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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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sofort eine aggressive Kampagne, indem ich die Zulassungsstelle mit Briefen bombardierte. Drei Wochen lang schrieb ich ihnen jeden zweiten Tag, warum es ein schrecklicher Fehler wäre, mich nicht aufzunehmen. Dann wurde ich kreativ. Das Kinderbuch Wie schön! So viel wirst du sehn! von Dr. Seuss hatte mir schon immer gefallen. Also erfand ich meine eigene Version, mit dem Titel Wie schön! So viel werd ich sehn! , und schrieb ein Gedicht, das davon handelte, wie ich in Yale aufgenommen wurde.
    Andere Schulen hab ich schon gesehen
    Aber ehrlich gesagt, auf die will ich nicht gehen.
    Meine Uni? Die beste soll’s sein,
    absolut top, nur da will ich rein!
    So eine wie Yale, wo meine Gedanken
    wachsen können, aber auch sich verankern.
    Ich werd’s allen zeigen,
    nehm Ziele aufs Korn.
    Gebt mir die Chance,
    dann liege ich vorn!
    Anschließend »spielte« ich dieses Gedicht und ließ mich dabei filmen. Ein paar Freunde halfen mir dabei, und auch wenn die Spezialeffekte eher kümmerlich blieben, machte die Trampolinszene es mehr als wett. Eine Woche nach Einsenden meiner Videobewerbung bekam ich einen Anruf von der Zulassungsstelle.
    »Wer sich solche Mühe macht, um zu kriegen, was er will, ist ganz eindeutig auf Erfolg gepolt«, sagte der Mann. »Willkommen in Yale!«
    Als ich zu Ende erzählt hatte, lehnte Dr. Bob sich lachend zurück. »Das ist eine fantastische Story«, meinte er sichtlich amüsiert. »Da haben Sie aber ganz schön Mut bewiesen, meine Liebe!«
    Ich spürte einen Stich der Eifersucht auf mein altes Ich – ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist. »Ja, damals hatte ich noch mehr Courage.«
    Heute dachte ich nur noch daran, alberne Sachen zu machen. Manchmal quälte ich mich selbst, indem ich mir in todernsten Situationen – Sonntagspredigten, Vorstellungsgesprächen oder auch Sitzungen bei Dr. Bob – vorstellte, wie ich etwas richtig Blödes machte, indem ich zum Beispiel aufstand und »Waga Daga Duuuu!« brüllte, während ich mit den Hüften wackelte und mir wie King Kong auf die Brust schlug. Dann kostete es mich alle Mühe, eine ernste Miene zu bewahren und das aufsteigende Lachen zu unterdrücken, wenn ich weitersprach.
    »Wo haben Sie gelernt, dass Sie aufhören müssen, albern zu sein?«, erkundigte sich Dr. Bob. »Wann haben Sie angefangen, sich selbst immer so ernst zu nehmen?«
    »Ich glaube, das hat tatsächlich in Yale angefangen. Irgendwie hab ich mich damals …« Ich überlegte kurz, um die richtigen Worte zu finden. »… quasi zusammengefaltet, in mich gekehrt und zugemacht. In Yale war alles so superintensiv. Jeder musste bei allem immer die Nummer eins sein. Da spielten die Studenten nicht einfach Geige, nein – die spielten in der Carnegie Hall, und zwar schon als Zwölfjährige. Ich wusste, dass ich da nicht mithalten konnte, also hab ich aufgehört, mich irgendwie zu exponieren.«
    »Und nach dem College?«
    »Ich hab bei einer Zeitung angefangen, bei der die Belegschaft besonders stolz drauf war, wie intellektuell sie alle waren. Leute, die sich selbst nicht ernst nahmen, wurden auch von den anderen nicht ernst genommen. Wenn ich albern war, verdrehten sie bloß die Augen. Also hörte ich irgendwann auf damit, und dieser Teil von mir ist nie zurückgekommen.«
    Dr. Bob nickte nachdenklich. »Albernheit ist eine Bedrohung für Leute, die sich ständig unter Kontrolle haben müssen und immer ernst sein wollen. Was uns von Albernheiten abhält, ist unsere Angst, von anderen beurteilt zu werden. Aber Blödelei kann einen wirklich vorwärtsbringen. Ich finde, Sie sollten Ihre Angst vor dem Albernsein ablegen.«
    Ich überlegte, ob ich in dieser Sekunde aufstehen und meine »Waga Daga Duuu!«-Fantasie ausleben sollte, aber ich befürchtete, dass er darin kein Zeichen für Albernheit erkennen, sondern mich an einen Neurologen überweisen würde. Also fragte ich stattdessen: »Und wie soll ich das machen?«
    »Indem Sie Albernsein üben.« Er breitete die Arme aus, und ich erwartete fast, dass er im nächsten Moment anfangen würde, albern mit den Händen zu wedeln. Tat er auch. »Schauen Sie, bei mir geht’s doch auch. Ich bin ein alberner Therapeut!«
    Am nächsten Tag schrieb ich mich für einen Stepptanzkurs ein. Es gibt wohl kaum etwas Alberneres als eine Gruppe von Erwachsenen, die in Mary-Jane-Schuhen rumhüpft und ausgeklügelte Choreografien für ein nicht-existentes Publikum tanzt. Zu einer unfassbar absurden Tanzfigur gehörte es, sich auf den Knien

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