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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ihren Eltern und Mrs. Hult neben Frederic. Annie und die alte Dame unterhielten sich lebhaft.
    »Lieben Sie die Oper?«, fragte Sophie Frederic.
    »Ich habe erst eine gesehen, ›Tristan und Isolde‹, aber ich kann nicht behaupten, dass mir Wagners Musik gefällt. Mir ist sie eher zu schwer.«
    »Oh, da stimme ich Ihnen zu. Ich ziehe auch Puccini vor.«
    Er lächelte sie an. »Dann werde ich versuchen, ihn zu mögen.«
    Sie schauten einander in die Augen, als es dunkel im Saal wurde und die Ouvertüre begann.
    Sophie ließ sich von der Musik einhüllen, aber sie merkte doch, dass Frederic häufiger sie ansah als das Geschehen auf der Bühne. Einmal begegnete sie seinem Blick und lächelte.
    Am Ende der Aufführung hatten Annie und Mrs. Hult Tränen in den Augen. Sophie liebte an der Oper vor allem die Musik, die in ihr nie gekannte Gefühle auslöste. Die Handlung fand sie albern. Wer würde sich schon freiwillig in einem Grabmal einschließen lassen, um mit dem Geliebten zu sterben? Wer würde sich aus Liebe umbringen? Als Kind hatte sie die Geschichten, die Frank ihr erzählt hatte, gerne gehört, aber jetzt bedeutete ihr die Musik der Opern mehr.
    »Wie schreibt man nur Musik?«, sagte sie zu Frederic. »Es ist so wundervoll, eine Melodie im Kopf zu hören und sie dann zu Papier bringen zu können.«
    »Denken Sie an Beethoven, der sie nur im Kopf gehört hat.«
    »Ja, wie mag das möglich gewesen sein, da er doch taub war.«
    »Ich glaube, es funktioniert ähnlich wie bei meinen Automobilen. Ich sehe jeden Kolben, jedes Ventil, jeden Bolzen vor mir, ich sehe Zylinder und Kurbelwellen …«
    Seine Großmutter, die aufgestanden war, um zu applaudieren, drehte sich um und sagte: »Das ist bei allen kreativen Menschen so. Sie sehen, hören und fühlen Dinge anders als gewöhnliche Menschen. Das gehört zum kreativen Prozess.« Mit diesen Worten wandte sie sich wieder Annie zu, die ihr den Arm um die Schultern gelegt hatte und sich bereit machte zum Gehen.
    »Ich habe einen Tisch bei Leonetti’s reserviert«, sagte Frederic.
    »Meine Kutsche wartet draußen«, erwiderte Frank. »Wir können alle zusammen dorthin fahren.«
    Leonetti’s. Sophie war noch nie dort gewesen. Sie kannte das Restaurant nicht mal, und sie war enttäuscht, dass sie nicht zu Delmonico’s gingen.
    »Ich habe viel Gutes über das Leonetti’s gehört«, sagte Annie gerade zu Mrs. Hult.
    »Es ist mein Lieblingsrestaurant hier in der Stadt«, erwiderte die alte Dame. »Ich habe es Frederic vorgeschlagen. Hoffentlich gefällt es Ihnen. Seitdem wir in Italien waren, bin ich süchtig nach italienischem Essen. Wenn ich nicht Amerikanerin wäre, könnte ich sehr gut dort leben.«
    »Ich würde mich für Paris entscheiden«, sagte Annie fröhlich.
    »Nun, französische Küche mag ich auch gerne, aber es gibt kein gutes französisches Restaurant in der Stadt.«
    Leonetti’s war genau so, wie Mrs. Hult es versprochen hatte. Die Atmosphäre war diskret und elegant, und es sah wie in einem kleinen, italienischen Palazzo aus. Es waren vielleicht zwei Dutzend Gäste da, und alle Tische waren besetzt.
    »Ich liebe die Intimität hier«, sagte Mrs. Hult.
    Der Eigentümer höchstpersönlich begrüßte Mrs. Hult auf europäische Art mit einem Kuss auf beide Wangen.
    »Das sind Freunde von Frederic«, sagte sie zu Leonetti.
    Sophie dachte, dass sie es nie zulassen würde, dass ein Restaurantbesitzer einen so vertrauten Umgang mit ihr pflegte, und doch bewunderte sie Mrs. Hults königliche Formlosigkeit.
    Frederics Großmutter wandte sich an Annie und Frank und fragte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Mr. Leonetti unser Menü zusammenstellt?«
    Frank blickte sich mit leuchtenden Augen um, und Sophie sah ihren Eltern an, dass sie sich wohl fühlten. Wieder saß sie neben Frederic und seiner Großmutter gegenüber. Mrs. Hult und Annie begannen über die Zeiten zu reden, in denen die Entdeckungen ihrer Männer ihr Leben noch nicht verändert hatten.
    »Syd und ich waren damals seit sieben Jahren verheiratet. Ich habe für andere Leute gewaschen, weil er mit seinen Löchern, die er in die Erde gebohrt hat, keinen Cent verdient hat. Aber er vertraute darauf, dass er eines Tages Erfolg haben würde, und ich hatte Vertrauen in ihn.«
    »Ich habe in einem Goldgräber-Lager gekocht!«, sagte Annie aufgeregt. Sie hatte schon lange keine Frau mehr kennengelernt, deren Leben ihrem so sehr ähnelte.
    »Als er Öl gefunden hat, hatten wir bereits unsere drei

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