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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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als Genetiker in einem Hightech-Labor.
    Schließlich verlängerte die Personalabteilung seinen Vertrag nicht, obwohl das all die Jahre eine reine Formalität gewesen war.
    Helge magerte ab. Gerlinde verdiente das Geld für sie beide. Meistens schämte er sich. Weil die Scham schrecklich war, verbarg er sie rasch unter dem wärmenden Mantel von klarem Schnaps. Er fror beständig.
    Den VW, den er nach dem Fiasko mit dem Volvo gebraucht gekauft hatte, fuhr er nur selten, aber er setzte sich nach wie vor ans Steuer. Soweit kam es noch, dass man ihm seine Unabhängigkeit nahm. Dann rief Gerlinde eines Tages, Helge war gerade mit gezücktem Wagenschlüssel aus dem Haus gegangen, die Polizei. Noch bevor er einsteigen konnte, war die Fahrerlaubnis eingezogen.
    Das war vor drei Jahren gewesen. Helge dachte grimmig an die Beamten, die ihn herablassend, aber nicht unfreundlich behandelt hatten. Sie hatten ihm alles genommen: den Job, den Führerschein, die Frau. Letztere hatte das Schloss auswechseln lassen.
    Helge stand auf der Straße.
    Seine Schwester ließ ihn eine Weile bei sich wohnen und bemühte sich um ihn, bis sie seine Flunkereien und Manipulationen satthatte. Man wies ihm einen Betreuer zu, der über seinen Aufenthaltsort, seine Finanzen und seine Gesundheit bestimmte. Wenig später ordnete ein Richter einen Aufenthalt in einer Entzugsklinik im Norden Bayerns an. Wenigstens Bayern, dachte Helge.
    Seit einem halben Jahr war er draußen. Er hatte in der Gerichtsverhandlung einen geläuterten Eindruck gemacht, sich ein Zimmer gemietet, wieder in Grombühl, und kam sich vor wie in seiner Studentenzeit.

    *

    Vor Kurzem war Dieter aufgekreuzt. Sie hatten ein bisschen geplaudert. Aber plaudern ohne Scheurebe, das gelang weder Dieter noch Helge. Also waren sie zur Festung Marienberg  53  spaziert, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen, beide schwerfällig, Dieter wegen seiner zwei Zentner Gewicht und Helge wegen der Knieverletzung, die er sich bei einem Sturz im Suff zugezogen hatte. Sie konzentrierten sich auf die Leistungsfähigkeit ihrer alternden Körper und hatten wenig Kapazitäten frei, um das üppige Grün um sie her zu bewundern, nur ab und zu drehten sie sich um, ließen den Blick über die Weinberge streifen und auf die Stadt unter ihnen, auf den in der Sonne glitzernden Fluss.
    Â»Wir sind schon zwei alte Herren, oder?« Dieters Lungen stießen pfeifende Geräusche aus, als sie endlich die Festung erreicht hatten und sich dem Strom von Touristen mit Trekkingstöcken überantworteten, der vom Schlossberg-Wanderweg  54  herübergeschwappt kam.
    Â»Du bist doch Arzt. Du musst wissen, wie man fit bleibt.«
    Â»Meine Frau sagt, es liegt am Wein.«
    Â»An der Scheurebe.«
    Â»Genau.« Dieter lachte, und für den Bruchteil von Sekunden war das alte Einvernehmen wieder da, das Gefühl, man könnte die Welt aus den Angeln heben, nach ein paar Gläsern nur. »Weißt du noch, wie wir mal in den Spessart gefahren sind? Alle Mann hoch?«
    Â»Um das Wirtshaus im Spessart zu finden?« Helge verzog amüsiert die Lippen.
    Â»Bis Mespelbrunn sind wir gekommen. Haben uns die Kante gegeben und sind dann durch den Schlosspark gestreift.«
    Â»Ich erinnere mich. Du hast einen Schwan erschreckt.«
    Â»Der Schwan hat mich erschreckt!«
    Â»Hieß es nicht, das Wasserschloss  55  sei die Perle des Spessarts?« Helge erinnerte sich jetzt dunkel, dass sie im Schlosspark übernachtet hatten und er am nächsten Morgen, wieder einigermaßen nüchtern und durchgefroren, auf dem Rückweg nach Würzburg das Gefühl hatte, seinen Kater, der größer war als er selbst, hinter sich herzuziehen.
    Â»Tja, der Spessart. War ja früher mal eine arme Gegend«, grübelte Dieter.
    Schweigend ließen sie sich von den Besuchern weitertreiben. Es war ein warmer Tag. Auf der Suche nach Abkühlung betraten sie die Marienkirche  56 .
    Â»Wusstest du, dass die Würzburger Bischöfe hier ihre Eingeweide bestatten ließen?«, fragte Dieter.
    Helge brummte nur.
    Â»Der Rest liegt unten im Kiliansdom.«
    Â»Wem’s gefällt …«
    Â»Und irgendwas anderes liegt wieder woanders.«
    Â»Mensch, Dieter.«
    Â»Du hast einen Sohn.«
    Â»Einen …?« Helge lachte auf. »Lass die Spielchen. Das passt nicht mehr zu uns.«
    Â»Ich präzisiere. Er könnte dein Sohn

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