Wer nach den Sternen greift
du denn, wo ihr landen müsst?«
»Das sollst du auch festlegen. Wir brauchen irgendein Licht.«
»Aber wenn ich doch nicht weiß, wann ihr kommt?«
»Irgendjemand wird dir immer vorher Bescheid sagen. Jeder Engländer, jede Engländerin wird dich unterstützen.«
Trotzdem verlangte er viel von ihr. Die Kinder mussten abgeholt, versorgt, gekleidet und ernährt werden. Sie benötigte Fahrer und Benzin. Wenn jedes Mal zwanzig oder dreißig Kinder kamen, würde der Ostflügel bald voll sein.
Philippe öffnete die Wagentür. »Komm, wir schauen es uns an.«
Der Strand war leer. Er dehnte sich hier endlos aus, und weiter im Süden begann irgendwann die Felsenküste, aber vor ihnen lag nur breiter Sandstrand.
»Die Strömung ist hier nicht so stark, man kann sich auf die Gezeiten verlassen, und einer meiner Männer kennt diese Gegend wie seine Westentasche. Es werden nie mehr als fünf bis sieben Boote auf einmal kommen. Die Einzelheiten müssen wir noch klären.«
»Babys sind wahrscheinlich keine dabei.« Allerdings würde es in jedem Alter schwierig sein, mit Kindern umzugehen, die von ihren Eltern getrennt worden waren. Abgesehen von ihren eigenen Kindern hatte sie keine wirkliche Erfahrung, und sie hatte immer eine Nanny gehabt.
»Versprechen kann ich dir nichts.«
Sie gingen den Strand entlang. Sie sah keine Häuser, aber um diese Uhrzeit brannte sowieso nirgendwo Licht.
»Hier«, sagte Philippe, »hier ist der weiße Felsen. Wir haben ihn extra angestrichen, damit wir ihn vom Wasser aus erkennen können. Schau ihn dir morgen bei Tageslicht noch einmal an, um dir einzuprägen, wo du auf uns warten musst.«
»Warum sind wir denn nicht erst morgen früh hierhergefahren? Dann hätte ich alles bei Tageslicht sehen können.«
»Ich muss im Morgengrauen aufbrechen, das Auto zurückgeben und mich mit jemandem treffen, der mich nach Frankreich zurückbringt.«
»Aber nicht tagsüber.«
»Nein.«
Sie gingen wieder zum Auto.
»Merk dir jeden Zentimeter hier«, sagte er. »Wenn du den Strand morgen noch einmal abgegangen bist, musst du ihn mit geschlossenen Augen vor dir sehen.«
»Ich überlege, wer mir alles helfen kann.«
»Und ich überlege schon, ob ich noch lange warten kann, bis ich mit dir schlafe.«
Sie lachte. »Tu mir einen Gefallen und nimm zuerst ein Bad.«
»Ist es so schlimm?«
»Na ja, ich würde unter allen Umständen mit dir schlafen, aber gebadet wärst du mir lieber.«
»Hast du Angst?«
»Davor, mit dir zu schlafen?«
»Nein.« Er lächelte. »Vor dem Projekt.«
»Ich bin überwältigt, aber Angst habe ich nicht. Nur, dich zu verlieren.«
54
W ährend Philippe duschte, ging Alex in die Küche und machte Speck mit Rührei. Gott sei Dank hatten sie ihre eigenen Hühner und Schweine. Brot fand sie keines, lediglich zwei altbackene Scones, die sie im Backofen aufbuk. Im letzten Jahr waren sowohl ihr Londoner Koch als auch der aus dem Schloss zur Armee gegangen, und Alex hatte zwei Frauen aus dem Ort einstellen müssen, die sich um Frühstück und Abendessen kümmerten. Da London mittlerweile jede Nacht Luftangriffen ausgesetzt war, hoffte sie, dort einen Koch zu finden, der bereit war, sich aufs Land zurückzuziehen. In der Zwischenzeit jedoch kümmerten sie und Clarissa sich um die Küche, aber weder zu kochen noch zu putzen machte ihnen besonders viel Spaß.
Sie richtete ein Tablett her und trug es in ihr Wohnzimmer. Philippe kam aus dem Badezimmer, die Haare noch nass vom Duschen, ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Er war dünner als vor vier Monaten, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Hungrig schlang er Eier und Speck hinunter. Er sah erschöpft aus, viel zu müde, um Liebe zu machen. Sie würde sich einfach an ihn schmiegen und ihn wärmen, damit er sich ausschlafen konnte.
Aber er streckte schon die Hand nach ihr aus und sagte: »Komm ins Bett. Ich muss noch vor dem Morgengrauen aufstehen.«
Alex blickte auf die Uhr. Es war bereits nach Mitternacht.
Er ließ das Handtuch zu Boden fallen und ging in ihr Schlafzimmer. Sie folgte ihm und schloss leise die Tür hinter sich. Dann zog sie sich im Halbdunkel aus, legte ihre Kleider ordentlich auf einen Stuhl und schlüpfte neben ihn unter die Decke. Sie liebten sich langsam, sprachen nichts und berührten einander auf eine Art, als wollten sie sich den Körper des anderen für immer einprägen. Er schien es nicht eilig zu haben, obwohl er nur noch so wenig Zeit zum Schlafen hatte. Sie setzte sich auf ihn und nahm ihn
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