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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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versuchen, es wieder zurückzubekommen, aber werden sie’s bekannt machen? Zweifelhaft.
    Wir haben Mr. Monk, den Kurator des Eureka Art Museum unter die Lupe genommen. Er hat ein Ph.D. von der George Washington und einen Stammbaum so lang wie dein Arm. Falls was an ihm faul ist, hat es Savich jedenfalls noch nicht gefunden. Wir suchen weiter, wollen mal bei den Museen nachhaken, wo er gearbeitet hat. Du schaust dich die ganze Zeit um. Folgt uns jemand?«
    Lily drehte sich so, dass sie sein Profil ansehen konnte. »Nein, da ist niemand. Aber ich kann nicht anders. Für mich ist das Feindesland.«
    »Verständlich. Du hast hier schlimme Erfahrungen gemacht. Du hast Mr. Monk kennen gelernt, nicht?«
    »O ja.«
    »Erzähl mal, wie er so ist.«
    Nachdenklich sagte Lily: »Als ich Mr. Monk zum ersten Mal sah, dachte ich, er hat die schönsten, ausdrucksvollsten schwarzen Augen, ›Schlafzimmeraugen‹ könnte man sie wohl nennen. Aber er wirkt ehrgeizig, gierig. Ist das nicht seltsam?«
    »Er hat schöne Augen? Schlafzimmeraugen? Ihr Frauen denkt und sagt aber auch die komischsten Sachen«, lautete Simons Kommentar dazu.
    »Und ihr Männer etwa nicht? Wenn es Mrs. Monk wäre, würdest du jetzt wahrscheinlich von ihrem Vorbau schwärmen.«
    »Na ja, könnte sein. Aber worauf willst du hinaus?«
    »Wahrscheinlich würdest du gar nicht bis zu ihrem Gesicht kommen. Ihr Männer seid doch alles Einzeller.«
    »Echt? Findest du?«
    Sie lachte, sie konnte einfach nicht anders. Er schob seine Sonnenbrille hoch, und sie sah, dass er sie angrinste. Im Brustton der Befriedigung sagte er: »Es geht dir besser. Du hast ein nettes Lachen, Lily, ich höre es gern. Bin zwar noch immer böse auf dich, weil du mir hierher gefolgt bist, aber ich muss zugeben, es ist das erste Mal, dass du nicht aussiehst, als würdest du jeden Moment umkippen.«
    »Jetzt krieg dich mal wieder ein, Simon. Wir müssen fast bei Abraham Turkle sein. Gleich da vorne biegt der Highway 211 nach links Richtung Hemlock Bay ab. Rechts davon führt eine einspurige Asphaltstraße etwa eine Meile weit bis zum Meer. Ist das Haus dort?«
    »Ja, so hat man mir jedenfalls den Weg beschrieben. Du bist auf dieser Straße noch nie zum Meer gefahren?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete sie.
    »Also gut, jetzt pass auf. Abe hat einen ziemlich üblen Ruf. Er hat einen gewalttätigen Zug, also sei vorsichtig.«
    Sie erreichten die Gabelung. Simon bog nach rechts ab, auf die schmale Asphaltstraße. »Das muss es sein«, sagte er. »Kein Schild und keine andere Straße weit und breit. Wir versuchen’s mal.«
    Als sie eine kleine Anhöhe erreichten, blickten sie unmittelbar aufs Meer. Blau und spiegelglatt lag es da, so weit das Auge reichte. Am Himmel zogen ein paar Wölkchen vorüber. Ein perfekter Tag.
    »Schau nur, diese Aussicht«, schwärmte Lily. »Ich krieg immer einen Kloß im Hals, wenn ich das Meer sehe.«
    Sie erreichten rasch das Ende der Straße. Abe Turkles ›Strandhaus‹ war eine kleine graue, verwitterte Bretterhütte, die am Ende eines Felsvorsprungs stand, der ein ganzes Stück über das Meer hinausragte. Auf beiden Seiten der Hütte stand je eine Hemlocktanne, ein klein wenig geschützt von den Stürmen, die vom Meer hereinzogen. Sie waren derart knorrig und gebeugt, dass man sich unwillkürlich fragte, wieso sie nicht gleich umkippten.
    Ein ungeteerter Feldweg zweigte von der Asphaltstraße ab. Vor der Hütte stand eine schwarze 650er Kawasaki.
    Simon drehte die Zündung ab und wandte sich an Lily. Sie hob abwehrend beide Hände. »Brauchst es gar nicht zu versuchen. Ich komme mit. Kann’s kaum erwarten, Abe Turkle kennen zu lernen.«
    Simon sagte, als er um den Wagen herumging, um ihr die Tür zu öffnen: »Abe isst bloß Schnecken, die er selber gezüchtet hat.«
    »Ich komme trotzdem mit.«
    Sie öffnete vorsichtig den Sicherheitsgurt, legte das kleine Kissen auf den Rücksitz und nahm seine Hand. »Hör auf, mich anzuschauen, als würde ich gleich umkippen. Es geht mir mit jedem Tag besser. Bloß das Aussteigen aus einem Auto ist noch ein bisschen schmerzhaft.« Er sah zu, wie sie ihre Beine nach draußen schwang und sich langsam aufrichtete, dann sagte er: »Ich möchte, dass du meinem Beispiel folgst. Kein Grund, ihn gleich wissen zu lassen, wer wir sind.«
    Als sie die einzige Tür erreichten, so verwittert, dass sie fast die ganze graue Farbe verloren hatte, verharrte er für einen Moment und lauschte. »Kann drinnen nichts hören.«
    Er

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