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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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sorgen. Sie empfand überwältigende Liebe für ihren Sohn, fragte sich jedoch manchmal, ob das wohl die einzige Liebe in ihrem Leben bleiben würde. Sie sehnte sich nach der Art von Liebe, die ihre Großeltern miteinander verband, aber vielleicht waren sie ja auch eine Ausnahme, und romantische Liebe gab es nur in der Literatur und war lediglich eine Erfindung, damit Frauen etwas hatten, worauf sie hoffen konnten. Oder sie verwechselte es mit Sex. Vielleicht hatte nur das Erwachen ihrer Hormone sie mit Harry zusammengebracht.
    Oliver verbrachte nach wie vor die meiste Zeit in London. Sie fragte sich, ob er in London wohl mit ihr auf Partys gegangen wäre, aber andererseits sah man englische Ladys während der Schwangerschaft so gut wie nicht in der Öffentlichkeit, und deshalb hatte sie hier auf dem Land bleiben müssen. Außerdem musste sie zugeben, dass ihr Clarissas Gesellschaft lieber war als Olivers. Clarissa redete wenigstens mit ihr, während Oliver kaum ein Wort mit ihr wechselte, wenn er aus der Stadt kam. Wenn überhaupt, dann äußerte er Kritik. Sie wollte schon wieder im Pub essen? Mit diesem viel zu amerikanisch aussehenden Auto durch den Ort fahren? Was sollten die Dorfbewohner von seiner Frau denken? Dachte sie gar nicht an ihre Stellung? Sie würde seinen Ruf ruinieren, aber das schien ihr ja gleichgültig zu sein.
    Er konnte sich stundenlang darüber auslassen, wie sie ihre Zofe behandelte. Er hatte sie zusammen gesehen, als das Mädchen Alex gerade die Haare gebürstet hatte. Sie hatten beide gekichert wie die Schulmädchen. »Die Dienstboten müssen ihren Platz kennen. Du liebe Güte, man sollte nicht meinen, dass du auch in einem Haushalt mit Personal aufgewachsen bist.« Er tat so, als mangele es ihr völlig an guter Erziehung.
    Sie bemühte sich, ihm zu gefallen, alles so zu machen, wie er es wünschte, aber er fuhr bald schon wieder nach London und blieb so lange weg, dass sie in ihr gewohntes Verhalten zurückfiel.
    Seit sie aus den Flitterwochen zurückgekommen waren, hatte er nur zweimal mit ihr geschlafen. Sie war seit zehneinhalb Monaten verheiratet, und in den letzten achteinhalb Monaten hatte ihr Mann sie ganze zwei Mal berührt. Und dabei waren sie doch sozusagen noch in den Flitterwochen.
    Warum begehrte Oliver sie nicht? Sobald festgestanden hatte, dass sie schwanger war, hatte er kein Verlangen mehr nach ihr gezeigt. Allerdings hatte er ihr auch vorher nicht das Gefühl gegeben, sie wirklich zu begehren. Der Verkehr mit ihm dauerte nie länger als höchstens fünfzehn Minuten. Sollte das jetzt für den Rest ihres Lebens so bleiben?
    Sie seufzte. Warum erschien sie ihm nur so wenig begehrenswert?
    Nach Hughs Geburt war Oliver nur drei Tage lang zu Hause gewesen. Er hatte das Baby nicht ein einziges Mal auf den Arm genommen, sondern ihn nur angeschaut und gesagt: »Nun, wir haben einen Erben.« Lächelnd hatte er sich an Alex gewandt. »Ich habe es geschafft, nicht wahr? Ein Sohn.«
    Dann hatte er ihr eine schmale Schatulle aufs Bett gelegt, in der ein Diamantenarmband lag, das vermutlich Tausende von Dollar gekostet hatte. Wahrscheinlich hatte Oliver es vom Geld ihres Vaters gekauft. »Ein Geschenk für die Mutter«, hatte er gesagt und sie dabei noch nicht einmal angeschaut.
    Sie hatte sich nicht bei ihm bedankt, und das Armband hatte sie noch nie angelegt.
    Zur Taufe war er ebenfalls erschienen, aber auch nur wenige Tage geblieben. Mittlerweile war Sophie eingetroffen, mit so viel Gepäck, dass Alex dachte, sie wolle zwei Jahre lang bleiben.
    »Du hast doch nicht etwa angenommen, ich hätte die Taufe meines Enkels vergessen?«, erklärte Sophie, küsste die Luft neben Alex’ Wangen und schüttelte Clarissa die Hand.
    Selbst der Herzog war zur Taufe zu Hause, aber er blieb sowieso immer den ganzen Sommer über auf den Land. Er und Clarissa verbrachten dann die Wochenenden bei Freunden.
    Als Sophie sich umschaute, hatte sie das Gefühl, sie habe sich bei ihrem ersten Besuch von den Titeln blenden lassen. Das Schloss sah noch schäbiger aus als damals, auch wenn ihr Vater damit begonnen hatte, überall Stromleitungen legen zu lassen. Sehr hübsch waren die neuen Badezimmer, groß und modern, da an ihrer Einrichtung nicht gespart worden war. Sogar im Dienstbotentrakt waren sie eingebaut worden, wenn auch nicht ganz so luxuriös wie im übrigen Haus. Aber die Dienstmädchen waren stolz darauf und prahlten damit, dass sie keine Nachttöpfe mehr leeren mussten.
    Der Garten und die

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