Wer nach den Sternen greift
können durch nichts ersetzt werden, das wissen Sie doch.«
»Miss Curran, in zehn Jahren werden Automobile das einzige Transportmittel sein, das Ihnen zusagt. Züge vielleicht noch, aber keine Kutschen mehr. Sie werden passé sein.«
»Oh, Mr. Hult, das können Sie nicht ernst meinen.«
»Ich will Sie nicht mit geschäftlichen Angelegenheiten langweilen, Miss Curran. Aber ich hege doch die Hoffnung, dass Sie sich irgendwann für mein Geschäft interessieren.«
»Sie interessieren sich auf jeden Fall intensiv dafür, nicht wahr?«, fragte sie. Dieser Mann war die Intensität in Person.
»Intensiv.« Er lächelte. »Beinahe so sehr wie für Sie.«
Als sie vor ihrem Haus ankamen, stieg ihr Vater gerade aus seiner Kutsche. Lächelnd blickte er den beiden entgegen.
»Daddy, das ist Frederic Hult. Mr. Hult, mein Vater.«
Frank Curran streckte die Hand aus und sagte: »Hult? Der Ingenieur?«
Sophie war überrascht.
»Ja, Sir. Ihre Tochter und ich haben uns im Park getroffen, und ich würde sie gerne …«
»Hult? Sagen Sie, was Sie machen, interessiert mich sehr. Haben Sie es eilig? Möchten Sie nicht hereinkommen und mir von Ihren Maschinen erzählen? Ich habe viel über Sie alle in Detroit gehört. Ford, Chrysler, die Brüder Dodge, Packard, Hult. Kommen Sie herein, junger Mann, und erzählen Sie mir davon.«
Verblüfft sah Sophie zu, wie ihr Vater den Arm um Frederics Schultern legte und ihn die Treppe zum Eingang hinaufschob. Sie blieb auf dem Gehsteig stehen und starrte ihnen nach. Der Lakai war verschwunden.
Frank schloss die Haustür auf und drehte sich nach ihr um. »Komm, Liebes. Warum bleibst du in der Kälte stehen?«
9
I n Franks Arbeitszimmer brannte ein Feuer im Kamin. An den Wänden standen Regale voller Bücher; die Mitte des Raumes nahm sein Schreibtisch ein, an dem er ganze Nachmittage verbrachte und arbeitete. Oft nahm er auch mit Annie in diesem Zimmer einen Drink vor dem Abendessen, aber meistens trafen sie sich dazu doch im Wohnzimmer. Jetzt bat Frank Frederic, in dem großen Sessel vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, während Sophie sich neben dem Kamin niederließ.
Aufmerksam hörte sie zu, als ihr Vater Hult mit Fragen überschüttete, die dieser begeistert beantwortete.
Ja, wegen des Verbrennungsmotors arbeiteten so viele Männer an den pferdelosen Kutschen. Ransome Olds war in Lansing, Michigan, gewesen, aber ebenfalls nach Detroit umgezogen, wo Ford und die Dodge-Brüder gemeinsam ein Unternehmen gegründet hatten. Dort konnte man sich mit eigenen Augen anschauen, was vor sich ging. Sie hatten bereits einige Wagen, die bereits über die experimentelle Phase hinaus, allerdings noch nicht für den Markt geeignet waren. Ja, die fuhren über dreißig Stundenkilometer, mussten aber alle halbe Stunde anhalten, um die Reifen zu reparieren, weil die Straßen nur für Pferdekutschen angelegt waren.
»Wie kommt ein junger Mann wie Sie dazu, sich für pferdelose Kutschen zu interessieren?«, fragte Frank. Die meisten Leute empfanden ein solches Fahrzeug eher als laut und störend.
»Ich habe Ihrer Tochter bereits erzählt, dass ich meinen Universitätsabschluss in Deutschland gemacht habe, und dort habe ich angefangen, mich für die Arbeit von Carl Benz zu interessieren, der einen Viertaktmotor mit Vergaser für ein dreirädriges Fahrzeug entworfen hat. Vor sechs Jahren hat er den Motorwagen auf den Markt gebracht, der in Serie produziert wurde. Vor vier Jahren, 1894, gab es das erste Automobilrennen, und es wurde von einem Fahrzeug gewonnen, das Gottlieb Daimler entworfen hat. Ich habe mit beiden Männern zusammengearbeitet und möchte jetzt hier eine Idee umsetzen, die mir dabei gekommen ist.«
Sophie gefiel der Klang seiner Stimme. Er wirkte enthusiastisch und optimistisch. Noch nie hatte sie jemanden kennengelernt, der sich für eine Idee so begeistern konnte. Mit leuchtenden Augen und lebhaften Gesten schilderte er sein Vorhaben.
Sie sah ihrem Vater an, dass er fasziniert zuhörte.
»Ja, und welche Idee?«, drängte er den jungen Mann.
»Nun, Ford hat den Slogan entwickelt, dass in jeder Garage ein Automobil stehen soll. Er möchte einen Wagen bauen, den sich jeder leisten kann. Ich aber möchte Luxus-Automobile bauen, die nicht nur zweckmäßig sind, sondern schneller und komfortabler als Fords Wagen, und vor allem ästhetisch schön.«
»Sie wollen also teure Fahrzeuge bauen, denen man ansieht, dass ihre Besitzer Geld haben.«
»Nun, Sir, nicht nur als Statussymbol,
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