Wer nach den Sternen greift
in Ihrer Umarmung. Danke. Sie sind ein wahrer Freund.«
Einen Moment lang blieben sie so stehen, dann löste er sich von ihr und sagte: »Und jetzt gehen wir hinüber und stimmen uns auf Weihnachten ein.«
»Welche Gedanken helfen Ihnen, wenn Sie sich einsam fühlen, Scully?«, fragte Alex, während er seinen Mantel anzog.
»Ich denke an Sie, Mylady. Ich denke an Sie.«
34
D as Schönste an Weihnachten war für Alex, den Dienstboten ihre Geschenke zu überreichen. Dabei folgte sie dem Beispiel ihrer Großmutter und schenkte nicht einfach jedem das Gleiche, sondern suchte individuelle Geschenke aus. Es bereitete ihr große Freude, die Augen des Beschenkten aufleuchten zu sehen, und am meisten Vergnügen machte ihr in diesem Jahr Mrs. Burnhams Geschenk. Sie hatte zufällig gehört, wie die Haushälterin eines Tages zu Reginald gesagt hatte: »Irgendwann einmal, und hoffentlich bin ich dann noch nicht zu alt, kaufe ich mir einen Hut, so einen mit Federn, wie Mylady ihn hat, und dann trage ich ihn in der Kirche. Ich werde aussehen wie eine große Dame, das sage ich dir!«
Daraufhin hatte Alex Mrs. Burnham einen prächtigen Hut gekauft, den auch sie in der Westminster Abbey tragen würde. Die Frau keuchte entzückte auf, als sie ihn sah, und fasste sich ans Herz. In ganz London gäbe es keine elegantere Frau als Mrs. Burnham nächsten Sonntag in der kleinen Kirche in Woodmere.
Clarissa, die einem so persönlichen Geschenk kritisch gegenübergestanden hatte, blickte auf, als Alex Mrs. Burnham den Hut überreichte. Die Haushälterin war völlig sprachlos, und einen Moment lang sah es so aus, als würde sie in Tränen ausbrechen.
Das war der Höhepunkt von Alex’ Weihnachtsfest.
Das Geschenk, das Clarissa ihrem Sohn machte, überraschte Alex. Clarissa hatte ihr gegenüber nichts davon erwähnt, und Oliver schien sich sehr darüber zu freuen. Es war ein kleines, ungerahmtes Gemälde einer Pariser Straßenszene. Alex hörte, wie Oliver leise zu seiner Mutter sagte: »Ein Utrillo. Danke, Mutter. Mein Erster.«
»Du kannst ihn dir ja nach Belieben rahmen lassen.«
Oliver beugte sich tatsächlich zu seiner Mutter herunter, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben, und Clarissa errötete wie ein junges Mädchen.
Vielleicht liebt sie ihn mehr, als sie weiß. Oder mehr, als sie ihm gegenüber zu erkennen geben will, dachte Alex.
Ihr schenkte Oliver ein Armband, und sie sah förmlich vor sich, wie er zum Juwelier gegangen war und gesagt hatte: »Ich brauche ein Geschenk für meine Frau.« Sie trug nur selten Armbänder, vielleicht schenkte er ihr gerade deshalb ständig welche.
Den Nachmittag verbrachten der Herzog und Oliver damit, ihre Stiefel zu polieren und die Strecke abzugehen, um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Die Füchse waren in Käfigen untergebracht und würden, kurz bevor die Jagd begann, herausgelassen.
Die ersten Gäste sollten am Sechsundzwanzigsten nachmittags eintreffen. Clarissa erklärte Alex, dass Reginald sie in Empfang nehmen würde, und dann konnten sie sich ausruhen oder spazieren gehen. Sie und Alex würden sich erst vor dem Abendessen zu den Cocktails um sieben Uhr blicken lassen. Alex fand es unhöflich, dass sie die Gäste nicht begrüßten, sagte jedoch nichts dazu.
Sie schlief wenig in der Nacht vorher, weil ihr ständig durch den Kopf ging, ob sie wohl alles richtig machte. In Amerika hatte sie sich nie solche Gedanken machen müssen, weil dort niemand das Verhalten einer von Rhysdale in Frage gestellt hatte. Aber hier würde man sie natürlich genau unter die Lupe nehmen, um festzustellen, ob sie eine dieser unzivilisierten, barbarischen Amerikanerinnen war.
Nun, am besten benahm sie sich einfach so wie immer. Mrs. Palmerton würde sicher sofort verstehen, warum Oliver immer noch an ihr hing und nicht der viel jüngeren und reicheren amerikanischen Erbin erlegen war, die er hatte heiraten müssen.
Warum mache ich mir überhaupt Gedanken darüber, was diese Frau von mir hält, wunderte sie sich insgeheim. Die Antwort darauf wusste sie auch nicht.
Sie wollte gerade hinuntergehen und die Gäste empfangen, als es leise an ihre Tür klopfte. Mrs. Burnham trat ein.
»Ich wollte mich persönlich bei Ihnen für den Hut bedanken, Mylady.«
»Eigentlich wollte ich damit meinem Dank Ihnen gegenüber Ausdruck verleihen. Sie sollen wissen, wie sehr ich Ihre Arbeit schätze.«
»Ich bin jetzt seit über fünfzehn Jahren hier, und so etwas hat noch nie jemand
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