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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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zusammen.
    »Ach, komm, Matt! Das ist mein bester Witz!«
    Nach ein paar Sekunden meinte er: »Vielleicht, wenn du ihn ein bisschen langsamer bringst …?«
    »Okay, schon gut! Dir erzähl ich jetzt erst mal nichts mehr.«
    Vor dem Schlafengehen schluckte ich eine Schlaftablette und beschloss dann, zur Sicherheit noch eine halbe zusätzlich zu nehmen. Je näher der Wettbewerb rückte, umso mehr war mein Schlafmittelkonsum gestiegen. Wenn ich nicht genug Schlaf bekam, war ich ganz benebelt und konnte weder an meinen Gags noch an irgendetwas anderem arbeiten. Außerdem trainierte ich für eine Bergtour und konnte nur die volle Leistung bringen, wenn mein Körper nicht erschöpft war. Ich steckte in einem Dilemma: Ich konnte die Tabletten nicht absetzen, weil ich für den Kilimandscharo trainieren musste. Aber ich musste die Tabletten absetzen, bevor ich den Kilimandscharo in Angriff nahm. Ich legte eine Tablette auf die Küchenarbeitsplatte und setzte das Messer in der Mitte an. Als ich zudrückte, schoss die eine Hälfte davon und landete irgendwo auf dem Boden. Verdammt, fangen die Dinger jetzt auch noch an, aus der Reihe zu tanzen? Ich hätte es als Zeichen nehmen sollen. Nicht mal die Tabletten selbst wollten, dass ich sie schluckte. Aber ich holte eine Taschenlampe, ging auf die Knie, legte meinen Kopf seitlich auf den Boden und schwenkte den Lichtstrahl hin und her. Die Süchtige in mir konnte nicht zulassen, dass diese kostbare Tablette verloren ging. Schließlich entdeckte ich sie zwischen dem Dreck und den Flusen unter meinem Kühlschrank. Ich pustete den gröbsten Schmutz herunter, wusch sie ab und warf sie ein. Als ich den Kopf zurücklegte und schluckte, merkte ich, dass meine Sittiche auf mich herabblickten.
    »Ich weiß, wie das aussieht«, sagte ich.
    Matts Reaktion hatte mich so verschreckt, dass ich meinen Auftritt bis eine Woche vor dem Wettbewerb nicht mehr übte. Ich brachte es nicht mal über mich, meinen Text laut aufzusagen, wenn ich ganz allein in der Wohnung war. Wahrscheinlich hätte mich das nicht überraschen sollen. Aufschieben ist der faule Vetter der Angst. »Wenn uns eine Tätigkeit Angst macht, schieben wir sie auf – sei es die Steuererklärung, ein Arbeitsprojekt, bei dem wir nicht sicher sind, ob wir damit zurechtkommen, oder ein schmerzhaftes Gespräch«, hatte Dr. Bob mir einmal erklärt. »Aber Sie werden sich niemals bereit dazu fühlen. Deswegen müssen Sie die Dinge immer gleich tun – auch wenn Sie sich noch nicht bereit dazu fühlen.«
    Nachdem ich nun wusste, dass diese beiden Phänomene in direktem Zusammenhang standen, suchte ich nach Möglichkeiten, die gefürchtete Tätigkeit weniger schlimm aussehen zu lassen, sobald ich merkte, dass ich sie vor mir herschob. Wenn ich an einer Schreibblockade litt, schrieb ich Passagen aus meinen Lieblingsbüchern ab, bis mich die Inspiration überkam. Manchmal hilft es auch, mit den Worten eines anderen anzufangen. Also griff ich auf einen meiner liebsten Komiker zurück, Jim Gaffigan. Ich setzte die Kopfhörer meines iPods auf, schnappte mir die Haarbürste vom Nachttischchen und stellte mich vor den Spiegel, während ich sein Comedy-Album hörte. Gaffigans Witze zu erzählen fühlte sich weniger bedrohlich an, weil ich dabei nicht über den Inhalt urteilte.
    »Bin ich der Einzige, der es seltsam findet, dass der Himmel Tore hat? TORE ?«, sprach ich mit Jim mit und ahmte seinen ungläubigen Tonfall nach. »Entschuldigung, aber in was für einem Viertel liegt der Himmel? Soll das heißen, wir sterben und ziehen dann in einen Vorort, der mit Toren abgeriegelt ist? Sind die Tore wirklich notwendig? Hat man sich gedacht: ›Hey, es gibt hier einfach zu viele Jugendliche, die sich reinschleichen und heimlich den Pool benutzen. Die Tore waren gar nicht so leicht zu kriegen – wir mussten tatsächlich runter in die Hölle und uns einen Bauunternehmer beschaffen und so.‹«
    Sobald ich mich etwas entspannt hatte, versuchte ich es mit ein paar Zeilen aus dem ersten Teil meines Skripts. Meine Stimme klang hoch und unsicher. Eleanor hatte dasselbe Problem, als sie anfing, öffentlich aufzutreten. Ihre Stimme, die sowieso schon recht hoch war, rutschte noch höher, wenn ihre Unsicherheit zunahm. Statt ihre Argumente mit Nachdruck vorzubringen, verlor sie sich in nervösem Gekicher. Ein Rhetorikcoach brachte ihr bei, ihre Tonhöhe bei Reden zu senken. Hohe Töne verraten Ängstlichkeit, während wärmere, tiefere Töne einen Eindruck von

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