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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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versteckst du dich denn in England?«
    »Ich will nicht, dass mich jemand sieht. Niemand soll von diesem Vorhaben erfahren.«
    »Wie soll ich erklären, dass auf einmal so viele Kinder da sind?«
    »Dir fällt schon etwas ein. Ich vertraue dir.«
    »Du weißt, dass die Lebensmittel rationiert sind. Woher soll ich das Essen für so viele Personen nehmen?«
    »Du musst eben Gemüse anbauen.«
    »Es ist September. Vor nächstem Frühjahr können wir nichts aussäen.«
    »Darauf habe ich auch keine Antwort.«
    Alex überlegte laut. »Wir werden zahlreiche Leute einweihen müssen«, sagte sie. »Wir brauchen Leute, um die Autos zu fahren, um Nahrungsmittel zu besorgen, Kleidung. Leute, die sich um die Kinder kümmern. O Gott, Philippe!«
    Ihr wurde klar, dass er sie nicht mal gefragt hatte. Er war einfach davon ausgegangen, dass sie die Aufgabe bewältigen konnte und würde.
    »Keiner wird eine Kriegswaise abweisen«, sagte sie. »Alle werden helfen wollen. Ich weiß nur noch nicht, wie die Schule mit all den zusätzlichen Kindern fertig werden soll.«
    »Zumal sie nicht Englisch sprechen.«
    »Ach, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.«
    »Ich ernenne dich hiermit zum verantwortlichen General.«
    Trotz der gigantischen Aufgabe, die vor ihr lag, musste sie lachen. »Und Clarissa und ich haben gerade noch gejammert, dass wir wünschten, mehr tun zu können.«
    War es Philippe, oder hatte das Schicksal die Finger im Spiel? Gibt es im Leben einen entscheidenden Moment, der uns in die Richtung stößt, die unser weiteres Leben bestimmt? Eine regnerische Nacht Ende September im vierzigsten Lebensjahr?
    Erst letzte Woche noch hatte Alex in den Spiegel geblickt und Fältchen in den Augenwinkeln entdeckt. Sie hatte an Oliver in seiner eisernen Lunge, an Hugh, der jede Nacht über den Kanal flog (das stellte sie sich zumindest vor), gedacht und sich gefragt, ob ihr Leben vorbei war. Vierzig. Das war eine Art Grenze. Die Jugend war vergangen, und auf einmal fühlte sie sich alt. Lina hatte sich an einem College in Oxford eingeschrieben, ein Motorrad gekauft und fuhr damit zur Universität, die Bücher auf den Gepäckträger geschnallt. Ihr machte die tägliche Fahrt nichts aus, weil die meisten Jungen am College sowieso nur tranken und Sport trieben. Die wenigsten von ihnen hatten ein Ziel im Leben. Allerdings waren ja auch die meisten jungen Männer Soldaten, und in Oxford war man froh über jede Studentin, die Studiengebühren zahlte. Lina wollte unbedingt Medizin studieren. Ben ermutigte sie, aber Oliver fand, es sei kein Beruf für eine Frau. Ben widersprach ihm jedoch, weil er der Meinung war, dass Frauen viel natürlicher an Pflegeberufe herangingen. »Wir müssen uns anstrengen, um unsere Arbeit gut zu machen. Die wissenschaftliche Seite fällt uns leicht, aber im Allgemeinen haben wir Mängel, was die menschliche Seite angeht. Frauen sind perfekt darin.«
     
    Philippe fragte: »Ist Michael zu Hause?«
    Alex nickte.
    Philippe legte ihr die Hand aufs Knie. »Gott, ich habe dich so vermisst.«
    »Bleib doch einfach hier. Warum bleibst du nicht in England?«
    »Das kann ich nicht, das weißt du doch.«
    Ja, das wusste sie.
    »Wir werden uns unregelmäßig sehen. Wir bringen die Kinder in mein Haus an der Küste und warten dort ab, bis die Wetterbedingungen gut sind. Wir dürfen bei den Wachen, die am Strand patrouillieren, keinen Verdacht erregen.«
    »Woher weiß ich, wann du kommst?«
    »Das ist der Grund, warum du genau wissen sollst, wo die Stelle ist. Wir können nicht immer lange im Voraus Bescheid sagen. Es stehen nicht viele Häuser an diesem Strandstück, das ich dir zeigen will. Ich dachte, du hast vielleicht eine Idee.«
    »Mitten in einer regnerischen Nacht, wenn wir kaum die Straße erkennen können?«
    »Wir haben genug Zeit.«
    »Ich kriege vielleicht nicht genügend Benzin.«
    Er warf ihr einen Blick von der Seite zu. »Dir wird schon etwas einfallen.«
    Glaubte er, sie könne Berge versetzen? »Hast du so viel Vertrauen zu mir?«, fragte sie.
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. »Ist das nicht so, wenn man liebt? Und ich liebe dich.« Er hielt an und zog sie an sich. Als sie sich küssten, umschlang er sie so fest, dass sie kaum Luft bekam.
    »Ich liebe dich auch.«
    Schweigend fuhren sie weiter, bis sie zu einer Straßengabelung kamen. Philippe hielt an. »Links, in nördliche Richtung, stehen ein paar Häuser, aber rechts kommt erst mal zwei Kilometer weit gar nichts.«
    »Woher weißt

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