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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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einfach auf den Boden fallen. Matt und ich starrten uns an. Wir waren beide wie gelähmt vor Schreck.
    »Diesen Schlüssel können Sie für den Rest des Abends behalten«, versicherte die Frau der Braut. Dann hörte man das Geräusch von Metall auf Metall, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte.
    Einen Moment erwog ich, mich hinter Matt zu verstecken, dem sicher eine charmante Ausrede einfallen würde, wenn die Tür aufging. Stattdessen richtete ich mich zu voller Größe auf und strich mir das Kleid glatt. Wir konnten warten, bis sie hereinstürmten, dachte ich, oder wir konnten selbst einen heldenhaften Auftritt hinlegen. Ich blickte zu Matt, und er nickte. Dann griff ich nach der Klinke und riss schwungvoll die Tür auf. Eine Dame, die etwas über sechzig sein mochte und gerade noch am Schloss herumgefummelt hatte, machte einen erschrockenen Satz zurück. Neben ihr stand eine Braut mit pechschwarzem Haar, das man ihr kunstvoll auf dem Kopf aufgetürmt hatte. Ihre Hände, die sie gerade noch in die Hüften gestützt hatte, fuhren instinktiv hoch, die Acrylkrallen bereit zum Angriff. Drei Brautjungfern in schulterfreien lavendelfarbenen Kleidern schrien erschrocken auf. Matt und ich fassten uns bei den Händen. Mit unbewegten Gesichtern und hoch erhobenen Häuptern marschierten wir aus dem Badezimmer. Als wir uns an der Braut vorbeidrückten, löste sich deren Erstarrung, und ihr wurde klar, was hier gespielt wurde. Sie runzelte die Stirn und schrie empört:
    » SOLL DAS ETWA WITZIG SEIN ?« Ihre Nasenflügel blähten sich. » VERDAMMTE SCHEI …«
    »Lauf!«, flüsterte ich Matt zu, und wir rannten kichernd die Treppe hinunter.
    Die meisten Gäste waren aus Irland, wie auch der Typ, der beim Essen neben uns saß. Wir hatten uns gerade erst hingesetzt, aber er hatte schon das glücklich angetrunkene Stadium erreicht, indem man nicht mehr recht weiß, was sich gehört, und einem eigentlich alles egal ist. Während die Kellner in ihren Smokings den Salat servierten, wandte er sich zu Matt und mir.
    »Und, wollt ihr zwei heiraten?«, fragte er laut mit irischem Akzent.
    Da war sie. Die Frage, die wir uns in den drei Jahren unserer Beziehung nie gestellt hatten. Es brauchte einen völlig Fremden und ungefähr eine halbe Flasche Jameson, um sie auf den Tisch zu bringen. Alle Köpfe drehten sich in unsere Richtung, und ich steckte mir hastig ein großes Stück von meinem Baguette in den Mund. Als ich aufblickte, hatte ich den Mund voll mit französischem Brot, und alle sahen erwartungsvoll auf Matt. Er zögerte. Ich war gespannt, was er sagen würde.
    Nachdem Franklin ihr neun Monate lang den Hof gemacht hatte, bat er Eleanor, ihn zu heiraten. Er hatte sie für das Wochenende eingeladen, an dem das Footballmatch zwischen Harvard und Yale stattfand, und am 23. November 1902 gelang es ihnen, ihre Anstandsdamen abzuschütteln und sich zu zweit zu einem Spaziergang abzusetzen. Als sie zurückkamen, hatte er ihr einen Antrag gemacht, und sie hatte Ja gesagt.
    Wie vorherzusehen, war Franklins Mutter enttäuscht über diese Verbindung. Sie hatte sich eine attraktivere Frau für ihren Sohn gewünscht. Mit fast schon bewundernswerter Verschlagenheit schlug sie dem Paar vor, die Verlobung ein Jahr lang geheim zu halten. Dann nahm sie Franklin mit auf eine fünfwöchige Kreuzfahrt durch die Karibik, in der Hoffnung, dass er das Interesse an Eleanor schon verlieren würde. Doch ihre Gefühle füreinander wurden nur noch stärker. Als Franklin für sein letztes Semester nach Harvard zurückkam, standen die beiden in einem regen, leidenschaftlichen Briefwechsel.
    »Du hast meine Gedanken nicht eine Sekunde verlassen«, schrieb Eleanor ihrem Verlobten. »Für mich ist jetzt alles anders. Ich bin so glücklich! Oh Gott, ich bin so glücklich und liebe dich so sehr.« Als Eleanor ihrer Großmutter von dem Heiratsantrag erzählte, fragte Mrs. Hall, ob sie denn wirklich verliebt sei. »Und ich antwortete mit einem feierlichen Ja«, erzählte Eleanor später, »auch wenn ich heute weiß, dass ich erst Jahre später begriff, was es heißt, verliebt zu sein oder zu lieben.«
    Sie heirateten am St. Patrick’s Day 1905. Onkel Teddy führte Eleanor zum Altar. Er hatte das Heiratsdatum ausgesucht, weil er an diesem Tag sowieso in der Stadt war, um die Parade zum St. Patrick’s Day zu eröffnen. Eleanor war, wie sie selbst sagte, »unsäglich aufgedonnert«. Ihr Kleid war aus steifem Satinstoff und derselben Spitze, die schon ihre Mutter und

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