Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Sammler aquirieren.«
    »Ja, ein paar, aber ich gehöre nicht dazu. Bei mir läuft alles strikt legal. Das können Sie mir schon deshalb glauben, weil Ihr Bruder mir vertraut, und keiner ist schwieriger, wenn es um Vertrauen geht, als Savich.«
    »Sie kennen sich schon sehr lange. Vielleicht fängt das Vertrauen ja in der Kindheit an und hört dann nicht mehr auf, auch wenn man sich kaum noch sieht.«
    »Was immer das auch heißen mag. Hören Sie, Mrs. Frasier, ich bin schon seit fast fünfzehn Jahren in dem Geschäft. Tut mir Leid, wenn Sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber ich bin ehrlich, und ich überschreite auch nie Grenzen. Darauf können Sie Gift nehmen. Selbstverständlich weiß ich über die Schattenseiten des Geschäfts Bescheid, ich wäre doch wohl kaum sehr erfolgreich, wenn’s nicht so wäre, oder?«
    »Mit wie vielen Sarah-Elliotts haben Sie schon gehandelt?«
    »Über die Jahre vielleicht ein Dutzend, vielleicht auch mehr. Auch Museen zählen zu meiner Klientel. Wenn das Bild einem Sammler gehört – legal natürlich – und ein Museum es erwerben will, dann versuche ich es dem Besitzer abzukaufen. Da ich weiß, was die wichtigsten Kunstsammler besitzen und sammeln, versuche ich mit ihnen zu handeln. Funktioniert in beide Richtungen, Mrs. Frasier.«
    »Ich lasse mich von ihm scheiden, Mr. Russo. Bitte nennen Sie mich nicht mehr so.«
    »Also gut. ›Frasier‹ ist sowieso ein ziemlich gewöhnlicher Name, ziemlich uninteressant. Wie möchten Sie denn, dass ich Sie nenne, Ma’am?«
    »Ich denke, ich werde wieder meinen Mädchennamen annehmen. Sie können mich Mrs. Savich nennen. Ja, ich will wieder Lily Savich werden.«
    Ihr Bruder sagte von der Tür her: »Das gefällt mir, Schätzchen. Wollen jede Spur von Tennyson tilgen.«
    »Tennyson? Was ist denn das für ein Name?«
    Lily musste tatsächlich lächeln. Zwar war das Lächeln nicht direkt an ihn gerichtet, aber doch schon in seine Richtung. »Sein Vater meinte, dass Lord oder Alfred einfach nicht genügen würden, also musste er Tennyson nehmen. Er war der Lieblingsdichter meines Schwiegervaters. Komisch, aber seine Mutter hasst den Dichter.«
    »Vielleicht war Tennyson, der Poet – nicht Ihr Fast-Exmann – ja ein bisschen pedantisch.«
    »Sie haben nie im Leben Tennyson gelesen«, erklärte Lily im Brustton der Überzeugung.
    Er schenkte ihr sein charmantestes Lächeln und nickte. »Ertappt. Dann trifft ›pedantisch‹ wohl nicht ganz zu?«
    »Keine Ahnung. Hab ihn auch nie gelesen.«
    »Hier kommen Kaffee und Kuchen«, sagte Savich, wandte dann den Kopf hoch und lauschte. »Ich höre, wie Sherlock Sean was vorsingt. Ich glaube, sie singt ›Vom Himmel hoch, da komm ich her‹. Bleibt friedlich, ich gehe rasch mal hoch und stimme in den Chor mit ein. Du kannst ihm vertrauen, Lily.«
    Als sie wieder allein waren, fiel Lily zum ersten Mal das leise Geräusch des Regens auf, der gegen die Scheiben trommelte. Kein starker, heftiger Regen, bloß ein Vorspiel auf den Winterregen, der noch kommen mochte. Es war bewölkt gewesen, als sie in Washington gelandet waren, mit einer steifen Brise.
    Simon nippte an Savichs starkem schwarzen Kaffee, stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich zurück, die Augen schließend. »Savich macht den besten Kaffee der Welt. Und dabei trinkt er ihn so selten.«
    »Sein Körper ist ein Tempel«, sagte sie. »Sein Verstand wohl auch.«
    »Ausgeschlossen. Ihr Bruder ist ein guter Mann, blitzschnell und zuverlässig, aber er ist kein Tempel. Ich wette, Savich würde einen Schock kriegen, wenn er das hören würde.«
    »Kann sein, stimmt aber trotzdem. Unser Vater hat allen von uns beigebracht, wie man wirklich guten Kaffee macht. Er meinte, sollte er je im Altersheim landen, könnte er sich zumindest darauf verlassen – dass ihm seine Brut einen anständigen Kaffee machen könnte. Mutter hat Dillon das Kochen beigebracht, bevor er aufs MIT ging.«
    »Hat sie’s euch allen beigebracht?«
    »Nein, bloß Dillon.« Sie unterbrach sich, lauschte dem Gesang der beiden Stimmen, der von oben herunterdrang. »Jetzt singen sie ›Stille Nacht‹. Das mag ich am liebsten.«
    »Sie harmonieren gut miteinander. Aber was Savich immer noch am besten drauf hat, ist Country and Western. Haben Sie ihn je im Bonhomie Club erlebt?«
    Sie schüttelte den Kopf, nahm einen Schluck Kaffee und wusste dann, dass ihr Magen rebellieren würde, wenn sie mehr tränke.
    »Vielleicht, wenn’s Ihnen wieder besser geht, könnten wir ja

Weitere Kostenlose Bücher