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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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allem, und dennoch verlange sie gar nichts. Aber wenn ich sterbe, bekommst du alles, sagte ich.
    Sie trank ihren Whisky, gab keine Antwort.
    Dr. Cisne, sagte ich.
    Ich weiß nicht, wovon du redest, antwortete sie.
    Arsen, antwortete ich, ich rede über Arsen, Blausäure, Schierling, Lebensmittelvergiftung, Herbizide, irgend so eine Sauerei.
    Das ist genau der Grund, weshalb du immer nur ein piefiger kleiner Schreiberling warst, sagte sie. Du hast keine Phantasie, es ist alles zweitklassig, ein zweitklassiger Mann, zweitklassige Literatur, B-Movies.
    Ich frage mich nur, ob Ronald der erste war, sagte ich, vielleicht gibt es ja noch andere, drei vielleicht, drei Versicherungen machen drei Millionen Dollar, nicht wahr?
    Geh zum Teufel, sagte sie.
    Ich fahre zu Ingrid. Wenn du auf die Fazenda gezogen bist, komme ich zurück.
    Als ich aus dem Haus ging, sah sie mich mit todernstem Gesicht an, ohne ein einziges Wort zu sagen.
     
    Ingrid öffnete erschrocken die Tür, sie war barfuß. Ist mit dir alles in Ordnung? fragte sie, als sie meinen Koffer sah.
    Ich erzählte Ingrid, daß ich an diesem Abend Arsen in Fúlvias Sachen gefunden hatte. Diese Hexe, sagte Ingrid, ich hab’s gewußt, ich hab’s gewußt, ich hab es dir ja gesagt. Ich konnte Ingrid nicht die ganze Wahrheit erzählen, ihr von dem Bankkonto im Ausland berichten, von den drei Millionen Dollar, und auch nicht von meiner Unter haltung mit der Tiefkühlmamsell, dem Gespräch mit Dr. Cisne, all das hätte mich dazu gezwungen, über Ronald zu sprechen, und Ingrid hatte keine Ahnung davon, wie Ronald ums Leben gekommen war. Bei mir hatte es acht Monate gedauert, nachdem Ronald tot war, bis ich wieder normal schlafen konnte, und dann noch wer weiß wie lange, bis ich das Bild wieder loswurde, wie er durch den Garten lief, die Beinprothese, die sich von seinem Körper löste, sein angsterfüllter Blick, bevor er starb, die ganze Sache bekam mir überhaupt nicht. Ich wollte nicht, daß Ingrid davon erfuhr.
    Sie bestand darauf, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten, das ist versuchter Mord, sagte sie, wir bringen diese Lucrezia ins Gefängnis. Nein, antwortete ich. Betreibst du auch illegalen Schlangenhandel? Machst du irgendwas Ungesetzliches? fragte sie. Abgesehen von den Büchern? antwortete ich. Wir lachten. Wo ist das Problem? sagte sie, verheimlichst du mir irgend etwas? Nein, natürlich nicht, antwortete ich. Sag mir einen einzigen Grund, weshalb wir diese durchgedrehte Irre laufenlassen sollen. Sie wird mir nichts mehr tun, sagte ich, sie wird auf die Fazenda ziehen und mich in Frieden lassen. Das bezweifele ich sehr, antwortete Ingrid.
    Ich war müde, ich wollte schlafen. Ich nahm ein Schlafmittel, das Ingrid mir gab, wir legten uns ins Bett und schmiegten uns aneinander, ich vergrub meine Nase in ihrer blonden duftenden Haarpracht und fiel in einen schweren Schlaf, ich hörte nicht einmal das Winseln des Pudelwelpen im Stockwerk über uns, der wie ein zum Tode Verurteilter jaulte, seit er von der Mutter getrennt worden war.
    Am nächsten Morgen wachte ich davon auf, daß es an der Tür klingelte. Wasserrauschen, Ingrid war unter der Dusche. Ich stand auf.
    Ich öffnete die Tür, es war Fúlvia. Auf ihrer Stirn stand geschrieben: Achtung, nervöse Frau. Sie kam rein, wir müssen miteinander reden, sagte sie. Vorsicht, bissiger Hund. Sie ließ ihren Blick durch die Wohnung schweifen, wie ein Tier, das nach Nahrung sucht.
    Ingrid erschien, in ein Badetuch gehüllt, in der Flurtür. Hast du deiner Sekretärin schon erzählt, wie wir Ronald umgebracht haben? Ich wette, du hast es nicht erzählt, sagte Fúlvia. Wer ist Ronald? fragte Ingrid und sah zu mir herüber.
    Ronald ist der arme Teufel, den er getötet hat, antwortete Fúlvia.
    Ingrid schaute mich erschrocken an. Diese Frau ist verrückt, sagte ich, laß mich mit ihr reden.
    Ingrid wollte nicht gehen, sie wollte alles wissen, es war harte Arbeit, sie davon zu überzeugen, mich mit Fúlvia allein zu lassen.
    Paß mal auf, sagte ich, als Ingrid hinausgegangen war, hör gut zu, was ich dir sagen werde, sagte ich, schrei mich nicht an, sagte sie, ich schreie, soviel ich will, erwiderte ich und schleuderte sie aufs Sofa, setz dich hin und hör zu, was ich dir sagen werde, ich werde es nur einmal sagen. Ich sah sie an. In ihrer Hand befand sich jetzt ein Revolver, der auf mich gerichtet war. Runter mit dem Scheißding, sagte ich, ich warf mich auf sie, wir wälzten uns auf dem Boden, die Waffe, ich hasse

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