsfotos, meinen neuen Plänen, meinen Erfolgen. Das ist alles sehr verlockend und steigert das Selbstgefühl.
    Das gilt auch und am meisten für das Handy, heute das im doppelten Sinn teuerste Eigentum der meisten Jugendlichen.
    Dazu paßt der Name des erfolgreichsten Handys, des iPhones. Das »i« im Computernamen iMac erklärte Steve Jobs 1998 bei der »First iMac Introduction«, die auf Youtube zu sehen ist, so: internet, individual, instruct, inform und inspire. Dann aber müßte das Gerät »InMac« und das Handy »InPhone« heißen. Auch denkt wohl kein Amerikaner oder Brite bei dem Vokal »i« an »instruct« oder »inform«, sondern zu allererst an »I« = Ich.
    Kein Wunder, daß die Zürcher Sonntagszeitung am 29. April 2012 über eine Umfrage in der Schweiz meldete:
    40 000 Jugendliche sind handysüchtig. So sehr, dass sie ihr Handy bis unter die Dusche mitnehmen!
    Das Handy erfüllt sozusagen sichtbar unseren Wunsch nach Kontakten und nach Anerkennung. Und wenn ich eine Botschaft auf dem Handy erhalte, dann ist dies eine Anerkennung und scheinbar noch bedeutsamer als das Gespräch mit dem Menschen neben mir, der ja ohnehin da ist.

    Unser Wunsch nach Macht und Freiheit
    Was heißt Macht? »Macht« kommt von »mögen«, »vermögen«, d. h. können. Mächtig ist, wer viel kann.
    Die visuellen Medien sind mächtig, aber sie geben auch uns das Gefühl von Macht und Freiheit. Als es in Deutschland nur ein Fernsehprogramm gab, konnten sich die Zuschauer nur als Empfänger empfinden. 1963 kam das ZDF hinzu. Jetzt konnten wir wählen und hatten mehr Macht. Diese Macht wurde seit Mitte der 70er Jahre mit der Fernbedienung buchstäblich greifbar: Auf englisch heißt das »remote control«. »Fernbedienung« klingt anders: Wer bedient wen, wenn wir zappen?
    Mit jeder Neuerung nahm die scheinbare oder wirkliche Macht der Zuschauer zu: Dank Videorecorder wurden wir seit den 70er Jahren von den Programmzeiten unabhängiger und freier.
    Schließlich das Internet, das unsere Möglichkeiten und unsere Freiheiten ins fast Unermeßliche erweitert. Hatte ich bisher 10 DVDs oder 100 CDs zu Hause, kann ich im Internet wohl mehr als 100 000 Musikstücke hören sowie Tausende von Filmen und Millionen Videoclips anschauen. Hatte ich bisher nur ein Konversationslexikon, kann ich jetzt zu allem, was im Lexikon steht, unendlich viele Texte und vor allem Bilder im Internet anschauen. Auch kann ich im Internet jederzeit auf 1000 und mehr verschiedenen Webseiten nachsehen, was gerade in der Welt vor sich geht. Das ist doch eine gewaltige Vermehrung meiner Freiheiten und Möglichkeiten und damit meiner Macht!
    Und erst das Handy! Es ist, wie schon erwähnt, so leicht, sieht gut aus und liegt glatt in der Hand. Und der Touchscreen läßt sich mit dem Finger kinderleicht bedienen. Es ist ein technisches Wunder, reine Magie, Zauberei. Und wir können diese Wunder wirken und zaubern und auch mit dem Handy alles im Internet erreichen. Ist das nicht eine fabelhafte Entwicklung?

28. Die Interessen der Anbieter
    Vorhin war von der Einführung der Fernbedienung in den 70er Jahren die Rede. Dieses Gerät, das heute aussieht wie ein Zauberstab, gab uns die Möglichkeit, jederzeit das Programm zu wechseln. Das Merkwürdige war aber, daß die Fernbedienung zwar den Senderwechsel begünstigt, nicht aber das Abschalten. Das Zappen war deshalb manchmal eher ein Zappeln im Netz der Programme.
    Dieses Paradox, daß die Vermehrung der Freiheit zum Gegenteil führen kann, war auch bei der Einführung des Videorecorders spürbar. Wir wurden von den Programmzeiten unabhängig und schauten am Ende noch mehr an als zuvor.
    Und wie war das bei den

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