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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Fallschirm aussuchen können.
    Zuerst fand ich den militärischen Ton ja richtig niedlich. Aber dann las ich den zweiten Satz noch einmal. Moment mal – ich sollte mir meinen Fallschirm selbst aussuchen? Trauten die ihren Kunden da nicht ein bisschen zu viel zu? Ich glaube, man darf sich nicht mal mehr seinen Hummer selbst aussuchen, wenn man ins Red Lobster essen geht. Es gab noch eine Promotion- DVD , die ich in meinen Computer schob. Der Erzähler hatte eine Stimme, die man sonst in Werbespots für Power-Reiniger hört. Das Video begann mit Aufnahmen von außergewöhnlich gewöhnlich aussehenden Leuten in Shorts und T-Shirts mit abgerissenen Ärmeln, die sich an einem Flughafen einfanden. Sie stiegen in ihre Fliegeranzüge und kletterten mit den Air-Combat-Ausbildern in ihre Kampfjets. Mit seiner laut-aber-irgendwie-doch-nicht-lauten Stimme erklärte der Sprecher: » Sie denken sich jetzt wahrscheinlich: ›Hey, Moment mal! Ich hab so was noch nie gemacht! Ich kann doch gar nicht fliegen!‹ Aber das ist ja gerade das Tolle daran. Sie brauchen keine Erfahrung. Sie kommen einfach zu uns, und wir erledigen den Rest .«
    Die Maschinen hoben ab und nun sah man Aufnahmen von den Flügen, und oh oh oh oh nein! OH MEIN GOTT , sag, dass das nicht wahr ist, hab ich eine Angst! Es war schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich stieß einen Schrei aus und schlug die Hände vor den Mund, während ich zusah, wie ein Flugzeug herabsackte. Schnitt. Dann sah man zwei andere Flieger nebeneinander im vertikalen Steigflug. Und dazu die ganze Zeit immer diese Stimme im Hintergrund: » Erleben Sie den Nervenkitzel eines Nahkampfs in der Luft! «
    Einige Szenen waren im Flugzeuginneren aufgenommen worden, andere von außen. Und das waren die schlimmsten. Eine Aufnahme zeigte ein Flugzeug, das über Kopf durch die Luft schoss. Ein anderes flog davon und überschlug sich dabei seitlich die ganze Zeit über, eine Umdrehung nach der anderen. Eine Maschine machte einen Rückwärtslooping, um einer Attacke auszuweichen, wurde aber trotzdem noch »abgeschossen«, was man an den künstlichen Rauchwolken erkannte, die aus dem Heck aufstiegen.
    Aber das war noch nicht alles! Ganz am Ende wartete noch ein besonderes Schmankerl auf mich, eine Szene, die damit endete, dass ein Flugzeug in kerzengeradem Sinkflug auf die Erde zuschoss und sich dabei drehte und drehte und drehte … Dann landeten die Flugzeuge wieder. Ein Ausbilder und ein Kunde bezeugten ihren Teamgeist, indem sie sich High Five gaben. Und der Sprecher schloss mit den Worten: » Geben Sie uns ein paar Stunden, und wir holen den Kampfflieger aus Ihnen heraus! Glauben Sie, Sie haben die richtigen Voraussetzungen dafür? «
    Nein, das glaubte ich nicht. Ich hatte die falschen Voraussetzungen. Ich blickte auf die DVD -Hülle und las das Firmenmotto: Alles ganz real … bis auf die Munition! Das war nichts für vernunftgesteuerte Leute.
    »Unmöglich, das bring ich nicht«, erklärte ich Dr. Bob am Vorabend meiner »Mission«.
    »Haben Sie schon mal gemerkt, dass es Leute gibt, die Achterbahnen lieben, während andere Angst davor haben?«
    »Natürlich.« Ich war ihm extrem dankbar, dass er mir nicht mit einem »Selbstverständlich können Sie das!« kam. Die meisten glauben nämlich, dass man so etwas sagen muss, wenn man eine Person mit Selbstzweifeln unterstützen möchte. Das Dumme ist, dass man es ihnen nicht glaubt. Weil es sich anhört wie eine überhebliche, naive Floskel. Außerdem bedeuten sie einem damit ja ohne Umwege, dass man im Unrecht ist, und das finde ich immer etwas ärgerlich.
    »Ihr Körper kann nicht zwischen Angst und anderer Erregung unterscheiden. Er reagiert auf beides gleich – rasender Puls, Schmetterlinge im Bauch, Schwitzen. Letztlich entscheidet Ihr Kopf, ob man sich in der entsprechenden Situation nervös oder freudig erregt fühlen soll. Sie müssen also Ihre Angst in eine positive Art von Aufregung verwandeln.«
    Ach, das ist alles? »Und wie mach ich das?«
    »Ändern Sie Ihre Perspektive auf die Situation. Ändern Sie die Erzählung, die dazu in Ihrem Kopf abläuft. Statt zu denken ›Ich hab ja solche Angst!‹, sagen Sie sich einfach: ›Mann, ich bin ja schon so gespannt!‹«
    Ich musterte ihn skeptisch. »Und wenn das nicht klappt?«
    »Dann versuchen Sie, wütend zu werden. Es gibt eine Theorie, die besagt, dass Angst von einer anderen Emotion, zum Beispiel Aggression, verdrängt werden kann«, erklärte er. »Schalten Sie auf Kampfmodus.

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