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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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nicht, dass Alex nur eine gute Gastgeberin sein wollte, um ihrem Mann zu gefallen. Sie wusste nicht, dass sie ständig nur auf ein zustimmendes Lächeln, einen anerkennenden Blick von ihm wartete. Und es war weder ihr noch ihrer Tochter klar, dass Oliver sie nie so anschauen würde.

26
    L ange bevor er für immer nach England zurückkehrte, vielleicht fünf, sechs Jahre vorher, hegte Ben Cummins den Verdacht, dass sein Bruder James die Frau eines anderen Mannes liebte. Und er vermutete auch, dass sein Bruder es vor sich selbst nicht zugab. Er fragte sich, ob diese Frau oder vielleicht auch James’ Ehefrau es wussten.
    Auf jeden Fall verstand er seinen Bruder.
    Letitia Cummins, die James und Ben seit ihrer Kindheit kannten, war eine sehr nette Frau. Viel mehr gab es allerdings über sie nicht zu sagen. Als junges Mädchen war sie recht hübsch gewesen, und wenn die Jungen Ferien hatten und zu Hause waren, war sie immer da. Sie war lieb und freundlich, hatte jedoch nicht allzu viel im Kopf, und so richtig verstand Ben nie, warum sein Bruder sie geheiratet hatte. James machte zwei Jahre vor ihm Examen, und ihm gefiel die Vorstellung, seine Praxis in einem kleinen Ort aufzumachen, wo er der einzige Arzt sein würde. Er hatte keine Ambitionen, und vermutlich tat er sich deshalb mit Letitia zusammen.
    Aber James war kein Mann ohne Interessen, wohingegen Letitias Welt nur daraus bestand, ihre beiden Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, aufzuziehen, Rezepte mit anderen Frauen im Dorf auszutauschen und Mittwochabend in die Gebetsstunde zu gehen. Sie konnten es sich nie leisten, die Kinder in ein Internat zu schicken, deshalb kamen sie jeden Nachmittag mit dem Bus aus der Schule in Lowell nach Hause. Da sie zu den wenigen Kindern gehörten, die nach der sechsten Klasse noch die Schule besuchten, fühlten sie sich im Dorf nie so richtig wohl und verließen Woodmere, als sie die Schule beendet hatten. Maureen wurde in London Sekretärin und heiratete den stellvertretenden Direktor der Bank, in der sie arbeitete. Walter wurde Pilot und flog Verkehrsmaschinen nach Barcelona, Rom oder Wien. Letitia war zwar stolz auf den aufregenden Beruf ihres Sohnes, aber ihr Leben wurde öde, als die Kinder aus dem Haus waren. Sie hatte nichts mehr zu tun und aß viel zu viel Schokolade, was ihr zum Verhängnis wurde. Mit neunundvierzig Jahren wog sie fast zweihundert Pfund, und dabei war sie nur einen Meter fünfundfünfzig groß. Als Ben sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie ihm vorgekommen wie ein wandelnder Pudding.
    Obwohl auch Ben seine Kinder verloren hatte, als Lois sie nach der Scheidung mit zurück nach England nahm, hielt Ben sich im Vergleich zu seinem Bruder für einen glücklichen Mann. In Indien freute er sich jeden Abend auf seinen Bungalow, den sein Hausdiener tadellos in Ordnung hielt. Wenn er zu Hause aß, kochte er sogar für ihn, allerdings kam das selten vor, da in Indien Offiziere ohne Frauen sich zusammenschlossen, um ihr Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie trafen sich im Club, lasen, diskutierten über Politik und Zeitgeschehen und spielten Bridge oder Billard. Außerdem wurden sie von den verheirateten Offizieren und ihren Frauen zu Gesellschaften eingeladen.
    Ben liebte seinen Garten, in dem er Rosen züchtete und sogar Gurken anbaute. Die Mauern um seinen Bungalow waren von Bougainvilleen und Jasmin überwuchert, und er genoss es, an stillen Abenden dort zu sitzen, seine Pfeife zu rauchen und zu lesen.
    Bei Penguin bestellte er pro Jahr zweiundfünfzig Bücher, und er las pro Woche eines. In den fünfzehn Jahren in Indien war er vermutlich der belesenste Mann in der britischen Armee geworden. Er las geschichtliche Werke, Biographien und Romane und studierte auch die neuesten medizinischen Journale, obwohl er sie immer erst Monate nach ihrem Erscheinen in England bekam.
    Ben gefiel sein Leben in Indien. Er war zwar kein Einzelgänger, aber es machte ihm nichts aus, allein zu sein.
    Als er James’ Brief las und die Entscheidung traf, nach England zurückzukehren, stellte er sich vor, in ein kleines Cottage mit einem hübschen Garten zu ziehen. In der Nähe würde es sicher einen kleinen Fluss geben, in dem er angeln konnte, und er würde sich einen oder vielleicht auch zwei Hunde anschaffen, Collies oder altenglische Schäferhunde. Vielleicht würde er mit ihnen auch züchten, so dass er jedes Jahr einen Wurf hätte, und eine Katze, die in der Sonne saß, wollte er sich auch anschaffen.
    Die

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