Wer lügt, gewinnt
sagte, was ihr paßte, und dann knallte sie den Hörer auf. Wir zogen in ein Hotel, um uns die Telefonanrufe vom Halse zu schaffen. Aber Fúlvia fand heraus, wo wir waren, und machte uns weiter das Leben schwer.
Eines Tages sah ich, als ich das Hotel verließ, eine Wandreklame mit meinem Foto, auf der mit Spray geschrieben stand: José Guber ist ein Arschloch. Ich bin mir sicher, das war Fúlvia. Ingrid bekam es mit den Nerven, sie konnte nicht mehr richtig schlafen. Es ist keine Angst, sagte sie, es ist Haß. Ich hätte nie gedacht, daß einen Menschen zu hassen bedeutet, den ganzen Tag an ihn zu denken. Sie empfand einen derart unbändigen Haß auf Fúlvia, daß sie sogar anfing zu zittern, wenn wir über sie sprachen. Fúlvia ging so weit, Ingrid in der Hotelrezeption zu attackieren, es war furchtbar. Einmal fand Ingrid eine Schlange auf der Rückbank vom Auto. Mit einem Wort, es war eine Zeit voller Spannungen, und ich hatte vollstes Verständnis dafür, daß es Männer gibt, die den Kopf verlieren und ihre Exfrauen erwürgen.
Das einzig Gute war mein Magen, der wieder völlig in Ordnung kam. Und das Erscheinen des Buchs. Laércio machte ein Riesentamtam, überall in der Stadt prangte mein Gesicht. Nur der Abend mit der Signierstunde war nicht so erhebend. Wir erwarteten zweitausend Leute, Laércio hatte ein Heidengeld für Weißwein und Pastete ausgegeben, für solches Zeugs kann man tatsächlich einen Haufen Geld loswerden. Wie viele Leute mögen wohl hier sein? fragte ich. Weniger als hundert, sagte er besorgt, wenn es João Aroeira wäre, hätten wir die Bude proppenvoll bis unter die Decke, das wäre nicht so ein Reinfall wie dieser. Das Problem, sagte er, ist, daß niemand José Guber kennt, er sagte es so, als würde er über jemand anderen reden und nicht über mich.
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Noch ein Zauberer
Universalis-Verlag startet millionenschwere Kampagne, um weiteren Esoterikautor zu lancieren
Von Renata Carneiro
Bereits Pedro Jequitibá und seine Anhäufung von Klischees über beruflichen Erfolg haben wir über uns ergehen lassen müssen. Auch die Neurolinguisten und die Esoterik-Experten für Engel, die zu einer wahren Plage in unserem Land geworden sind, haben wir ertragen. Als sei es damit nicht genug, investiert der Universalis-Verlag jetzt Millionen in eine Kampagne und setzt alles auf einen weiteren Esoterikautor. Von José Guber, der bereits als João Aroeira berühmt geworden ist durch seine drei Selbsthilfebücher Reichen Sie sich selbst die Hand, Symbiotisches Wörterbuch der Gesundheit und Symbiotisches Wörterbuch des beruflichen Erfolgs, die alle auf der Liste der meistverkauften Bücher des Jahres stehen, erscheint jetzt Im Gespräch mit dem Schöpfer, ein »praktischer Ratgeber für den Dialog mit Gott«. José Guber ist nicht der gleiche Frauenschwarm, der die Buchumschläge seiner früheren Erfolge ziert. »Sie müssen verstehen, João Aroeira und José Guber sind zwei verschiedene Personen. João Aroeira ist ein Autor, José Guber ein anderer. João Aroeira ist mein Pseudonym, José Guber bin ich selbst.« Auf die Frage, was ihn dazu veranlaßt habe, auf dem Umschlag seiner anderen Bücher das Foto seines Bruders zu verwenden, antwortet er ohne zu zögern: »Irgendwann ergab sich die Notwendigkeit, meinem Pseudonym ein Gesicht zu verleihen. Es war eine spirituelle Notwendigkeit. Ich habe ihm das Gesicht meines verstorbenen Bruders gegeben. Wir standen uns sehr nahe. Mein Bruder war ein so praktischer und optimistischer Mensch, der anderen Mut machen konnte. Er hatte den Geist von João Aroeira. Das war der Grund, weshalb wir sein Foto verwendet haben.« Doch José Guber spricht nicht gerne über João Aroeira. »Wenn Sie etwas über João Aroeira wissen wollen, rufen Sie bei Universalis an. Ich bin hier, um über José Guber zu reden.« Im weißen Anzug, mit goldenem Ring am Ringfinger und in Begleitung seiner Assistentin Ingrid Weiss wurden wir von José Guber in der Halle des Hotels Mar Dourado zum Interview empfangen.
Es folgen Auszüge aus dem Interview.
JORNAL: Herr Guber, warum sind Sie von der Selbsthilfeliteratur zur esoterischen Literatur übergewechselt? Um mehr Geld zu verdienen?
JOSÉ GUBER: Keineswegs. Ich bin kein Opportunist. Im vergangenen Jahr hatte ich ein ernstes gesundheitliches Problem, ich lag im Krankenhaus und betete gerade, da hörte ich eine Stimme in meinem Herzen, eine Stimme, die sehr deutlich sagte: »Schreib«, sagte sie, »du mußt schreiben.« Ich
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