Wer nach den Sternen greift
sondern Fahrzeuge mit der besten Technik, mit luxuriöser Ausstattung, verglichen mit den Automobilen, an die Ford und die Brüder Dodge denken. Ihre Wagen müssen mit der Kurbel angelassen werden, und wenn der Motor abstirbt, muss man aussteigen und ihn wieder ankurbeln. Ich will ein Auto entwickeln, das sich so leicht fahren lässt, dass jede Frau es alleine fahren kann, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, irgendwo auf der Straße liegen zu bleiben.«
Frank blickte Hult an. Er hatte sich weit vorgebeugt, als wolle er kein einziges Wort dieses faszinierenden Mannes versäumen.
»Sie möchten ein Kunstwerk bauen.«
Aufgeregt erhob sich Hult halb aus seinem Sessel. »Ja, genau!«
Sophie hielt ihn für einen Träumer, aber seine Stimme hypnotisierte sie. Sie betrachtete sein Profil und fand, dass er extrem gut aussah. Wie konnte sie ihn nur vergessen haben? Warum hatte sie ihm letzten Sommer nur so wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
Draußen wurde es dunkler, und nach einer Weile kam Annie ins Zimmer, gekleidet in ein Kleid in einem warmen Orangeton, der ihre Haut im Schein des Kaminfeuers golden schimmern ließ. Frank stand auf und stellte seine Frau vor. Frederic erhob sich ebenfalls.
»Mr. Hult arbeitet an einer Kutsche ohne Pferde.«
»Ach, diese Dinger«, entgegnete Annie und schob die Vorstellung genauso achtlos beiseite wie ihre Tochter. Aber als gute Gastgeberin unterstützte sie ihren Mann sofort, als er Frederic fragte, ob er zum Essen bleiben wolle.
»Ja, natürlich«, sagte sie. »Sie sind herzlich willkommen.«
»Oh, sehr gerne.« Frederic blickte Sophie an, und sie hätte schwören können, dass er ihr zuzwinkerte.
Schließlich beendeten Frank und Hult ihr Gespräch über Maschinen, und Sophie stellte überrascht fest, dass sie die Unterhaltung äußerst interessant gefunden hatte. Für gewöhnlich fand sie Geschäfte sterbenslangweilig, aber Mr. Hult interessierte sie. Ob sein Schnurrbart wohl kitzelte?
Als Annie fragte, wo sie die Drinks einnehmen wollten, erhob sich Frank und sagte: »Ich habe Mr. Hult jetzt genug mit Beschlag belegt. Wir schließen uns euch Damen an – du liebe Güte, Sophie, warst du die ganze Zeit hier?«
Mr. Hult unterhielt sie während der Drinks und beim Abendessen mit Geschichten über seine Zeit in Deutschland, und er beschrieb Detroit, eine aufstrebende Stadt, wie er sagte, wenn man sie auch nicht mit New York oder Boston oder Philadelphia vergleichen konnte. »Dort gibt es keine nennenswerte Society. Es ist eher eine Arbeiterstadt.«
»Wie Denver«, warf Sophie ein. Dort gab es auch keine Society.
»Nicht ganz.« Frederic lächelte, und Sophie fand ihn charmant. »Denver hat auch eine romantische Seite, eine Atmosphäre, die Detroit fehlt. In Detroit wartet alles nur darauf, dass endlich Automobile gebaut werden. Wenn dort erst Fabriken entstanden sind, werden die Arbeiter zu Tausenden kommen. Das Baugewerbe wird einen mächtigen Aufschwung erleben, weil all diese Arbeiter Familie haben und Häuser brauchen, Essen und …«
»… und Garagen«, unterbrach Frank ihn.
Lachend blickte Frederic ihn an. »Ja, genau, diese Häuser brauchen Garagen.«
Annie wechselte das Thema. »Und Ihre Familie, Mr. Hult. Wo lebt sie?«
»Meine Großmutter ist zurzeit hier in der Stadt. Sie hat eine Wohnung an der Park Avenue und verbringt mehrere Monate im Jahr hier. Meine Eltern sind vor einigen Jahren bei der Grippe-Epidemie gestorben. Ich bin in West-Pennsylvania aufgewachsen.«
Sophie schwieg enttäuscht. Pennsylvania. Wenn er nicht gerade in Philadelphia lebte, dann hätte er genauso gut aus Denver sein können.
»Pittsburgh?«, fragte Frank.
»Nein, kleiner. Titusville«, antwortete Frederic.
Frank schüttelte den Kopf und zwinkerte. »Titusville. Hult. Ja, natürlich. Der Ölfund von 1859. War das Ihr Vater?«
»Mein Großvater.«
»Deshalb interessieren Sie sich so für die pferdelose Kutsche, was? Sie glauben, dass man Automobile mit Öl fahren kann, das heißt, mit Öl, das in Diesel verwandelt worden ist.«
Hult nickte. Anscheinend freute es ihn, dass Frank bereits so viel davon verstand.
»Die Verbrennungsmaschine braucht Diesel, um laufen zu können. Die Frage ist nur, ob genug Öl vorhanden ist, um alle Automobile, die wir planen, zu betreiben.«
Annie und Sophie wechselten einen Blick. Sie hatten keine Ahnung, wovon die Männer redeten.
»Kommen Sie«, sagte Frank, als sie mit dem Essen fertig waren, »wir unterhalten uns bei einem Brandy
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