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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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hochgerappelt hat, stellt man fest, dass einem die Bikinihose abhanden gekommen ist. Die Wellen rissen mich um und nahmen mich noch einmal in die Mangel, bevor ich spuckend wieder auftauchte.
    »Du musst unter der Welle durchtauchen«, erklärte Matt. »Wie die Surfer.«
    »Ich war unter der Welle, Matt. Um genau zu sein: Ich war unter acht Wellen gleichzeitig.«
    Noch während ich es sagte, traf mich die nächste und schleifte mich über eine Schicht aus zerbrochenen Muschelschalen. Als ich wieder aufstand, hatte ich blutige Knie. Da warf ich die Arme hoch und winkte den Wellen zum Abschied zu.
    »Okay, das war’s«, rief ich. »Vielen Dank! War echt toll mit euch.«
    »Ach komm, jetzt geh doch nicht gleich wieder«, bettelte Matt.
    Doch ich war schon auf dem Weg zum Ufer und rief: »Ich leg mich in die Sonne zu den anderen Leuten, die sich auch lieber langsam umbringen.«
    »Er hatte recht«, sagte Dr. Bob später, als ich ihm die Geschichte erzählte. »Das Problem liegt in Ihrer Herangehensweise. Sie machen sich steif und versuchen den Wellen Widerstand zu leisten, obwohl die in dem Moment stärker sind. Wenn Sie unter der Welle durchtauchen, geht sie über Sie hinweg, und sie können auf der anderen Seite wieder auftauchen. Irgendwann ist man dann weiter draußen, schaukelt gemütlich auf und ab und bewegt sich mit den Wellen statt gegen sie. Dasselbe gilt für andere beängstigende Situationen.« Dr. Bob rutschte ein Stück vor, als würde er mir jetzt etwas ganz Wichtiges erklären. »Statt sich zu verspannen und Widerstand zu leisten, wenn so eine Situation auf Sie zukommt, sollten Sie einfach hineintauchen. Gehen Sie erstmal mit, bevor Sie sich zur Wehr setzen. Am Anfang ist es schwer, aber sobald man erst mal ein Stück draußen ist, kommt man mit den Auf und Abs viel besser klar. Und es macht wesentlich mehr Spaß, als den Rest seines Lebens nur am Strand zu sitzen und den anderen zuzugucken.«
    Während unser Boot auf den Anleger zuschipperte, dachte ich über Dr. Bobs Wellenmetapher nach. Obwohl ich stolz auf mein erfolgreiches Käfigtauchunterfangen vom Vortag war, hatte ich nicht wie bei der letzten großen Herausforderung das Gefühl, etwas Großes geleistet zu haben. Bei der letzten Runde auf dem Trapez hatte ich eine tiefe Freude empfunden, die ich nie gefühlt hätte, wenn ich nicht auf dieses Trapez geklettert wäre. Meine Begegnungen mit den Haien waren jedoch voller Angst und Panik gewesen, und das blieb so, bis alles vorbei war. Mir wurde klar, dass nicht alle Ängste die Konfrontation wert waren. Was hatte ich bei dieser Unternehmung gewonnen? Klar, ich hatte es überlebt und konnte eine gute Story dazu erzählen, aber sollte es im Leben nicht um mehr gehen als Überleben und Angeben? Sollte es nicht eher um inneres Wachstum gehen? Es bot keinen psychologischen Vorteil, die Angst vor Haien zu überwinden. Vor Haien sollen wir Angst haben – es sind Monster! Ab jetzt würde ich mir meine Herausforderungen sorgfältiger aussuchen. Als ich auf den Bootssteg trat, rechnete ich aus, wie viele Tage mir für mein Experiment noch blieben: mehr als dreihundert. Eine ganze Menge.

4. K APITEL

    Tu die Dinge, die dich interessieren, und tu sie
aus ganzem Herzen. Konzentriere dich nicht
darauf, ob andere Leute dich beobachten oder
kritisieren. Außerdem ist es gut möglich, dass
sie dir sowieso nicht zusehen.
    Eleanor Roosevelt
    A ls das Wochenende vorüber war, wünschte ich mir, ein bisschen mehr zu sein wie mein Freund Bill«, sagte ich wehmütig.
    »Und welche Eigenschaften bewundern Sie so an Bill?«, wollte Dr. Bob wissen.
    »Na ja, der Mann hat so gut wie keine Angst. Und er ist einfach … so albern.«
    »Wann haben Sie denn zum letzten Mal was richtig Albernes gemacht?« Als ich den Mund zu einer Antwort öffnete, fügte er rasch hinzu: »Ohne dabei unter Alkoholeinfluss zu stehen?«
    Ich klappte den Mund wieder zu und überlegte. »Wahrscheinlich kurz bevor ich aufs College gegangen bin. Ja, das war wohl definitiv das Yale-Video.«
    »Das Yale-Video?«, wiederholte er verblüfft.
    Von allen Colleges, bei denen ich mich beworben hatte, stand nur noch von Yale die Antwort aus. Duke und Georgetown hatten mich bereits abgelehnt, mit kurzen Schreiben, in denen sie ihr Bedauern über meine suboptimalen Qualifikationen ausdrückten und mir viel Erfolg an einer Schule mit niedrigeren Anforderungen wünschten. Daher warf es mich völlig um, als Yale mich auf die Warteliste setzte. Und dann begann ich

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