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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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grinsen.
    »Das kann doch nicht sein!«, rief Matt.
    Wir gingen voll mit, ich mit Headbangen und Luftgitarrespielen, Matt trommelte aufs Lenkrad. Die Leute im Nachbarauto sagten wahrscheinlich: »Guck dir bloß mal diese Affen an!« Aber egal. Wir waren in der Danger Zone.
    Anderthalb Stunden später knirschte der Kies unter unseren Schuhen, als wir Hand in Hand über den Flughafenparkplatz auf das Air-Combat-Büro zugingen. Auf der einen Seite sah man einen Stacheldrahtzaun, durch den man das Rollfeld und mehrere Propellerflugzeuge erkennen konnte. Wir betraten das unspektakuläre Gebäude, das in einem anderen Leben auch eine Chiropraktiker-Praxis hätte sein können. Eine liebenswürdige Empfangsdame brachte uns in einen Raum am Ende des Korridors. Er war klein und schmucklos und beherbergte nur zwei lange Tische und ein paar Stühle. Vorne stand unser Ausbilder in einem khakifarbenen Flugoverall, ein ehemaliger Marinesoldat namens Larry, der uns bat, ihn einfach »Slick« zu nennen. Das war sein Rufzeichen und Pilotenspitzname.
    »Ich bin nicht nur Fluglehrer, sondern auch der Mechaniker der Firma, deswegen bin ich meistens ölverschmiert«, erklärte Slick. Er schüttelte uns die Hände, und Matt fragte ihn nach der Toilette und entschuldigte sich für einen Moment. Der einzige andere Schüler im Raum war ein Mann mit einem freundlichen Gesicht, der Straßenklamotten trug und an einem der langen Tische saß, wo er Formulare und Verzichtserklärungen ausfüllte. Er blickte auf, wobei seine Brille das Deckenlicht reflektierte, und winkte kurz. »Hallo, ich bin Lenny.« Das war also mein »Feind«.
    »Setzen Sie sich«, bat Slick. Ich nahm an einem der Tische Platz. Er lächelte mich an, sagte aber nichts.
    Als Matt von der Toilette zurückkam, reichte Slick ihm ein paar Papiere. »Füllen Sie die bitte aus und unterschreiben Sie ganz unten.«
    Der Klassiker. Ich zog eine Grimasse und räusperte mich. » Ich bin diejenige, die heute fliegt.«
    Er konnte seine Überraschung kaum verbergen. »Oh! Ach so, gut, dann … bitte sehr.« Er reichte mir die Formulare.
    Während ich unterschrieb, dass ich auf mein Leben verzichtete, fragte Slick Matt: »Haben Sie ihr das geschenkt?«
    »Nein, das hat sie sich selbst gegönnt.«
    Erneut eine verwirrte Miene.
    »Er ist bloß zu meiner moralischen Unterstützung mitgekommen«, erklärte ich, während Matt sich mit einem Buch am Tisch hinter mir niederließ. Slick reichte Lenny und mir Fliegeroveralls, die genauso aussahen wie seiner. An den Schultern waren Aufnäher mit der amerikanischen Flagge, und ein langer Reißverschluss reichte vom Hals bis in die unteren Bereiche.
    Als wir zu den Umkleiden gingen, um uns umzuziehen, rief er uns nach: »Im Flieger wird es ziemlich heiß, also behalten Sie unter den Anzügen nur die Unterwäsche an.« Der Theorieunterricht hatte schon begonnen.
    »Ist einer von Ihnen schon mal geflogen?«, erkundigte sich Slick, nachdem wir zurückgekommen waren. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich fliege Segelflugzeuge«, sagte Lenny. »Aber die fliegen nur um die 100 km/h.«
    »Heute werden Sie 370 km/h fliegen«, verkündete Slick. »Hier fliegen wir Marchetti SF -260. Dieses Modell wird von diversen Luftstreitkräften in aller Welt für die Kampffliegerausbildung genutzt. Die Ferraris der Lüfte – leicht und einfach zu manövrieren.
    Ihr Ausbilder und Sie werden nebeneinander sitzen. Ihre Steuerknüppel sind miteinander verbunden wie die Pedale in einem Fahrschulauto. Wenn Sie Ihren Steuerknüppel bewegen, bewegt sich auch der Ihres Ausbilders und umgekehrt. Auf diese Weise kann er jederzeit übernehmen, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten.« Ich warf Matt einen verzweifelten Blick zu, aber er lächelte nur ermutigend. Als ich mich wieder umwandte, hielt Slick eine Art Sack aus Segeltuch mit Riemen in die Höhe. Er sah aus wie ein Rucksack aus dem 19. Jahrhundert.
    »Wir hatten schon über fünfzigtausend Kunden. Wir hatten noch keinen einzigen Todesfall und mussten noch nie einen Fallschirm benutzen«, erklärte er. »Aber für den Fall, dass ein Feuer im Cockpit ausbricht oder ein Flügel abfällt …«
    So was kann passieren? Der kann einfach ABFALLEN ?
    »… schieben Sie die Cockpitabdeckung zurück und springen aus dem Flugzeug. Um den Fallschirm zu öffnen, müssen Sie diesen Ring hier ziehen.« Ich sah mir den Fallschirm an, aber ich wusste, dass ich ihn niemals benutzen würde – wenn irgendetwas passierte, was ein Aussteigen aus dem Flugzeug

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