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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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Motiv, kein Ende gab, meine Ehe hörte ganz einfach auf, und was am traurigsten war, sie verwandelte sich in eine reine Firma, Rechnungen, die bezahlt werden mußten, Funktionen, Verpflichtungen, Liebling, reich mir bitte den Reis herüber, eine gesunde Firma, in der die Teilhaber, möchtest du Salat?, in der die Teilhaber trotz aller Differenzen, du ißt in letzter Zeit so wenig, in der die Teilhaber trotz aller Differenzen, das ist der Magen, er ist immer noch nicht Ordnung, in der die Teilhaber trotz der Differenzen, das ist der Streß, zu viel Arbeit, trotz der Differenzen setzen die Teilhaber sich zusammen an einen Tisch und unterhalten sich in aller Freundschaft. Wenn man heiratet, denkt man, daß einem das nicht passieren wird. Aber es passiert doch. Die Zeit vergeht, und es kommt der Tag, an dem man mit dieser Frau am Tisch sitzt, im Wohnzimmer, neben ihr im Bett liegt, wo auch immer, und man merkt, daß es vorbei ist. Anfangs strengt man sich an, es tut einem leid, man selbst tut sich leid, die Frau tut einem leid, was zum Teufel ist bloß los? Es ist vorbei, es ist beschissen, aber so ist es eben, die Liebe geht vorbei. Man hat ihretwegen einen Menschen umgebracht, man hat seine Mutter ins Heim gegeben, um mit ihr zusammenbleiben zu können, man hat Geld verdient und das Haus gebaut, das sie haben wollte, um darin zu wohnen, aber das hilft alles nichts. Mit der Liebe ist es trotzdem vorbei. Und Fúlvia, das mußte ich zugeben, verlangte nicht viel von mir, sie hätte das Haus verlangen können, dazu hatte sie das Recht, fünfzig Prozent von allem, was ich durch meine Bücher verdient hatte. Aber nein, sie war korrekt gewesen. Sie hatte mich lediglich darum gebeten, gemeinsam mit ihr abzuwarten, bis das Ermittlungsverfahren wegen Ronalds Tod eingestellt worden wäre, was laut unserem Anwalt in Bälde geschehen würde. Warum zum Teufel kapierte Ingrid das nicht?
    Ich erhob mich vom Tisch und nahm beim ersten Klingeln des Telefons den Hörer ab. Ingrid behauptete immer, daß ich eine Stimme wie ein Lexikonvertreter hätte, wenn Fúlvia in meiner Nähe war. Die Besprechung mit Laércio ist morgen früh um zehn, sagte sie. Das weiß ich bereits, sagte ich, Sie hatten es mir schon erzählt. Ach wirklich? fragte sie und äffte mich nach, Sie hatten es mir schon erzählt, ich weiß, sagte sie, und Sie, mein Herr, machen Sie sich auf was gefaßt, Laércio, dieser Wolfshund, ist ein bißchen mißtrauisch, er ahnt schon, daß wir dabei sind, einen Coup vorzubereiten. Aha, sagte ich. Ich hasse es, wenn du wie aus Plastik bist, sagte sie, zum Teufel mit deinem Aha, und hör auf, mich Dona Ingrid zu nennen und mich zu siezen, dann ist mir teutonische Kuh lieber. Geh, iß mit deinem Frauchen. Klick. Ja, vielen Dank, Dona Ingrid. Ich setzte mich wieder an den Tisch.
    Und wegen ihr willst du dich trennen? fragte Fúlvia. Ich versuchte, meinen Vortrag vom Vorabend zu wiederholen, und sagte, dieser Verdacht sei unbegründet und absurd, völlig absurd, und Ingrid, Dona Ingrid, sei eine seriöse Frau, die Leute seien eben alle gleich, sie redeten, erfanden Dinge, Fúlvia unterbrach mich, mein Problem, sagte sie, ist, daß ich intelligent bin, mir braucht niemand was zu erzählen, ich spüre es, ich weiß es, du hast ein Verhältnis mit Ingrid und Punkt.
    Nach dem Essen brachte Deusdeth, unsere Serviererin, den Kaffee in die Bibliothek. Fúlvia setzte sich mit einer neuen Schlange, die sich ihr um den Arm gewunden hatte, einer indischen Albinopython, neben mich, sie bestand darauf, daß ich sie nahm, ein seltenes Exemplar, sagte sie, sie hat tausend Dollar gekostet. Ich erlaubte ihr, mir die Python auf den Schoß zu legen. Weiß sie über Ronald Bescheid? fragte Fúlvia. Die Schlange kroch langsam an meinem Arm hoch und ringelte sich mir in Windeseile um den Hals. Weiß sie über Ronald Bescheid?
    Ich verspürte einen starken Druck am Hals, ich bat Fúlvia, mir zu helfen, weiß sie über Ronald Bescheid?, schnell, sagte ich, du darfst keine raschen Bewegungen machen, sagte sie, damit erschreckst du sie womöglich, nimm sie weg, sagte ich, schnell. Hast du Angst? Fragte sie, nimm sie weg, sagte ich, sie merkt, daß du Angst hast, sagte sie, nun mach endlich, sagte ich.
    Geschickt brachte Fúlvia die Schlange dazu, auf ihren Arm herüberzugleiten. Sie hat schon gefressen, sie würde niemals angreifen. Ich fühlte, wie eine Hitzewelle durch meinen Körper lief.
    Fúlvia unternahm noch einen Versuch, über unsere Ehe zu sprechen,

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