Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
lagen die wahren Antworten ja in der Vergangenheit. Und wenn ich diese Beziehung nicht verbocken wollte, musste ich mir die Fehler, die ich in vergangenen Beziehungen gemacht hatte, noch einmal genauer ansehen.
»Wir täuschen uns nur zu leicht bei der Einschätzung unserer Eigenschaften, im Guten wie im Schlechten«, schrieb Eleanor einmal. »Und solange wir uns ein falsches Bild von uns selbst machen, ist es unmöglich, seinen Weg in die richtige Richtung fortzusetzen.«
Es gibt zwei Arten von Menschen: Leute, die mit ihren Expartnern befreundet bleiben, und solche, die das nicht tun. Ich fiel ganz eindeutig in die zweite Kategorie. Ich hatte seit Jahren nicht mehr mit meinen Exfreunden gesprochen, das war also eine Quelle, die ich nie angezapft hatte. Wenn man seine Freunde oder Familienmitglieder nach seinen schlechten Eigenschaften fragt, werden sie sie herunterspielen. Aber Exfreunde sagen einem die knallharte Wahrheit. Wenn man nicht mehr befreundet ist, machen sie sich nicht so viele Gedanken, dass sie einen kränken könnten. Außerdem kennen sie unsere dunklen Seiten auf eine Art, wie es unsere Familie und unsere Freunde selten tun. Sie haben eine ganz unverklärte Meinung. Wie Dr. Bob mir deutlich gemacht hatte, organisieren Perfektionisten ihr Leben dahingehend, jeden Fehler zu vermeiden. Bei dem Gedanken, das Scheitern und die Zurückweisungen meiner Vergangenheit noch einmal zu erleben, fühlte ich mich verletzlicher als bei jeder körperlicher Herausforderung, der ich mich gestellt hatte. Aber es wäre die Sache wert, wenn es mir half, dieselben Fehler bei Matt zu vermeiden.
Ehrlich gesagt, ich war etwas verblüfft, als meine zwei Freunde aus Collegezeiten, Isaiah und Ben, sich mit einem Treffen einverstanden erklärten. Schließlich sprang bei diesem Gespräch für sie überhaupt nichts heraus. Beide Beziehungen hatten ein ungutes Ende genommen.
Isaiah und ich hatten uns während meines letzten Collegejahrs kennengelernt. Er war Kapitän des Basketballteams, und wir gingen zehn Monate miteinander. Am Anfang war er liebevoll und fürsorglich, dann wurde er im Laufe des Jahres immer distanzierter. Ich fragte ihn, was los war, doch er wollte nicht mit der Sprache herausrücken. Am Ende unserer Beziehung machte er endgültig zu wie eine Auster. Er wollte sich kaum noch mit mir treffen. Je distanzierter er sich gab, umso anhänglicher wurde ich. Meine bloße Gegenwart schien ihn gereizt zu machen. Ich konnte ihn auch nicht mehr zum Lachen bringen. Da er zu Anfang wirklich begeistert von mir gewesen war, wusste ich, dass es an irgendetwas gelegen haben musste, was ich gemacht hatte. Verzweifelt versuchte ich, alles wieder so zu machen wie am Anfang und warf mich mit vollem Eifer in diese Beziehung, doch er zog sich nur noch weiter zurück. Eines Abends, als wir zusammen am Strand saßen, sagte ich: »Ich liebe dich.« Dass er keine Antwort gab, sagte schon alles: Die ganze Zeit über hatte ich eine Einbahnbeziehung mit mir selbst geführt. Ein paar Monate später machte er – grauenhafter geht’s ja wohl kaum – an meinem Geburtstag Schluss. Er rief mich auf dem Handy an, von der Party eines anderen Mädchens.
Das war damals eine der schlimmsten Phasen meines Lebens, und es fiel mir schwer, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Er klang jedoch absolut erfreut, von mir zu hören, und hatte überraschenderweise unglaublich schöne Erinnerungen an unsere Beziehung.
»Aber irgendwann konntest du mich nicht mehr ab«, sagte ich. »Warum? Lag es an irgendetwas, was ich gemacht habe?«
»Es hatte überhaupt nichts mit uns zu tun. Ich hatte damals eine depressive Phase. Wir waren fast fertig mit dem College, ich hatte die ganze Saison über mies gespielt, und ich merkte, dass es mit dem Basketballspielen einfach vorbei war, nachdem bis dahin mein ganzes Leben darum gekreist war. Das war das schwierigste Jahr meines Lebens, aber ohne dich wäre es noch viel schwieriger gewesen. Wenn ich dich gesehen habe, war die Welt wieder in Ordnung. Ich fühlte mich sicher, wenn ich mit dir zusammen war.«
Ich war perplex. »Im Ernst?« Jahrelang hatte ich mich gefragt, womit ich die Sache gegen die Wand gefahren hatte, und jetzt stellte sich heraus, dass es überhaupt nicht an mir gelegen hatte.
Mit Ben hatte ich genau das entgegengesetzte Problem gehabt: Ich hatte ihn nicht genug geliebt, wollte ihn aber auch nicht gehen lassen. Nach anderthalb Jahren machte ich halbherzig Schluss, dann waren wir noch einmal halbherzig
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