Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
zusammen, wobei wir gleichzeitig aber schon andere Dates hatten (notabene: das funktioniert immer). Unsere Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Beziehung ging noch ein Jahr weiter, aber sie hatte sich totgelaufen. Was einmal süß gewesen war, war sauer geworden, und was immer wir taten, es lag ein Hauch von Bitterkeit darin.
»Was für Fehler habe ich in unserer Beziehung gemacht?«, fragte ich ihn. Wir aßen in New Haven zu Mittag. Er arbeitete inzwischen als Hausmeister an der Theologischen Fakultät Yale.
»Ich wünschte, du wärst standhaft geblieben und hättest nicht zugelassen, dass wir wieder was miteinander hatten«, sagte er. »Und ich wünschte, ich hätte mehr Selbstachtung gehabt und nicht immer wieder versucht, dich zurückzugewinnen.«
»Was meinst du, warum es so schlimm geworden ist?«
»In den letzten anderthalb Jahren hat uns die Sicherheit einer Beziehung gefehlt, deswegen waren wir eifersüchtig und unsicher. Und wir waren unreif.«
Unreif . Das war das richtige Wort dafür. Wir benahmen uns, wie wir uns noch nie zuvor benommen hatten und uns seitdem auch nie wieder gegenüber jemand anderem benommen haben. Ein betrunkener Ben hinterließ mir um fünf Uhr morgens Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter, in denen er mir erklärte, dass er mich liebte, aber auch hasste. Ein anderes Mal, nachdem er zugegeben hatte, dass er mit einer Freundin von mir rumgeknutscht hatte, machte ich mich über seinen Kleiderschrank her und zerrte jedes T-Shirt und jeden Pulli heraus, den ich ihm je gekauft hatte.
»Das wollen wir doch mal sehen, ob du weiter rumrennst und mithilfe meines guten Geschmacks andere Tussen aufreißt!«, schrie ich, während sich die Klamotten auf meinem Arm stapelten.
»Das kannst du nicht machen!«, protestierte er. »Die hast du mir geschenkt!«
»Und jetzt hol ich sie mir wieder«, gab ich zurück und marschierte davon. Am nächsten Morgen gab ich sie ihm zähneknirschend zurück, nachdem mir meine Mitbewohnerin Amanda die Leviten über den wahren Geist des Schenkens gelesen hatte.
»Okay, letzte Frage«, sagte ich am Ende meiner Befragung. »Die Leute verändern sich in Beziehungen. Oder manchmal tritt der Mensch, der sie schon immer waren, deutlicher zutage. Wie hat sich deine Meinung von mir geändert, vom Beginn unserer Beziehung bis zum Ende?«
Er überlegte kurz, begann zu sprechen, hielt aber wieder inne. Ich nickte ermutigend, und er verzog das Gesicht, als er zugab: »Am Ende unserer Beziehung fand ich dich nicht mehr attraktiv. Ich meine, ich wusste, dass du hübsch bist, aber am Ende warst du in meinen Augen hässlich.« Tja, das tat weh, aber ich merkte, dass es ihm schwergefallen war, das zu sagen. Um die angespannte Situation aufzulockern, fing ich an zu lachen – und Ben stimmte erleichtert ein. Ich bedankte mich für seine Aufrichtigkeit.
Mein dritter Exfreund, Josh, war meine High-School-Liebe gewesen, die ernsthafteste Beziehung von allen dreien, und deswegen hatte ich vor diesem Interview auch die größte Angst. Meine Finger zitterten tatsächlich, als ich die Zeilen tippte: »Hallo, ich arbeite momentan an einem Projekt, bei dem ich versuche, mich bis zu meinem 30. Geburtstag all meinen Ängsten zu stellen. Deswegen befrage ich gerade all meine Exfreunde zu unseren Beziehungen (da kann man wirklich Angst kriegen, stimmt’s? LOL !) Hättest du Lust, dich irgendwann in nächster Zeit mit mir zusammenzusetzen? Ich könnte auch nach D. C. kommen.«
»Hallo! Das klingt ja gefährlich. Ha!«, schrieb Josh zurück. »Ich möchte unbedingt mehr darüber wissen. Komm doch übernächstes Wochenende! Du kannst auf meinem Sofa pennen.«
Meine Überraschung über seine Zusage verwandelte sich schnell in Bedenken. In meiner Mail hatte ich Matt mit keinem Wort erwähnt, und ich wusste nicht, ob Josh mit jemandem zusammen war. Was, wenn er das Ganze für einen ausgeklügelten Trick hielt, ihn ins Bett zu kriegen? Aber er glaubte doch sicher nicht, dass ich in einen anderen Staat fahren musste, um Sex zu haben, oder? Ein paar Tage später kam noch eine Mail von Josh hinterher.
»Übrigens«, schrieb er, »meine Freundin Monique übernachtet so gut wie jeden Tag bei mir. Aber keine Sorge – sie findet es schön, dass du zu Besuch kommst. Wir freuen uns beide drauf.«
Ich spürte genauso viel Erleichterung wie Besorgnis. Erleichterung, weil ich jetzt einen ganz unverfänglichen Grund zum Zurückschreiben hatte: »Ich freu mich auch! Das nächste Mal, wenn ihr nach New York
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