Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
Nicht-Amy.
»Wie habt ihr euch kennengelernt, Monique und du?«
»Mo-Mo und ich waren schon jahrelang befreundet, aber irgendwie haben wir erst letztes Jahr gemerkt, dass die Anziehung zwischen uns mehr war als bloße Freundschaft. Das war echt super.«
Der letzte Satz versetzte mir einen kleinen Stich, genauso wie die Art, wie er sie so selbstverständlich »Mo-Mo« nannte. Ich nestelte an meiner Liste mit den Fragen herum und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Es wurde Zeit, dass wir uns mit unserer Beziehung beschäftigten.
»Was hat dich am Anfang zu mir hingezogen, und was war am Ende der Abturner?«
»Dein Selbstvertrauen und deine Lebhaftigkeit. Du bist irgendwo reingekommen, und schon warst du Teil des Raumes.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Du konntest besser Geschichten erzählen als jeder andere.«
Das machte mich traurig. Das letzte Mal, als ich mich als Teil des Raumes gefühlt hatte, hatte ich mieses Gras geraucht und mich für ein Möbelstück gehalten. Ich konnte mich gut mit Einzelpersonen unterhalten, aber je älter ich wurde, umso nervöser wurde ich in Gruppen. »Warum verfällst du eigentlich auf Dinnerpartys immer in Schweigen?«, fragte mich Matt immer, bis ich irgendwann aufhörte, auf Dinnerpartys zu gehen. Jeder der Anwesenden schien lustigere, intelligentere Dinge zu sagen zu haben als ich, und je mehr Leute redeten, umso langweiliger kamen mir meine Ansichten vor. Und je mehr Zeit verstrich, bis ich etwas sagte, umso mehr Bedeutung wurde meiner Äußerung zugemessen, wenn ich dann endlich den Mund aufmachte. Und ich stellte mir vor, wie sie sich dachten: »Wie – die ganze Zeit hat sie gewartet, um das zu sagen?« Wenn ich dann endlich redete, ging es ein, zwei Sätze lang ganz gut, aber dann befiel mich die Panik, ich verlor den Faden und beendete meinen Beitrag mit den Worten: »Na ja … Ist ja auch egal.« Woraufhin mich meine Zuhörer nur verdutzt ansahen. Angefangen hatte das alles auf dem College. Ich schrieb mir am Abend vor einem Seminar ein paar Punkte auf einen Zettel, den ich während des Unterrichts auf dem Schoß hatte, für den Fall, dass ich einen Blackout haben würde. Ich sah zu, dass ich das, was ich zu sagen hatte, gleich zu Beginn der Stunde anbrachte, bevor man meine Äußerungen an dem messen konnte, was die anderen sagten. Ich arbeitete gerade eben so viel mit, wie es für das Bestehen des Kurses nötig war.
»Und was an mir mochtest du nicht?« Ich hatte Angst, dass er jetzt eine ganze Liste von negativen Eigenschaften herunterrasseln würde, die mir überhaupt nicht bewusst waren. Dinge, die ich nicht ändern konnte. Ich rief mir Eleanors Worte in Erinnerung: »Reif ist jemand, der objektiv bleiben kann, auch wenn er emotional zutiefst aufgewühlt ist.«
»Du warst zu besitzergreifend«, sagte er wie aus der Pistole geschossen.
Mir fiel ein Vorfall ein. Josh und ich standen vor einem Club, als eine Limousine vorfuhr, in der ein Junggesellinnenabschied gefeiert wurde. Eine Gruppe betrunkener Frauen mit auftoupierten Haaren stand im geöffneten Schiebedach und schwankte hin und her, ein Anblick, der an Tulpen in einer zu kurzen Vase erinnerte.
»Hey, Mädels, ihr seht klasse aus!«, rief Josh. Kaum hatten sie ihn mit ihren langen Acrylfingernägeln zu sich herangewinkt, da rannte er auch schon auf die Limousine zu, sprang aufs Dach und tauchte kopfüber durchs Sonnendach. Seine Beine ragten oben heraus, und ich sah, wie aus dem Wageninneren grapschende Hände mit aufgeklebten Fingernägeln kamen und versuchten, ihn hineinzuzerren. Ich marschierte hin, versenkte meine Hand im Schiebedach und zog ihn an der Hose wieder heraus.
»Na ja, wenn wir mal ganz fair sein wollen – du hast mich ja auch betrogen . Ich war nicht ganz grundlos paranoid.« Jetzt konnte ich darüber lachen, aber damals hatte mich seine Untreue am Boden zerstört. »Tut dir irgendetwas an unserer Beziehung im Nachhinein leid?«
»Es tut mir wirklich leid, dass ich dich betrogen habe.« Ein paar Monate, nachdem wir zusammengekommen waren, hatte Josh mit seinen Freunden einen Ausflug nach Austin gemacht, wo er eine Studentin der University of Texas abschleppte. »Tut es dir leid, dass du mich ins Gesicht geschlagen hast, als du es rausgekriegt hast?«
»Nicht im Geringsten«, erwiderte ich fröhlich. »Hast du jemals wieder eine Frau betrogen?«
»Nein. Wie hätte ich das tun können, nachdem ich gesehen hatte, was das bei dir angerichtet hat? Wir sind nie darüber
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