Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
Vom Netzwerk:
Website des New York Magazine war er immer genauestens im Bilde darüber, was in New York passierte. Er mailte mir eine Pressemitteilung, in der es um einen Wettbewerb ging, bei dem der witzigste Reporter von New York gesucht wurde. Journalisten mussten eine sechsminütige Show auf die Bühne bringen, und am Ende würde eine Jury den Sieger küren.
    »Und das Ganze auch noch für einen guten Zweck«, fügte er in einer weiteren Mail hinzu. »Der Erlös geht zu hundert Prozent an die Operation Uplink, die Telefonkarten für die Soldaten im Irak kauft, damit sie ihre Familien zu Hause anrufen können.« Das überzeugte mich davon, dass ich die richtige Veranstaltung für mein Debüt gefunden hatte. Wohltätigkeit war so ein wichtiger Teil von Eleanors Leben gewesen, dass ich bedauerte, in diesem Jahr nicht mehr in dieser Richtung gemacht zu haben.
    Während ihrer Jahre im Weißen Haus, also von 1933 bis 1945, hatte Eleanor ungefähr 1400 Reden in den Vereinigten Staaten und im Ausland gehalten, wobei sie fast immer nur ganz wenige Notizen dabeihatte. Außerdem unterrichtete sie Theater, Literatur und amerikanische Geschichte. Ihre Karriere als Rednerin dauerte vierzig Jahre, und sie ist bis heute als eine der beliebtesten Rednerinnen aller Zeiten bekannt. Und das schaffte sie, obwohl sie am Anfang vor Angst erstarrte, wenn sie eine Rede halten sollte. Bis ins Erwachsenenalter litt sie an Lampenfieber. Irgendwann warf Louis Howe, ehemaliger Zeitungsreporter und Franklins wichtigster politischer Berater, sie ins kalte Wasser. Er war ein kettenrauchender Gnom, der einmal behauptete, er habe eins der vier hässlichsten Gesichter von New York. Während Franklin sich von seiner Polio-Erkrankung erholte, ermutigte Howe Eleanor, Reden auf politischen Veranstaltungen zu halten, damit der Name ihres Mannes im Gespräch blieb.
    »Ich kann mich noch deutlich an mein Gefühl erinnern, dass ich das niemals schaffen würde«, schrieb Eleanor in You Learn by Living .
    »Sie können alles, wenn Sie nur müssen«, beharrte Louis. »Gehen Sie raus und versuchen Sie’s.«
    Im Alter von einunddreißig Jahren hielt sie ihre erste Ansprache bei einem Mittagessen des Frauenflügels der Demokratischen Partei New York. Louis saß hinten im Zimmer und beobachtete sie.
    »Ich war ein widerwilliges Opfer. Als ich aufstand, zitterte ich vor Angst, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich eine Rede vorbereiten musste, wie ich sprechen und mit dem Publikum umgehen sollte«, erinnerte sie sich später. »Als es vorbei war, kritisierte er alles, was ich gemacht hatte, vor allem aber, dass ich ab und zu gekichert hatte, obwohl überhaupt nichts Komisches passiert war.«
    »Schreiben Sie Ihre Rede niemals nieder«, riet ihr Louis. »Damit haben Sie Ihr Publikum schon verloren.«
    Dieser Rat war für mich problematisch. Denn wenn ich ein Spezialgebiet hatte, dann den Blackout. Ich begann einen Satz, und nach ein paar Worten hatte ich vergessen, was ich eigentlich sagen wollte. Einmal sprach mich einer der Produzenten von VH -1 an, der Popkultur-Journalisten für einen kurzen Auftritt in einem Beitrag über heiße Hollywood-Pärchen suchte. Zum Vorsprechen brachte er mich ins Studio, in einen kleinen, fensterlosen Raum, in dem eine Videokamera auf einem metallenen Stativ stand. Die Art von Zimmer, bei der einem der Verdacht kommen könnte, dass man für einen Internetclip geköpft wird. Ich setze mich auf einen metallenen Klappstuhl neben einen Produzenten, der mir ganz harmlose Fragen stellte, zum Beispiel: »Was hältst du von Jay-Z und Beyoncé?«
    »Äh, also Beyoncé ist …« Ich verstummte und wusste nicht mehr, was ich sagen wollte.
    »Ist schon gut. Fang einfach noch mal von vorn an«, bat der Produzent.
    Mit zitternder Stimme nahm ich einen zweiten Anlauf. »Bei Beyoncé und Jay-Z ist …« Ich brach ab. »Tut mir leid, ich bin einfach so nervös.« Nicht mal in diesem kleinen Zimmer, in dem sich außer mir nur ein Produzent und ein Kameramann befanden, kam ich über mein Lampenfieber hinweg. Das ging noch zehn Minuten so weiter, bis wir drei einstimmig zu dem Schluss kamen, dass ich wohl besser wieder ging.
    In den folgenden Wochen stolperte ich ständig über »Material«. Eines Abends rief mich Jessica an, um mir mitzuteilen, dass eine gemeinsame Freundin schwanger war.
    »Ist das zu fassen?«, seufzte Jessica. »Schon wieder muss eine dran glauben.«
    »Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich zugebe, dass mich der Gedanke an eine Schwangerschaft

Weitere Kostenlose Bücher