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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Hülle würde zwar mitverbrennen, erklärte Fred, diente aber hygienischen Zwecken. Er warf einen Blick auf den Temperaturmesser. Die sterblichen Überreste des Mr. Danbury würden drei Stunden lang bei über 900 Grad eingeäschert, und dann mussten sie noch einmal eine Stunde abkühlen, bevor man sie entnehmen konnte.
    »Sie kommen übrigens gerade rechtzeitig. Dieser Kerl hier ist fast fertig.«
    Ich folgte Fred zu einem anderen Ofen. Er öffnete die Klappe, und als mir die Resthitze entgegenschlug, spürte ich, wie sich die Millionen Poren meines Gesichts auf einmal weiteten, wie Münder, die sich zu einem Schrei öffneten. Im Ofen lag ein Häufchen aus Asche und Knochen. Der Haufen roch nach Chemikalien und Gasen, die ich nicht einordnen konnte. Mit einer Art langstieligem Besen kratzte Fred das rauchende Häufchen auf ein Tablett und trug es zu einem Tisch. Es war wie bei einer Koch-Show im Fernsehen, wenn der Koch ein Gericht zubereitet, es in den Ofen schiebt und im nächsten Moment aus einem anderen Ofen das fertige Essen herausholt. Der Gedanke ließ mich leicht würgen, was ich als Husten zu tarnen versuchte.
    Fred erklärte mir, dass die Knochenfragmente noch in eine Maschine gesteckt würden, die die Knochen pulverisierte. »Aber bevor wir sie pulverisieren, müssen wir die Asche noch mal genau durchsuchen und feste Gegenstände rausholen.« Er hob einen Eimer vom Boden auf. »Sehen Sie hier.«
    Der Eimer war voll mit verschiedensten harten Materialien – Schrauben, Metallröhrchen, Nägel –, die angesengt und mit etwas überzogen waren, was aussah wie Staub. Mit einem Anflug von Übelkeit wurde mir klar, dass es sich um künstliche Gelenke, Knochennägel und Prothesen handelte. Und der Staub waren die Menschen selbst gewesen. Menschenstaub . Fred griff mit der bloßen Hand hinein und nahm eine mit Asche überzogene Struktur heraus. Mein Brechreiz meldete sich wieder.
    »Das ist ein künstliches Hüftgelenk.« Er wühlte im Eimer wie ein Kind, das an Halloween seine Süßigkeitenausbeute sichtet. »Und das hier find ich am tollsten!« Strahlend zog er ein zartes Gitter aus dünnen Metallröhrchen heraus, das von Schrauben zusammengehalten wurde. »Das hatte einer in seiner Wirbelsäule, ob Sie’s glauben oder nicht!«
    Ich sah Lucas an. Als er meine verschreckte Miene bemerkte, räusperte er sich und sagte: »Wir müssen dann wieder fahren, Fred. Ich komme morgen vorbei und hole Mr. Danburys Asche ab.«
    Fred ließ das Gitter wieder in den Eimer fallen und blies sich den Staub von den Fingern. Pfff! Es bildete sich ein kleines Wölkchen – ein Menschenwölkchen –, das einen Moment in der Luft stehen blieb und dann verschwand.
    »War nett, Sie kennenzulernen!«, sagte ich hastig und eilte auf den Van zu, bevor er mir zum Abschied die Hand reichen konnte.
    Lucas musste so schrecklich lachen, dass er kaum das Auto lenken konnte. »Sie hätten Ihren Gesichtsausdruck sehen sollen, als er Ihnen das künstliche Hüftgelenk gezeigt hat!«
    Ich war Lucas dankbar, dass er mit Humor reagierte, und auch, dass er mich so schnell wie möglich da rausgeholt hatte. Bald lächelte ich wieder, und meine Übelkeit legte sich. Sobald wir uns beruhigt hatten, fragte ich: »Wie viele Leute lassen sich denn einäschern?«
    »Das war früher mal fifty-fifty, aber inzwischen nehmen die Kremierungen zu. Das liegt zum einen an der Rezession und zum anderen daran, dass auf den Friedhöfen nicht mehr so viel Platz ist.«
    »Was hat denn die Rezession damit zu tun?«
    »Die Kremierung kostet nur ungefähr 1500 Dollar, eine Erdbestattung mit Sarg 7000.«
    »Das ist ja krass!« Ich war immer vor dem Gedanken zurückgeschreckt, mich verbrennen zu lassen, aber bei den Preisen konnten einem schon die Argumente ausgehen.
    Er nickte, aber seine Miene war finster.
    »Ich schätze, Sie sind nicht unbedingt ein Fan von Kremierungen, oder?«
    »Bei der Kremierung muss man bloß die Leichen abholen, in die Kühlung bringen, sie im Krematorium abliefern und später ihre Asche abholen.« Er seufzte. »Da hätte man gleich Chauffeur werden können.«
    »Sie mögen also das Tamtam mit der offenen Aufbahrung und so?«
    »Wenn mir jemand sagt ›So gut hat er seit zwanzig Jahren nicht mehr ausgesehen‹, dann bin ich glücklich. Ich hatte schon alles – Kinder, Mordopfer, Selbstmorde. Ich hab sogar meine eigene Großmutter einbalsamiert.«
    »Oh nein, im Ernst?« Ich krümmte mich geradezu auf meinem Sitz. Ich weiß nicht, was mich mehr

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