Wer macht was und was mache ich
habe die Abteilung gewechselt, als ein Platz im Lektorat frei wurde. Als Buchwissenschaftlerin brachte ich ein Gespür für die Branche mit, und da ich im Nebenfach BWL belegt hatte, auch ein Gefühl für Zahlen. Dadurch ist mir am Anfang vieles leichter gefallen. Lektoren lesen nicht nur viel, wir müssen auch wirtschaftlich denken. Für jedes Manuskript, das ich in Auftrag gebe, kalkuliere ich ein Preis-/Leistungsschema: Wie viele Buchseiten passen auf eine CD, um wie viel muss der Originaltext gekürzt werden, wie viel kostet das und wie viele CDs bringen wir heraus?
Im Gegensatz zu Kollegen im Buchverlag, habe ich mit dem Bearbeiten des Textes nichts zu tun. Das Korrektorat und die Arbeit mit dem Autor am Text sind an sich klassische Aufgaben eines Lektoren. Wir bekommen fertig lektorierte Manuskripte von den Buchverlagen, die wir zum Kürzen oder Bearbeiten an Büros nach außen weitergeben. Dafür habe ich mit den Sprechern zu tun und bin immer auf der Suche nach Stimmen, die zu unseren Projekten passen könnten. Wir arbeiten viel mit Synchronsprechern, zum Beispiel mit der deutschen Stimme der Bella in den Biss-Verfilmungen. Wichtig ist, dass die jungen Hörer ein Bild im Kopf haben, das zu der Rolle im Hörbuch passt.
Mit den technischen Details habe ich natürlich auch zu tun. In Zusammenarbeit mit den Tontechnikern stimme ich die Feinheiten ab, höre mir die Aufnahme an und gebe Fehler, die mir auffallen, weiter. Ein zu lautes Atmen zum Beispiel, oder ein Magengrummeln des Sprechers. Es ist ein sehr vielseitiger Job – auch wenn sich die Arbeit vor allem im Büro abspielt. In der ersten Zeit war ich häufig bei Tonaufnahmen dabei, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was geht und was nicht. Inzwischen bin ich eher selten im Studio. Viel Zeit verbringe ich damit, den Markt zu beobachten. Ich verfolge die Verkaufszahlen, schaue mir an, wie sich bestimmte Titel behaupten und analysiere, welche Entscheidungen gut waren und wie sich Hörbücher entwickeln, die wir abgelehnt haben. Die Auswahl ist oft ganz schön schwierig! In eine 18-Jährige kann ich mich noch hineindenken, aber was gefällt einem Neunjährigen? Den Kundengeschmack zu treffen, das ist die größte Herausforderung.
»Wichtig ist der Blick von außen«
Lene Grösch
Dramaturgin
28 Jahre
Diese Eigenschaften bringe ich mit:
• Begeisterung für Kunst und Kultur
• Interesse an politischen und gesellschaftlichen Fragen
• Sprachgefühl und Lust am Schreiben
Und so bin ich dahin gekommen:
• Studium Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Leipzig, später Dramaturgiestudium an der Hochschule für Musik und Theater »Mendelssohn Bartholdy« Leipzig
• Hospitanzen und Assistenzen in Nürnberg, Jena, Hamburg, Stuttgart und Leipzig
• Arbeit in der freien Szene Leipzig als Dramaturgin, künstlerischer Vorstand und Kuratorin für Nachwuchsprojekte an der Spielstätte LOFFT in Leipzig
• Berufsbegleitend: Gründung der Arbeitsgruppe »dg: möglichmacher« innerhalb der Dramaturgischen Gesellschaft mit dem Ziel, die Bedürfnisse und Belange junger Dramaturgen in der DG zu fördern und Netzwerkarbeit zu initiieren
• Dramaturgin an einem Stadttheater
Welche Fähigkeiten brauche ich für diesen Job?
• Eine große Leidenschaft für das Theater, sonst hält man die enorme zeitliche Belastung nicht durch – es ist kein 9-to-5-Job
• Man muss extrem kommunikativ sein. (Vermitteln zwischen Regisseur, Schauspielern, Autoren und Besuchern)
• Interesse an politischen und wirtschaftlichen Fragen; Lust am Lesen und Schreiben
D ie neue Spielzeit fing für mich sehr ungewöhnlich an. Zum ersten Mal war ich Projektleiterin und musste eine große Stadtrauminszenierung mit mehr als 250 Laien und Profis koordinieren. Da den Überblick nicht zu verlieren, war wirklich eine Herausforderung! Aber das ist zunehmend auch ein Aspekt unserer Arbeit, das Theater zeitweise zu verlassen, und sich die Stadt auf anderem Weg zu erobern. Dramaturgie bedeutet dann oft mehr Projektkoordinierung, bei der die Organisation im Vordergrund steht, und weniger die inhaltliche Dramaturgie. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, man gewinnt eine andere Perspektive auf die Theaterarbeit.
Ich arbeite jetzt in der dritten Spielzeit als Dramaturgin an einem Stadttheater und werde nächstes Jahr an ein anderes Haus wechseln. Gerade am Anfang sollte man sehen, dass man nicht zu lange an einem Ort bleibt – um wieder Neues
Weitere Kostenlose Bücher