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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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dritten hatten sie Glück. Ein älterer Mann in Bademantel und Pyjama öffnete die Tür. Er hatte sich noch nicht einmal die spärlichen Haare gekämmt.
    »Oh, Entschuldigung«, murmelte er. »Ich lebe allein, und da spielt es keine Rolle …«
    »Ich bin Thomas Scully«, sagte Scully. »Wir möchten ein Strandhaus kaufen und dachten, Sie wüssten vielleicht, ob eines zu verkaufen ist.«
    »Zu verkaufen?« Der Mann kratzte sich nachdenklich den fast kahlen Schädel. »Ich weiß nicht genau. Niemand hat mehr genug Benzin, um hierherzufahren. Vielleicht würden tatsächlich welche verkaufen.«
    »Sie nicht?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, wohl kaum. Ich habe kein anderes Zuhause.«
    Scully nickte Alex zu.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte sie. »Könnten Sie uns vielleicht die Namen der anderen Eigentümer geben?«
    Der Mann öffnete die Tür weit. »Entschuldigung, selbstverständlich, wo sind nur meine Manieren geblieben?«
    Er führte sie in ein kleines Zimmer, in dem ein Feuer im Kamin brannte. »Ich versuche, es ständig am Brennen zu halten, aber ich habe kaum noch Holz«, sagte er leise. Überall im Zimmer standen und hingen Gemälde, ungerahmt, manche mit Reißzwecken an der Wand befestigt.
    »Sind das Ihre Bilder?«
    Der Mann nickte. »Aber jetzt kann ich nicht mehr malen, weil ich nicht mehr gut sehen kann. Deshalb habe ich ja auch vor fünfundfünfzig Jahren dieses Haus gekauft – um das Meer zu malen.«
    Alex fand die Bilder hübsch. Sie hatte natürlich nicht wirklich Ahnung von Kunst, aber sie wusste, was ihr gefiel und was nicht. »Sehr hübsch«, sagte sie.
    Der alte Mann hatte sie nicht gehört. Er durchwühlte die Schubladen an seinem Schreibtisch. »Ah, da sind ja die Telefonnummern meiner Nachbarn. Ich kann die Ziffern allerdings nicht mehr gut erkennen. Soll ich Ihnen etwas zu schreiben bringen, damit Sie sie abschreiben können?«
    Scully zog sein kleines Notizbuch aus der Tasche. »Nein danke, ich habe alles bei mir.«
    Er begann, sich die Nummern zu notieren.
    »Wo bekommen Sie hier draußen eigentlich etwas zu essen?«, fragte Alex.
    »Ach, das ist nicht leicht. Meine Nichte kommt einmal im Monat, zu mehr reicht ihr Benzin nicht, und bringt mir Lebensmittel und Toilettenpapier und so.«
    »Warum ziehen Sie denn nicht in ihre Nähe?«
    »Sie lebt in Talent. Aber sie hat drei Kinder zu versorgen. Ihr Mann ist im Ausland, und sie arbeitet den ganzen Tag. Sie kann sich nicht auch noch um mich kümmern. Und außerdem will ich das Haus nicht verkaufen. Ich möchte es ihr eines Tages vererben.«
    »Ich kann mich um Sie kümmern«, erklärte Alex und setzte sich.
    Scully warf ihr einen Blick zu.
    »Um mich braucht sich keiner zu kümmern.«
    »Ich kann Ihre Gemälde verkaufen«, sagte Alex, »und Ihnen so viel Geld geben, dass sie in einer Stadtwohnung in der Nähe von Ärzten und Geschäften wohnen können. Wenn Sie es wollen, können Sie in die Nähe Ihrer Nichte ziehen oder auch nach London.«
    »Damit ich jede Nacht bombardiert werde. Nein danke. Was soll das heißen, Sie können meine Bilder verkaufen?«
    »Sind Sie überhaupt zu verkaufen?«
    »Ja, natürlich, aber ich habe in meinem ganzen Leben erst drei oder vier verkauft.«
    »Wie viele haben Sie?«
    »Hunderte.«
    »Lassen Sie mal sehen.« Scully war klar, dass Alex keine Ahnung hatte, wie viel die Bilder wert waren.
    Eine ganze Stunde lang schaute sie sich die Gemälde des alten Mannes an.
    »Ich biete Ihnen« – sie dachte einen Moment lang nach und nannte dann eine außergewöhnlich hohe Summe –, »wenn Sie mir das Haus für fünf Jahre vermieten. Ich helfe Ihnen dabei, eine Wohnung zu finden und …«
    Der alte Mann schluckte.
    »Sie brauchen sich nicht gleich zu entscheiden, Mr. … Ach du lieber Himmel, ich weiß noch nicht einmal Ihren Namen.«
    »Edwards«, erwiderte er, »Bert Edwards.«
    »Und ich bin die Herzogin von Yarborough. Ich rufe Sie heute Abend an. Mein Mann sammelt Kunst und hat Freunde, die Galerien in London und anderswo besitzen. Ich erzähle ihm von Ihnen, aber jetzt kaufe ich sofort ein Bild, um es ihm mitzunehmen und zu zeigen. Sie brauchen nichts zu überstürzen.«
    Eine Woche lang jedenfalls nicht, dachte sie. Laut fuhr sie fort: »Denken Sie darüber nach. Eine kleine Wohnung, Restaurants in der Nähe, damit Sie nicht immer selbst kochen müssen. Geld genug, um einmal in der Woche eine Zugehfrau zu bezahlen. Menschen um sie herum, und vielleicht finden Sie sogar eine Wohnung in der

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