Wer mit Wem - Entscheide Du!
ich wissen und Flo zieht geheimnisvoll seine Augenbrauen hoch.
âWir fahren zu einem toll gelegenen Seeâ, sagt er. âDie Strecke dorthin wird dir gefallen, sie ist wildromantisch und wenn wir ankommen, können wir direkt ins Wasser springen.â
âHört sich super anâ, sage ich und dann schwingen wir uns auf die Sättel und es geht los.
Flo hat recht, die Strecke, die er ausgesucht hat, ist wirklich wunderschön: Erst geht es durch Hopfenfelder und schattige Waldstücke, dann an einem Flussbett entlang â und immer ein herrlicher Blick auf die Berge. Nur kann ich nach kurzer Zeit die Fahrt schon gar nicht mehr so richtig genieÃen, weil Flo in die Pedale steigt, als wolle er die Tour de France gewinnen. Ich habe groÃe Mühe hinterherzukommen, auch weil mein Fahrrad nicht gerade das neueste Modell ist und nur drei Gänge hat, während Flos Mountainbike mit allen Extras ausgestattet ist. Wir reden kaum miteinander und der Koch stiert nur angestrengt geradeaus und hat die Lippen aufeinandergepresst. Will er sich etwas beweisen? Oder am Ende sogar mir?
Nachdem wir schon eine gute Stunde gefahren sind, nun der Weg auch noch bergauf geht und der Abstand zwischen Flo und mir immer gröÃer wird, reicht es mir und ich halte einfach an.
âHey, Flo! Flooooo!â, rufe ich und endlich dreht sich Jan Ullrich um und bequemt sich, ebenfalls abzusteigen. Ich schiebe völlig auÃer Puste mein Fahrrad zu ihm hoch. Dabei sehe ich links von uns ein kleines idyllisches Dorf liegen und auf einer Wiese davor ein Volksfest mit Bierbänken und -tischen, einigen Buden, einer Bühne mit einer Band und vielen, vielen Leuten. Jetzt hört man auch die Musik â âMarmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht â¦â, grölt es zu uns herauf und einige Leute steigen auf die Tische, tanzen und prosten sich zu. Schön, so ein Volksfest, darauf hätte ich jetzt auch Lust.
âSag malâ, hechle ich, âwie weit ist es denn noch bis zu diesem See? Es ist schlieÃlich schon halb fünf und wenn wir noch baden und die ganze Strecke zurückwollen ⦠AuÃerdem ist mir total heià und ich hab Durst.â
âIst nicht mehr weitâ, sagt Flo, âvielleicht noch âne halbe Stunde. Wird dir gefallen, ist echt romantisch dort.â
Schön und gut, denke ich mir. Aber im Moment ist mir eigentlich so gar nicht nach Romantik. Ich bin verschwitzt und völlig am Ende, vielmehr wäre mir jetzt nach etwas zu essen und vor allem nach einer riesengroÃen eiskalten Limo oder Apfelschorle. Und die gibt es zum Greifen nah auf dem Volksfest.
Was meint ihr?
Soll ich â¦
versuchen, Flo zum Volksfest zu überreden und die Tour hier abzubrechen,
oder
weiterstrampeln und hoffen, dass der See nachher tatsächlich alles wettmacht?
Okay, dann will ich einfach mal hoffen, dass der Weg bergauf so dicht bewachsen ist, dass ich gar nicht sehe, wie sich der sichere Boden unter mir immer weiter entfernt.
âNa klar komme ich mitâ, sage ich frei und fröhlich heraus, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und als würde ich tagtäglich mit Reinhold Messner auf Tour gehen.
âSchön, dann mal losâ, meint Patrick und gemeinsam machen wir uns auf den Weg.
Mit einem kurzen Schulterblick auf Verena und Flo sehe ich, dass die beiden ein ganzes Stück näher zusammengerückt sind und sich gegenseitig irgendwas ins Ohr flüstern. Bei Flo scheine ich plötzlich out zu sein, sieht also ganz danach aus, als hätte ich die richtige Entscheidung getroffen. Als drittes Rad am Wagen und noch dazu mit zwei Turteltäubchen â nein danke!
Patrick und ich marschieren nebeneinanderher, plaudern zwar ein wenig belangloses Zeug, aber eine richtige Unterhaltung kommt nicht zustande, geschweige denn, auch nur ansatzweise so etwas wie prickelnde Stimmung. Vielmehr scheint es mir, als würde Patrick sich nicht richtig wohlfühlen und als wüsste er eigentlich gar nicht, worüber er mit mir reden soll. Komisch, er war vorhin doch ganz anders, ununterbrochen auf Flirtkurs und hat mir eine Story nach der anderen erzählt. Jetzt bringt er nicht mehr zustande als: âNa, geht es mit deinen Schuhen?â oder: âWirklich schön hier, auch wenn die Tour für einen Kletterer wie mich natürlich keine echte Herausforderung ist.â Wie soll man da die romantische Kurve
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