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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Solarstrom, aber weder fließend Wasser noch Heizung. Da die Sonne nicht schien, fühlte es sich drinnen noch kälter an. Wir zogen uns sofort noch etwas über. Und als Henri die Temperatur in unserem Zimmer maß, zeigte das Thermometer null Grad.
    Wir würgten ein wenig Suppe und Haferbrei hinunter. Ich hatte immer gedacht, dass nur Märchenfiguren und Oliver Twist Haferbrei essen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht, was in Oliver Twist vorgegangen ist, als er um einen Nachschlag bat. Nach dem Essen eilte ich zurück in den Schlafraum. Ich hob meine Hände hoch und betrachtete sie. Durch die Höhe schwoll mein Körper an, vor allem mein Gesicht. Als ich unterwegs meinen kleinen Taschenspiegel benutzt hatte, um Sonnencreme aufzutragen, hatte ich das Gefühl gehabt, mein Spiegelbild auf einer Löffelrückseite zu betrachten. Egal. Wer braucht schon einen Hals?
    Um halb zwölf weckte man uns, und wir bekamen Tee und Kekse. Ich zog sämtliche Kleidungsstücke an, die ich mitgenommen hatte, bis auf die T-Shirts und die Shorts. Ich trug fünf Oberteile, eine lange Unterhose, eine Fleecehose und eine Regenhose. In die gestrickten Fausthandschuhe, die Jessica mir geliehen hatte, steckte ich noch ein paar Aktivkohle-Handwärmer. Jeder von uns hatte einen eigenen Träger, der mit ihm bis zum Gipfel gehen würde. Er würde unser Gepäck tragen und dazu einen Vorrat an Wasser, Gatorade und Snacks, damit wir genug Energie für den Weg hatten.
    Wir würden ungefähr fünf Stunden brauchen, bis wir den Kraterrand des Vulkans erreicht hatten, Gilman’s Point. Dort wollten wir kurz rasten, um dann eine Stunde am Kraterrand entlangzuwandern und noch einmal 200 Meter höher zu steigen, um den eigentlichen Gipfel des Kilimandscharo zu erreichen, den Uhuru Peak, auf 5895 Metern Höhe. Marie und Henri wollten mit dem Hilfsführer und dem Mann gehen, der uns die Woche über bedient hatte. Mich sollte Dismas hinaufführen. Der Rest der Träger sollte zurück nach Horomo gehen, wo wir am Nachmittag zu ihnen stoßen würden. Sämtliche Gruppen, die mit uns in den Lagern übernachtet hatten, würden zur selben Zeit zum Gipfel wandern. Wir nickten uns schweigend zu, um uns gegenseitig Glück zu wünschen, als wir von der Hütte aufbrachen.
    »Warum gehen eigentlich alle in der Nacht?«, fragte ich Dismas, während unter unseren Schuhen leise die Kiesel knirschten.
    »Das ist die beste Zeit für die Touristen. Bei Sonnenaufgang ist das Wetter am besten, und die Aussicht auch.« Er machte eine kurze Pause, als überlegte er, ob er mir den Rest auch noch erzählen sollte. »Außerdem sehen die Wanderer dann nicht, wie steil der Berg ist und wie weit sie noch vom Gipfel entfernt sind. Wenn sie das wüssten, würden die meisten aufgeben und umkehren.«
    Zunächst war der Untergrund relativ fest. Als der Weg steiler wurde, mischte sich immer mehr schwefelige Asche unter die kleinen Steinchen. Irgendwie sah sie dem Inhalt der Kremierungsöfen gar nicht unähnlich. Dann verschwanden die Steine, und der Weg wurde ziemlich weich, geradezu fluffig. Es war, als würde man versuchen, in einem Aschenbecher bergauf zu gehen. Bei jedem Schritt rammte ich die Spitzen meiner Wanderschuhe in den Berg, um nicht rückwärts zu rutschen. Marie und Henri verloren wir schon bald aus den Augen, aber Dismas und ich lagen durchaus gut im Rennen und überholten einige andere Gruppen. Es war ein meditativer Prozess. Stundenlang richtete ich meine Augen nur auf den kleinen Lichtkreis auf dem Boden und sah Dismas’ Fersen, wie sie sich auf und ab bewegten. Mir fiel eine Scherzfrage ein: Wie isst man einen Elefanten am besten? Einen Bissen nach dem anderen .
    Ab und zu warf ich einen Blick zurück und war verblüfft, wie steil die Lichterkette aus Stirnlampen hinter mir hinunterging.
    »Nicht gucken, Miss Noelley«, mahnte Dismas, als er sah, wie mein Licht sich vom Boden hob. »Schauen Sie immer auf den Boden.« Abgesehen von einem kräftigen Schubs konnte ich mir nichts vorstellen, was mich noch dazu hätte bringen können, wieder zurückzugehen. So viele gewanderte Kilometer für nichts? Außerdem gab es nur eine Sache, die noch schlimmer war, als diesen Berg hochzuklettern: ihn im Dunkeln runterzuklettern. Es war wie bei der wackligen Leiter, die zum Trapez hinaufführte: Raufgehen war das kleinere Übel.
    Da die Luft auf dieser Höhe nur noch halb so viel Sauerstoff enthielt wie auf Meeresspiegelhöhe, musste ich so viel Sauerstoff wie möglich in mein

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