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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Journalistin. Ich schreibe über Popkultur, Promis, so die Richtung.«
    »Haben Sie schon mal einen Promi interviewt?«
    »Klar, schon oft.«
    »Und dafür werden Sie echt bezahlt?«, fragte er ungläubig. »Wow, ich kann’s kaum erwarten, meinen Freunden zu erzählen, was Sie beruflich machen. Das glauben die mir nie.«
    Komisch, dasselbe hatte ich mir auch schon über ihn gedacht.
    In seiner Aufregung hatte er nicht bemerkt, dass das Auto vor uns abgebremst hatte, um links abzubiegen, und nun musste er voll auf die Bremse steigen. Mr. Danbury und seine Bahre rumsten geräuschvoll von hinten gegen den Fahrersitz.
    »Ich hasse das«, sagte er und rieb sich den schmerzenden Nacken mit der Hand.
    »Alles klar?«, fragte ich. Ich wusste nicht, ob ich mir Sorgen machen oder mich darüber aufregen sollte, dass ihm gerade eine Leiche hinten reingerasselt war. Da fiel mir etwas anderes ins Auge. »Lucas!«, rief ich ungläubig. »Wie können Sie bloß in einem Bestattungsinstitut arbeiten und sich beim Autofahren nicht anschnallen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Vergess ich immer.«
    Das Krematorium sah aus wie ein unauffälliges Lagerhaus, das diskret am Ende einer langen Zufahrt lag. Als wir vorfuhren, klopfte mir kräftig das Herz, weil ich überhaupt nicht wusste, was mich erwartete. Ich betete, dass mir nicht schlecht werden würde.
    »Das ist Fred, der Betreiber des Krematoriums«, sagte Lucas und nickte einem grauhaarigen Mann im Overall zu, der in der Tür erschienen war. Der Mann erwiderte den Gruß, indem er kurz an sein Baseballkäppi tippte.
    Lucas sprang aus dem Auto. »Fred, das ist Noelle. Sie hilft diese Woche bei uns aus.«
    »Angenehm, Madam«, sagte Fred mit einem ländlichen Akzent, der noch breiter war als der von Lucas. Als wir uns die Hand gaben, fragte ich mich, wo er seine wohl zuletzt gehabt hatte.
    »Na, mein Junge, was hast du heute für mich?«, fragte Fred, als Lucas die Hecktüren des Vans aufmachte.
    »Ein Kerl über siebzig. Ist an einer Art Krebs gestorben, genauer gesagt …« Lucas blickte auf seine Unterlagen und buchstabierte langsam: »My-e-lom.«
    Sie entluden die Bahre und rollten sie ins Gebäude. Vor einem der Verbrennungsöfen blieben sie stehen. Es verstörte mich, wie sehr er einem Pizzaofen ähnelte. Er war aus speziellen feuerfesten Ziegeln gemauert und hatte eine kleine Stahltür, die gerade breit genug war, um eine Leiche durchzuschieben. Das Metallrohr an der Oberseite war der Abzug, der mit einem besonderen Belüftungssystem den Rauch und die menschlichen Gerüche ableitete. Deswegen roch das Gebäude auch nach Aluminium und Zement und nicht nach verbranntem Fleisch.
    Mir fiel etwas ein, das Bill einmal zu mir gesagt hatte. Ich hatte ihn gefragt, wie er einmal beerdigt werden wolle, und er sagte: »Ich möchte, dass meine Asche zu Diamanten gepresst wird, damit mich meine Freunde tragen können.«
    Lucas zog das Laken weg, und zum ersten Mal sah ich den ganzen Mr. Danbury. Überraschenderweise war der Anblick überhaupt nicht beängstigend. Vielmehr ging mir der Anblick zu Herzen. Er trug nur Boxershorts und wirkte so verletzlich wie eine Schaufensterpuppe, die gerade umgezogen wird. Mit seiner glatten Pfirsichhaut wirkte er tatsächlich so, als wäre er kein Mensch, versuchte aber, wie einer auszusehen.
    Fred musterte ihn. »Schmuck oder Herzschrittmacher?«
    »Ach, danke, dass du mich erinnerst!«, Lucas zog dem Mann den Ehering vom Finger und ließ ihn in seine Brusttasche gleiten. »Ich werde dafür sorgen, dass seine Kinder den bekommen. Der Mann ist in einem Pflegeheim gestorben, ein paar Monate nach seiner Frau. Irgendwie süß, oder?« Er drückte dem Toten die Hände auf die Brust und tastete in der Nähe seines Brustbeins herum.
    »Können Sie den Herzschrittmacher denn von außen fühlen?«, staunte ich.
    »Ja, Madam«, antwortete Fred. »Und wenn die Leichen einen haben, müssen wir ihn rausschneiden, bevor wir sie in den Ofen schieben, sonst explodiert ihnen der Brustkorb. Wir haben immer noch einen, der in der Seitenwand stecken geblieben ist.« Er öffnete den Ofen und deutete auf eine kleine Metallscheibe, die in einem der Ziegel steckte, als wäre dort ein Mini- UFO hineingerast.
    Fred kicherte. »Ich bin vor Schreck fast aus den Latschen gekippt, als das Ding losging. Klang wie ein Pistolenschuss.«
    Nachdem Lucas Mr. Danbury für herzschrittmacherfrei erklärt hatte, steckten Fred und er ihn in einen Leichensack und schoben ihn in den Ofen. Die

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