Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
kommt, müsst ihr dann auch meinen Freund Matt kennenlernen!« Andererseits hatte ich ein ungutes Gefühl, weil ich nicht nur zwei Tage bei meinem Ex wohnen würde, sondern auch fünf Meter von ihm und seiner neuen Freundin entfernt schlafen würde. Auf einmal kam mir meine Entscheidung, dort zu übernachten, ein bisschen zu offensiv vor.
»Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich tust«, meinte Jess, als ich sie leicht panisch am Abend vor meiner Fahrt nach D. C. anrief.
Ich klappte den Laptop auf. »Was genau? Dass ich nach D. C. fahre, um ein Wochenende mit meiner Jugendliebe und seiner mehr oder weniger mit ihm zusammenwohnenden Freundin zu verbringen? Oder dass ich sie im Internet ausspionieren will, bevor ich fahre?«
»Beides. Weißt du was? Ich schau noch schnell bei dir vorbei«, sagte sie. »Ich komm gerade aus dem Fitnessstudio. Ich bin also frisch geduscht, aber bezaubernd ungeschminkt. Bezaubernd im Sinne von erschreckend.«
»Bring eine Flasche Wein mit«, bat ich. Vor lauter Verwirrung hatte ich nicht mal die Offenbarung kommentiert, dass Jess plötzlich ins Fitnessstudio ging.
»Ich hab eine Flasche Wein und Chris mitgebracht«, verkündete Jessica, als ich die Tür öffnete und die beiden auf meiner Schwelle sah. Sobald wir uns Wein eingeschenkt hatten, zog sich Jess meinen Laptop auf den Schoß.
»Jetzt suchen wir uns erst mal ein Foto und schauen uns an, mit wem wir’s da zu tun haben.« Innerhalb weniger Sekunden hatte sie Joshs Facebook-Seite gefunden und seine Freundin über eines seiner Fotoalben identifiziert.
»Ach, du Scheiße«, schnaufte ich und vergrößerte das Bild. Glänzendes schwarzes Haar und wundervolle olivfarbene Haut füllten den Bildschirm. Sie war umwerfend. Ich sah Jess und Chris an und zog eine verzweifelte Grimasse.
»Okay, die Frau ist wirklich unangenehm hübsch«, gab sie zu.
»Und sie sieht auch noch so aus, als wäre sie echt lustig«, fügte ich kläglich hinzu.
»Du willst auf einem Foto erkennen, dass sie lustig ist?«, fragte Chris zweifelnd.
»Diese Ohrringe – die sind einfach großartig.« Auf einmal kam mir ein schrecklicher Gedanke. »Oh Gott, glaubt ihr, dass die beiden Sex haben, während ich da bin? Ist das nicht ein Anturner? Wie wenn man Sex hat, während die Eltern zu Hause sind?« Ich hatte zwar mittlerweile auf eine halbe Tablette pro Nacht reduziert, aber ich brauchte immer noch mindestens eine Stunde zum Einschlafen.
»Aber hallo!«, sagte Jessica. »Natürlich werden sie Sex haben. Eine Frau muss schließlich ihr Territorium markieren, wenn die Ex von ihrem Typ im Nebenzimmer liegt.«
»Würden wir doch auch«, stimmte Chris zu.
»Ja, aber wir sind klein und unbedeutend.« Ich vergrub mein Gesicht in einem Kissen. »Oh Gott, Leute, wenn ich höre, wie es die beiden treiben, dann krieg ich sofort einen Herzinfarkt.«
»Ohrenstöpsel«, schlug Jessica vor und hob ihr Weinglas, um auf diese segensreiche Erfindung zu trinken.
»Und wenn sie am Ende vor meinen Augen rumturteln und sich das voll komisch anfühlt?«
»Was wär schon dabei?«, fragte Chris. »Du hast doch selbst einen tollen Freund, mit dem du rummachen kannst.«
»Ich weiß, du hast ja recht.« Matt war sogar so großartig, dass er auf meine Frage, ob es okay wäre, wenn ich Josh und seine neue Freundin am Wochenende besuchte, nur antwortete: »Das ist ein Typ, mit dem du zusammen gewesen bist, als ihr noch Teenies wart, und inzwischen sind wir keine Teenies mehr. Abgesehen von der Tatsache, dass ich dir blindlings vertraue, hatte ich sowieso nicht das Gefühl, dass ich mir da Sorgen machen müsste.« Er hatte auch wirklich keinen Grund zur Sorge. Ich dachte ja auch nicht, dass ich irgendwelche Gefühle für Josh hegen könnte, wenn ich ihn wiedersah, aber ganz bestimmt für Monique – nämlich Eifersucht. Das war eine meiner schlimmsten Eigenschaften. Ich konnte sogar noch eifersüchtig reagieren, wenn ich einen Typen jahrelang nicht gesehen hatte oder wenn ich ihn nicht mal mochte. Es war schrecklich kindisch und offenbarte sicher eine größere Unsicherheit, der ich mit Dr. Bobs Hilfe auf den Grund gehen musste. Aber zuerst galt es, dieses Wochenende zu überstehen.
Josh hat eine dröhnend laute Stimme, die einen quasi am Kragen packt und sagt: »Hey, hör mal her!« Er war in Texas geboren und aufgewachsen, wirkte aber wie ein rauflustiger Halbstarker aus dem Brooklyn der Dreißigerjahre. Ich beobachtete ihn einmal, wie er die Treppe hochging, sich plötzlich
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